An der Grenze zu Tschechien fahndet der Zoll regelmäßig nach Drogenschmugglern. (Foto: Imago/Michael Westermann)
Drogen

Lebensgefährlicher Kick

Deutlich mehr Menschen als im vergangenen Jahr sind bisher in Bayern an Crystal Meth gestorben. Mit hohem Fahndungsdruck und umfassenden Präventionsmaßnahmen versucht der Freistaat, die Verbreitung der gefährlichen Droge einzudämmen.

Weniger Straftaten, aber mehr Tote. So lautet die Bilanz der bayerischen Staatsregierung mit Blick auf die gefährliche Droge Crystal Meth. Wie Innenstaatssekretär Gerhard Eck im Innenausschuss des Bayerischen Landtags berichtete, sank die Zahl der Crystal-Straftaten in den ersten neun Monaten 2016 von bayernweit 2246 Fällen im Vorjahr auf 1843 Fälle. „Das Fallzahlenniveau ist immer noch sehr hoch und die Folgen des Crystalkonsums vielfach dramatisch“, machte Eck deutlich. In diesem Jahr sei von bislang 20 Todesfällen aufgrund von Crystalmissbrauch auszugehen, im Vorjahreszeitraum waren es 15.

Brennpunkt Tschechien

Besonders gefährdet sind laut Eck auch die sogenannten „Körperschmuggler“. Erst im September dieses Jahres ist auf diese Weise ein Crystal-Schmuggler in Bamberg im Krankenhaus verstorben. „Wir werden daher unseren hohen Fahndungs- und Ermittlungsdruck in Bayern auch 2017 beibehalten“, kündigte der Staatssekretär an. Im Mittelpunkt stehe ein hoher Kontrolldruck vor allem durch Schleierfahnder der Bayerischen Polizei. Zusätzlich werde auch eine Vielzahl von Präventionsmaßnahmen fortgeführt, um möglichst viele Menschen vom Konsum der hochgefährlichen Droge abzuhalten.

Erfahrungsgemäß stammt ein großer Teil des Rauschgifts aus illegalen Laboren in Tschechien, was auch die besondere Belastung der Grenzregionen erklärt.

Gerhard Eck

Eck zufolge liegen die geografischen Schwerpunkte der Crystal-Kriminalität weiterhin in den Grenzgebieten zu Tschechien: „Das zeigen unsere verstärkten mobilen und stationären Kontrollen der Verkehrswege.“ Besonders Oberfranken sei betroffen, aber auch Bereiche im Landesinneren wie beispielsweise der Ballungsraum Nürnberg. „Erfahrungsgemäß stammt ein großer Teil des Rauschgifts aus illegalen Laboren in Tschechien, was auch die besondere Belastung der Grenzregionen erklärt“, so Eck. Die Sicherstellungsmenge der Bayerischen Polizei betrug dieses Jahr bis Ende September rund 2,6 Kilogramm, davon etwa 1,3 Kilogramm im Grenzgebiet. Die Konsumeinheit liegt zwischen 5 und 25 Milligramm.

Grenzübergreifende Fahndung

Als besonders wichtig bezeichnete Eck die enge Kooperation mit den tschechischen Behörden. „Dabei geht es uns insbesondere um eine noch bessere grenzüberschreitende Zusammenarbeit bei der Aufdeckung von Drogenlaboren, Drogenhändlern und Schmugglerrouten im Grenzgebiet.“ Hierzu habe das bayerische Innenministerium im vergangenen Jahr mit dem tschechischen Innenministerium eine Erklärung unterzeichnet. Zudem sei am 1. Oktober 2016 der neu verhandelte Deutsch-Tschechische Polizeivertrag in Kraft getreten, der das alte Grenzgebietsabkommen ablöst und einige Neuerungen im Bereich der grenzüberschreitenden polizeilichen Zusammenarbeit enthält. „Die Kooperation mit Tschechien im Kampf gegen Crystal wird also immer besser“, betonte Eck.

Gefährliches Nervengift

Crystal gehört zu den Methamphetaminen. Im Vergleich zu Amphetamin (Speed) wirkt Crystal bis zu fünfmal so stark und auch länger. Besonders riskant sind laut Eck das Rauchen und das Spritzen der Droge. Hier tritt die Wirkung nahezu schlagartig ein und kann zwischen sechs und 48 Stunden anhalten. Crystal bewirkt eine erhöhte Ausschüttung von Botenstoffen wie Adrenalin und Dopamin im Gehirn. „Etliche Konsumenten neigen dadurch zur Überschätzung der eigenen Kräfte bis hin zum völligen psychischen und körperlichen Zusammenbruch“, mahnte der Staatssekretär. Der Konsum führe schnell zu einer schweren psychischen Abhängigkeit.

Crystal Meth wird als eine der gefährlichsten Drogen eingeschätzt.

Gerhard Eck

Außerdem gelte die Droge als starkes Nervengift, das bei regelmäßigem Konsum einen raschen körperlichen und psychischen Verfall verursacht. Eck: „Crystal wird daher als eine der gefährlichsten Drogen eingeschätzt.“

Laut Drogenbericht der Bundesregierung gibt ein Prozent der Männer im Alter von 18 bis 25 Jahren an, schon einmal Crystal Meth konsumiert zu haben. Die mit Abstand größte Zahl von Erstkonsumenten harter Drogen greift zu Amphetaminen.

Verschärfte Handelskontrollen

Die EU Kommission hat unlängst eine Verschärfung des Zugangs zu Chlorephedrin beschlossen, einem der Stoffe, der für die Herstellung  von Crystal Meth verwendet wird. Dieser Stoff war bislang legal erhältlich. Chlorephedrin fällt zukünftig in die „Kategorie 1“ der EU-Verordnungen zu Drogenausgangsstoffen und unterliegt damit sehr starken Handelsrestriktionen sowie strengsten Kontroll- und Überwachungsmaßnahmen. Damit der unerlaubte Umgang mit Chlorephedrin zudem auch strafbewehrt ist, wird das Bundesministerium für Gesundheit kurzfristig eine Änderung des Grundstoffüberwachungsgesetzes in die Wege leiten.

Die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), begrüßt diese Entscheidung: „Der Bund hat das Anliegen Bayerns und Sachsens, den vom Handel und Konsum am meisten betroffenen Ländern, aufgegriffen und zusammen mit Tschechien in Brüssel vertreten. Jetzt hat die EU-Kommission gehandelt und den Zugang zu Chlorephedrin erschwert.“