Maschendrahtzaun um das Volksfest: Aufroll-Box des Sicherheitszauns "SecuFence" oberhalb der Bierzelte. (Foto: G.Dolak)
Oktoberfest

Der neue Wiesn-Zaun steht

Der viel diskutierte Sicherheitszaun oberhalb der Münchner Theresienwiese steht. Das Oktoberfest kann ab Samstag nur mehr über 15 Eingangstore betreten werden. "Wir handeln angemessen, nicht übertrieben", betont Vizebürgermeister Josef Schmid. Trotz der erhöhten Sicherheitsmaßnahmen will er den Charakter als Volks- und Familienfest unbedingt erhalten.

Der „Himmel der Bayern“ liegt noch völlig menschenleer in der Sonne. Drinnen riecht es nach Sägemehl. Eine Gruppe Zimmerleute schmirgelt die Stiegen zur Empore glatt. Von draußen zieht der Duft frisch gebrannter Mandeln herein. Mit einem Hydraulik-Heber karrt ein Lieferant Euro-Paletten mit riesigen Stapeln fabrikneuer Maßkrüge heran. Während das Hacker-Pschorr-Bierzelt ruhig und kühl auf den Oktoberfest-Start wartet, herrscht quer über die Münchner Theresienwiese hektische Aktivität. Arbeiter bauen Fahrgeschäfte auf, Verkäuferinnen sortieren Ware in die Auslage der Souvenir-Buden, Lastwagen sausen die Wirtsstraße entlang. Wenige Tage vor dem Anstich ist noch längst nicht alles fertig auf der Wiesn.

Wir handeln angemessen, nicht übertrieben.

Josef Schmid, zweiter Münchner Bürgermeister

500 Meter Anti-Terror-Barriere

Aber der neue „SecuFence“ steht. Auf der Anhöhe hinter dem Hacker-Zelt haben Monteure des schwäbischen Herstellers auf circa 500 Metern Länge den monatelang umstrittenen Sicherheitszaun installiert. Im Abstand von 40 Metern stehen aufrechte Boxen, in denen der Maschendraht aufgerollt ist. Wie bei einem Vorhang kann der Zaun über eine Drahtleine zwischen den Boxen auf- und abgezogen werden. Mit dieser Barriere entlang der Hangkante der Theresienhöhe ist das Oktoberfest erstmals komplett eingezäunt. An den meisten Stellen war der Zugang zum größten Volksfest der Welt schon bisher über Zelte, Buden und Zäune verbaut.

Über 15 Kontrolltore gelangen die Besucher ab nächsten Samstag auf das Gelände. Taschen mit einem Fassungsvermögen von mehr als drei Litern müssen sie in Aufbewahrungsstellen an den Eingängen lassen. Als größte wird momentan das alte Säulen-Duschbad gegenüber des Haupteingangs ausgebaut. Schlangen bei der Abgabe und beim Einlass werden sich wahrscheinlich bilden.

„Mit Verzögerungen ist zu rechnen“, warnt Münchens Vizebürgermeister Josef Schmid gerade für stark frequentierte Tage. Ein Mehr an Sicherheit sei eben nur mit Einschränkungen zu haben. Der Initiator des „SecuFence“ beteuert allerdings: „Die Wiesn wird keine Hochsicherheitszone.“ Den Charakter als Volks- und Familienfest will Schmid unbedingt erhalten. Aus gutem Grund fordert er Gäste auf: „Leute, geht’s raus auf die Wiesn!“

Hintergrund: Nachdem Schmid das neue Sicherheitskonzept für das Millionenfest bekannt gab, hatten etliche Firmen ihre Veranstaltungen in Wiesn-Zelten storniert. Häufig das Motiv: Angst mancher VIP-Gäste vor Terroranschlägen. So hatte Mode-Macher Werner Baldessarini angekündigt: „Dieses Jahr sind wir auf der Wiesn nicht mit von der Partie.“

Das ängstliche Wort von der „Oktoberfestung“ macht die Runde. Schmid widerspricht: „Wir handeln angemessen, nicht übertrieben.“ Dem Augenschein nach wirkt der neue Sicherheitszaun auch nicht bedrohlich. Die Sorgen mancher Oktoberfest-Fans speisen sich freilich nicht aus seiner Existenz, sondern aus seiner offensichtlichen Notwendigkeit nach den Anschlägen von Würzburg und Ansbach.