Wie können beide Länder voneinander profitieren? (Bild: Landtag)
Landtag

Mix der Mentalitäten

"Israel und Bayern sind wie ein Ehepaar", sagt Generalkonsul Dan Shaham-Ben Hayun. Warum und wie beide Länder voneinander profitieren können, zeigten die Gäste am bayerisch-israelischen Freundschaftsabend. Unter ihnen auch Start-Ups und Weinkenner.

Israel und Bayern – die beiden Staaten seien wie ein Ehepaar. Diesen Vergleich zieht Dan Shaham-Ben Hayun, Generalkonsul des Staates Israel am bayerisch-israelischen Freundschaftsabend im Landtag. „Israel und Bayern sind komplementär, aber sie ergänzen sich: die Israelis kommen mit mehreren, manchmal auch verrückten Ideen und die Bayern machen daraus einen Projektplan“, sagt der Generalkonsul. Dass sich Israelis und Bayern in ihrer Mentalität unterscheiden – darüber sind sich viele der rund 400 Gäste am bayerisch-israelischen Freundschaftsabend einig. Aber auch, dass sich daraus Chancen für beide Länder ergeben.

Israel und Bayern sind wie ein Ehepaar.

Dan Shaham-Ben Hayun, Generalkonsul des Staates Israel

Immer wichtiger wird Israel beispielsweise als Ideenschmiede für bayerische und deutsche Autobauer: BMW kooperiert mit der israelischen Firma Mobileye seit 2016, VW investierte 300 Millionen Euro in die Taxi-App Gett. Und auch Daimler eröffnete in diesem Frühjahr ein Forschungs- und Entwicklungszentrum in Israel. Was die Konzerne anzieht, ist unter anderem Israels Expertise in Sachen Cybersecurity, Big Data Analytics und industrielles „Internet of Things“ (IoT; Internet der Dinge). Aber nicht nur die ganz Großen suchen den Austausch. Auch diejenigen sind interessiert, die am Anfang ihrer Berufskarriere stehen.

Im Gepäck nach Tel Aviv: eine Geschäftsidee

So haben sich auch zwei Studenten an dem Abend auf den Weg in den Bayerischen Landtag gemacht. Anfang Juni geht es für die beiden nach Tel Aviv. Im Gepäck haben sie eine Geschäftsidee. Die stellen sie dort Investoren vor. Ihre Namen sollen bis dahin anonym bleiben.

Als Teilnehmer des Förderprogramms „German-Israeli Growth Accelerator“ (Giga) haben sie in den vergangenen Wochen gemeinsam mit Partnern aus Israel daran getüftelt, welche Neugründung Erfolg am Markt haben könnte. Zwei- bis dreimal in der Woche trafen sie sich dazu per Skype, diskutierten Ideen, schrieben Konzepte, verwarfen sie, fingen wieder von vorne an. „Daraus, wie unsere Treffen abliefen, haben wir schließlich eine Geschäftsidee entwickelt“, sagt der eine Student aus München. Profitiert haben die Bayern dabei von der Kreativität der israelischen Kollegen.

Über sich selbst lernen

Das Projekt geht aus dem Austauschprogramm „Bavaria Israel Partnership Accelerator“ (BIPA) hervor. Einer der Initiatoren ist Guy Katz, israelisch-deutscher Professor für Internationales Management und Führung an der FOM Hochschule in München. Seit 13 Jahren lebt der gebürtige Israeli in der Landeshauptstadt. Den Freundschaftsabend nutzt er als Gelegenheit, Werbung für die Kooperation beider Länder zu machen. „Die Ambivalenz der Beziehung zwischen Israelis und Bayern ist einfach super. Wenn die Eigenschaften verrückt und ordentlich zusammenkommen, lernen beide Partner vor allem auch viel über sich selbst“, sagt er. Über das Austauschprogramm brachte er in den vergangenen zwei Jahren rund 100 Studenten und 20 Firmen aus Bayern und Israel zusammen.

Wie kommt das Wasser zur Rebe?

Dass Israel für Bayern auch noch in anderen Bereichen punkten kann, macht Romana Echensperger deutlich. Als ehrenamtliche Botschafterin für den deutschen Wein bringt sie Weinbauer aus Bayern und aus Israel zusammen. Dass die Franken ihren Weißwein anbauen (und im Bocksbeutel abgefüllt verkaufen) könnten, dafür seien unter anderem israelische Ingenieure verantwortlich, sagt Echensperger. Denn ein Großteil der fränkischen Weinbauer nutzte Bewässerungssysteme der Firma Netafim aus Israel.

Genügend Berührungspunkte also, über die sich die Gäste an diesem Abend austauschen. Landtagspräsidentin Barbara Stamm sagt, Bayern und Israelis können gar nicht genügend Begegnungen haben und voneinander lernen. Denn lebendige Demokratie passiere am besten im Kontakt mit den Menschen.

Lebendige Demokratie passiert am besten im Kontakt mit den Menschen.

Barbara Stamm, bayerische Landtagspräsidentin

Wunsch nach Frieden

Die Gäste haben an diesem Abend auch die Gelegenheit, sich mit dem Israelisch-Palästinensischen Konflikt auseinander zu setzen.

Die Bilder der Ausstellung „Faces of Jerusalem“ zeigen arabische und jüdische Kinder beim Schachspielen, Jugendliche mit Filmkameras oder Ehepaare im Wohnzimmer. Jede Fotographie ergänzt eine Geschichte. Sie zeigen, wie sich Juden und Araber gemeinsam um ein friedliches Zusammenleben bemühen. „Es sind die Individuen, die helfen, die Welt zu verändern“, sagt Künstlerin Herlinde Koelbl. Im Auftrag der Jerusalem Foundation hat sie Tel Aviv besucht. Anlässlich des 50. Jubiläums der Stiftung dokumentierte sie mit der Kamera verschiedene Initiativen, die den Frieden im Land voranbringen.

Es sind die Individuen, die helfen, die Welt zu verändern.

Herlinde Koelbl, Fotographin

So besuchte Koelbl die einzige Schule in Jerusalem, in der Araber und Juden nebeneinander in der Schulbank sitzen. Oder eine Nachbarschaftsinitiative, die sich abwechselnd privat mal bei Juden und mal bei Arabern trifft. „Es ist mühsam das Leben jeden Tag neu zu gestalten, aber die Menschen tragen den Wunsch auf ein friedliches Zusammenleben in sich, mehr als die Politik“, berichtet Koelbl von ihren Erfahrungen.

Die beiden Teilnehmer des Austauschprogramms sind gespannt darauf, neben der Arbeit in Tel Aviv auch die Kultur Israels entdecken zu dürfen. Der israelische Wein, den sie an diesem Abend probiert haben, schmeckt ihnen schon einmal sehr gut.

Faces of Jerusalem

Die Ausstellung „Faces of Jerusalem“ im Bayerischen Landtag zeigt noch bis zum 23. Juni jüdische und arabische Menschen in Jerusalem, die Grenzen und Vorurteile durch Verständigung überwinden, beispielsweise durch Koexistenzprojekte der Jerusalem Foundation.