Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt präsentiert auf der Grünen Woche in Berlin das neue staatliche Label für mehr Tierwohl. (Bild: dpa/R. Hirschberger)
Grüne Woche

Qualitätssiegel für gute Tierhaltung

Ein neues staatliches Siegel soll Supermarktkunden zum Kauf von Fleisch aus besserer Tierhaltung animieren. Wie genau dieses Siegel aussehen soll, hat Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt zu Beginn der Grünen Woche in Berlin vorgestellt. Das Thema Tierschutz ist einer der Schwerpunkte der Messe in diesem Jahr.

Die Branche trifft sich vom 20. Januar an zur Grünen Woche in Berlin. Bis zum 29. Januar erwarten die Organisatoren der Agrarmesse etwa 1650 Aussteller aus 66 Ländern und rund 400.000 Besucher. Diesjähriges Partnerland der Messe ist Ungarn.

Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt hat zu Beginn der Grünen Woche ein neues staatliches Qualitätssiegel vorgestellt, mit denen die Kunden einen besseren Überblick über die Tierhaltung der Fleischproduzenten erhalten sollen.

Qualitätssiegel soll in den kommenden zwei Jahren starten

Es gehe dabei allerdings nicht um ein „Nischen-Luxus-Label“, sagte der CSU-Politiker bei der Vorstellung. Er gehe davon aus, dass die neue Kennzeichnung „im nächsten, übernächsten Jahr“ in den Ladentheken sein könne. Sein Ziel sei, bis Ostern Klarheit über die Grundstrukturen zu schaffen. Bauern und die Verbraucherzentralen unterstützen die Pläne, Kritikern reichen sie nicht aus.

Schmidt unterstützt Export von Agrarprodukten

Schmidt bekannte sich zu einer weiteren Förderung des Exports von Agrarprodukten. Dies sei eine der notwendigen Grundlagen für den Erfolg der Landwirtschaft in Deutschland, sagte er bei der Eröffnungsfeier der Messe in Berlin. Mit dem neuen US-Präsidenten Donald Trump und einem EU-Austritt Großbritanniens könnten sich Handelsbeziehungen neu ausgestalten. Dabei gebe es eine „Pflicht zum überlegten Handeln“.

Es gibt auch in der Landwirtschaft eine Pflicht zum überlegten Handeln.

Bundesagrarminister Christian Schmidt

Siegel soll Haltungsbedingungen ausweisen

Mit dem neuen Label soll Fleisch von Tieren gekennzeichnet werden können, deren Haltungsbedingungen über dem gesetzlichen Standard liegen – etwa beim Platz im Stall oder Stroh am Boden. Starten soll das Siegel bei Schweinen und voraussichtlich mit zwei Stufen. Dabei sollten Bauern für höheren Aufwand auch mehr Geld bekommen. „Tierwohl zum Nulltarif kann und wird es nicht geben“, sagte Schmidt. Um das Label bekannt zu machen, will das Ministerium 70 Millionen Euro bereitstellen. Schmidt stellte auch eine Förderung für Landwirte beim Wandel zu Ställen mit besseren Haltungsbedingungen in Aussicht.

Tierschutz ist zentrales Thema der Grünen Woche

Der Ausbau des Tierschutzes ist eines der großen Themen auf der Grünen Woche in diesem Jahr. Umwelt- und Tierschützer, Klein- und Biobauern verlangten in einem „Kritischen Agrarbericht“ eine Abkehr von der Massentierhaltung. Sie gefährde mit Düngereinsatz das Trinkwasser und treibe Bodenpreise nach oben. Der Präsident des Tierschutzbunds, Thomas Schröder, mahnte: „Fleisch ist zu billig.“ Jeder Landwirt sollte nur so viele Tiere halten, wie er mit selbst erzeugtem Futter ernähren könne, sagte der Präsident der Umweltschutzorganisation BUND, Hubert Weiger.

Agrarland Bayern

Bayern ist und bleibt eine Hochburg der Landwirtschaft: Etwa ein Drittel aller Bauernhöfe deutschlandweit steht im Freistaat. Die rund 90.500 Betriebe bewirtschafteten im Jahr 2016 eine Fläche von knapp 3,2 Millionen Hektar, wie das statistische Landesamt am Freitag mitteilte. Das sind etwa drei Prozent weniger als bei der vorangehenden Erhebung drei Jahre zuvor. Die Zahl der viehhaltenden Betriebe sank im gleichen Zeitraum um neun Prozent – und damit deutlich stärker als die der gehaltenen Tiere. Die Zahl der Ökobetriebe stieg hingegen weiter an: Mit rund 7800 Betrieben gab es im vergangenen Jahr gut ein Fünftel mehr Ökobetriebe als noch im Jahr 2013. Geführt werden die landwirtschaftlichen Unternehmen größtenteils von Familien. Etwa die Hälfte der Landwirte geht dabei noch einem weiteren Beruf nach.