Huldigung für die neue Heilige: Ein riesiges Banner mit Mutter Teresa hängt während der Heiligsprechung vor der Fassade des Petersdoms. (Foto: imago/UPI Photo)
Heilige Mutter Teresa

Der Engel der Armen

Papst Franziskus hat die Ordensfrau und Friedensnobelpreisträgerin Mutter Teresa heiliggesprochen. Rund 19 Jahre nach ihrem Tod verlas der Argentinier vor Hunderttausenden Pilgern auf dem Petersplatz in Rom in einer feierlichen Zeremonie die entsprechende Formel. Die als „Engel der Armen“ berühmt gewordene Nonne darf damit in der katholischen Kirche weltweit als Heilige verehrt werden.

„Mutter Teresa war in ihrem ganzen Leben eine großherzige Ausspenderin der göttlichen Barmherzigkeit, indem sie durch die Aufnahme und den Schutz des menschlichen Lebens für alle da war“, würdigte der Papst Mutter Teresa in seiner Predigt. „Ihre Mission in den Randzonen der Städte und den Randzonen des Lebens bleibt in unserer Zeit ein beredtes Zeugnis für die Nähe Gottes zu den Ärmsten der Armen.“ Die Heiligsprechung auf dem Petersplatz war eines der größten Ereignisse in der bisherigen Amtszeit von Papst Franziskus.

Für Papst Franziskus dürfte die Heiligsprechung als ein Höhepunkt des Heiligen Jahres der Barmherzigkeit auch ein starkes Zeichen sein. Der Argentinier wünscht sich eine „arme Kirche für die Armen“, wie auch Mutter Teresa steht er für Nächstenliebe und Barmherzigkeit. So lud er 1500 Obdachlose und Bedürftige zum Mittagessen ein. Die Menschen aus ganz Italien sollten nach der Messe gemeinsam Pizza essen, wie das päpstliche Almosenamt berichtete.

Albanerin wird zum Engel der Armen in Kalkutta

Die 1910 als Tochter albanischer Katholiken geborene Agnes Gonxha Bojaxhiu war durch ihren Einsatz für die Armen weltbekannt geworden. Mit ihrem Orden „Missionarinnen der Nächstenliebe“ kümmerte sie sich im indischen Kalkutta um Bedürftige. Vielen galt sie daher schon zu Lebzeiten als Heilige, in Indien, wo sie auch als „Heilige der Gosse“ verehrt wird, ist ihre Beliebtheit immer noch ungebrochen.

Das Interesse an der Heiligsprechung in Rom war enorm. Neben Hunderttausenden Menschen vor Ort wurde das Ereignis im Fernsehen in mehr als 100 Länder übertragen. Zahlreiche internationale Delegationen, darunter auch aus Indien, waren auf dem Petersplatz dabei. Tausende Sicherheitskräfte waren im Einsatz, über dem Vatikan war eine Flugverbotszone eingerichtet worden.

Ungewöhnlich schnelle Heiligsprechung

Die Heiligsprechung nur etwa 19 Jahre nach ihrem Tod ist eine der schnellsten in der Geschichte der katholische Kirche. Nur sechs Jahre nach ihrem Tod war Mutter Teresa 2003 bereits von Papst Johannes Paul II. seliggesprochen worden. Im vergangenen Jahr erkannte Papst Franziskus dann das für die Heiligsprechung nötige zweite Wunder an und machte den Weg frei. Dass ihr erstes Wunder, die Heilung einer Frau in Indien von Krebs, umstritten ist, hielt den Prozess nicht auf.

Mit Hilfe von Mutter Teresa soll ein schwer kranker Brasilianer im Jahr 2008 von mehreren Infektionen im Gehirn geheilt worden sein. Vorher hatten er und seine Frau zu der Nonne gebetet. „Ich bin sehr dankbar, mein größtes Wort ist Dankbarkeit“, sagte Marcílio Haddad Andrino, der mittlerweile gegen jede medizinische Wahrscheinlichkeit mit seiner Frau Kinder hat.

(dpa/wog)