Abtprimas Notker Wolf in der Talk-Show Günther Jauch im März 2012. (Bild: imago/Müller-Stauffenberg)
Notker Wolf

„Ruhestand ist für mich ein Fremdwort“

Schon bevor er nach Rom ging, war er als der rockende Abt bekannt. Nach 16 Jahren als ranghöchster Vertreter der Benediktiner wird Abtprimas Notker Wolf nach Bayern zurückkehren. Er hat weiterhin einen vollen Terminplan - Ruhestand sei für ihn ein Fremdwort.

Er ist Geistlicher und Rocker – da ist es wohl kein Zufall, dass die Himmelsleiter von Led Zeppelin („Stairway to Heaven“) zu seinen Lieblingssongs zählt. Am 9. September hat der 76-jährige Notker Wolf seien letzten Arbeitstag als Abtprimas von mehr als 800 Benediktinerklöstern mit über 20.000 Mönchen und Nonnen weltweit. Am folgenden Tag wird der alle vier Jahre tagende Äbtekongress einen Nachfolger wählen. Wolf wird dann nach 16 Jahren in Rom wieder in seine Heimatabtei St. Ottilien in Oberbayern zurückkehren.

Er wurde 1940 als Sohn eines Schneiders in Bad Grönenbach im Allgäu geboren. Schon seine Schulzeit verbrachte er zeitweise in dem Kloster in der Nähe des Ammersees. Im Jahr 1977 wurde er dann in der Abtei St. Ottilien zum Erzabt gewählt, im Jahr 2000 folgte der Wechsel nach Rom. Für das Managen des weltumspannenden Ordens musste Wolf keine Führungsseminare besuchen.

Für moderne Unternehmensführung reichen die benediktinischen Regeln völlig aus.

Notker Wolf, Abtprimas

Das Kloster Sant‘ Anselmo in Rom kannte Wolf schon gut, als er dort vor 16 Jahren den Chefsessel einnahm. An der dortigen Päpstlichen Benediktinerhochschule hatte er selbst studiert, später war er dort Professor für Naturphilosophie und Wissenschaftstheorie.

Mehrfach als Kandidat für Bischofsstuhl gehandelt

In den vergangenen Jahren wurde Wolf immer wieder als ein Kandidat gehandelt, wenn im Freistaat ein Bischofsstuhl vakant war. Beispielsweise als 2007 ein neuer Münchner Erzbischof gesucht wurde oder als drei Jahre später der umstrittene Oberhirte Walter Mixa in Augsburg zurücktrat. Doch Wolf blieb in Rom der oberste Vertreter der Benediktiner. Seine erste Amtszeit als Abtprimas dauerte acht Jahre, 2008 und 2012 wurde er jeweils im Amt bestätigt.

Bereits vor seinem Wechsel nach Italien hatte der Mönch mit seinem Hobby für Schlagzeilen gesorgt. Denn als E-Gitarrist in Mönchskutte steht er bis heute regelmäßig mit der Band „Feedback“ auf der Bühne. Dass der Abtprimas auch Querflöte spielt, kommt ihm nicht nur beim Covern des Klassikers „Locomotive Breath“ zugute, er hat auch CDs mit klassischer Musik aufgenommen.

Musik trifft Lyrik

Neben seiner Leidenschaft für die Musik hat der prominente Mönch zahlreiche Bücher veröffentlicht. Ihre Titel machen den Humor des bayerischen Geistlichen deutlich. Das neue Werk hat den schlichten Namen „Läuft“ mit dem Untertitel „Pessimisten stehen im Regen – Optimisten duschen unter Wolken“. Ein anderer Band heißt „Altwerden beginnt im Kopf, Jungbleiben auch“.

Wann genau der 76-Jährige nach Bayern zurückkehrt und sich im Landkreis Landsberg wieder niederlässt, ist noch unbekannt. In einem Interview mit der Augsburger Allgemeinen sagte er, dass er bis Dezember einen vollen Terminkalender habe – und ergänzte: „Was danach kommt, weiß ich nicht. Ich habe keinen konkreten Plan.“ Untätig wird er wohl nicht bleiben, denn Ruhestand sei für ihn ein Fremdwort, wie er der Zeitung sagte.

Bei politischen Themen nimmt der gerngesehene Talkshow-Gast weiterhin kein Blatt vor dem Mund – weder inner- noch außerhalb der Kirche. So lobt er die Flüchtlingspolitik von Bundeskanzlerin Angela Merkel und wünscht der CDU-Chefin trotz des Gegenwinds eine weitere Amtszeit. Auch die Vorgänge in der Kurie in Rom werden von ihm nicht beschönigt: Der Vatikan sei „eine Behörde – und in jeder Behörde gibt es Machtspielchen und Intrigen“. Gegen den Kurs von Papst Franziskus gebe es dort einen „festen Widerstand“, betonte Wolf in dem Zeitungsinterview, „aber der gute Franziskus hat auch einen Dickschädel“.

dpa/AS