Bayerns Bildungssystem schneidet gut ab. (Bild: Fotolia/Oksana Kuzmina)
Bildungsvergleich

Beispielhaftes Bayern

In einer deutschlandweiten Studie bekommt der Freistaat Bestnoten für sein hohes Angebot an Ausbildungsstellen und die geringe Zahl von Schulabbrechern. Auch bei der Integration von Flüchtlingen liegt Bayern im Vergleich der Bundesländer vorne.

Bayern ist Spitze bei der beruflichen Bildung, bei der Vermeidung von Bildungsarmut und dem effizienten Mitteleinsatz im Bildungssystem. Zu diesem äußerst positiven Ergebnis kommt die Studie „Bildungsmonitor 2016“, die das Institut der deutschen Wirtschaft Köln und die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft jetzt vorgestellt haben. Im bundesweiten Vergleich der Bildungssysteme belegt der Freistaat hinter Sachsen und Thüringen den dritten Rang.

In die Studie flossen insgesamt 93 Indikatoren ein. Dazu gehören etwa die Verfügbarkeit von Ganztagsschulen, das Angebot an Ausbildungsplätzen, Schulabbrecherquoten, die Qualität der schulischen Leistungen sowie der Zugang zu höheren Bildungsabschlüssen.

Bayerns Schulen gehören zu den besten

Bayerns Bildungsminister Ludwig Spaenle zeigte sich erfreut über die Resultate der Untersuchung: „Jungen Menschen in Bayern eröffnen sich vielfältige Chancen für Ausbildung, Beruf und Studium. Das belegen die Daten im Bildungsmonitor 2016“, sagte Spaenle. Die gute Platzierung bestätige den bayerischen Weg eines differenzierten und durchlässigen Schulsystems, das gut auf die Herausforderungen von Gegenwart und Zukunft vorbereite. Spaenle weiter: „Die bayerischen Schulen rangieren im bundesweiten Vergleich der Bundesländer unter den besten Drei. In den Feldern, die sich mit beruflicher Bildung, Bildungschancen für alle und effizienter Verwendung von Steuermitteln befassen, führt Bayern den Vergleich sogar als bestes Bundesland an.“

Positiv zu bewerten sind viele Initiativen, die den Übergang in eine Ausbildung und Beschäftigung fördern.

Bildungsmonitor 2016

Besonders lobt die Studie das hohe Angebot an Ausbildungsstellen in Bayern, den bundesweit niedrigsten Anteil an Jugendlichen ohne Ausbildungsplatz und die Investitionsquoten an Schulen. Bayern weise auch bei den Schulabschlüssen „besondere Stärken“ auf: Nur wenige Schüler würden die Schule ohne Abschluss verlassen, die Erfolgsquoten in der Berufsvorbereitung seien ebenfalls hoch.

Chancen für Flüchtlinge

Gute Noten erhält der Freistaat auch mit Blick auf die Integration von Flüchtlingen. „Positiv zu bewerten sind viele Initiativen, die den Übergang in eine Ausbildung und Beschäftigung fördern“, loben die Verfasser. Dies gelte auch für die beschlossene Wohnsitzauflage für Flüchtlinge. Die Autoren des „Bildungsmonitors“ heben die Berufsintegrationsklassen an den bayrischen Berufsschulen und die Vereinbarung „Integration durch Ausbildung und Arbeit“, der Bayerischen Staatsregierung mit der bayerischen Wirtschaft und der Bundesagentur für Arbeit als „beispielhaft“ hervor.

Kraftakt des Freistaats

Kultusminister Spaenle zeigte sich besonders erfreut über die Anerkennung für diesen „Kraftakt“ des Freistaats: „Bayerische Staatsregierung, Spitzenorganisationen der Bayerischen Wirtschaft und Regionaldirektion Bayern der Bundesagentur für Arbeit  bilden hier einen Schulterschluss, um den Übergang von jungen Flüchtlingen und Asylbewerbern in Ausbildung und Beschäftigung zu fördern.“

Spaenle erinnerte in diesem Zusammenhang an den Nachtragshaushalt 2016, der für die schulische Integration der jungen Flüchtlinge und Asylbewerber Stellen und Mittel im Umfang von rund 160 Millionen Euro umfasst. Darin enthalten sind 1079 Planstellen sowie Mittel zur Anstellung von mehreren hundert weiteren Lehrkräften.

Bayern hat auf die Flüchtlingskrise schnell und umfassend reagiert.

Sozialministerin Emilia Müller

Auch Sozialministerin Emilia Müller sieht in der Studie eine Bestätigung für die Arbeit der Staatsregierung: „Bayern hat auf die Flüchtlingskrise schnell und umfassend reagiert. Jetzt macht sich der hohe Einsatz an Kraft und finanziellen Mitteln bezahlt“, sagte Müller. „Der Freistaat hat als erstes erkannt, dass nur eine Bündelung der Kräfte zum Erfolg führen kann. Deshalb haben wir eine Vereinbarung mit der Wirtschaft und der Arbeitsverwaltung geschlossen, Flüchtlinge möglichst schnell in Arbeit oder in eine Ausbildung bringen soll.“ Die Initiative habe sich bewährt, so Müller: „Bayern steht deutschlandweit an der Spitze.“

Milliarden für die Integration

Die Autoren der Studie rechnen mit hohen Kosten für die Integration von Flüchtlingen in den Bildungssektor. Schon im nächsten Jahr dürften zusätzliche 3,45 Milliarden Euro für Kitas, Schulen, Berufsausbildung und Hochschulen erforderlich sein, schreiben sie. Gebraucht würden bundesweit etwa 98.500 weitere Kita-Plätze und Lehrer für 200.000 zusätzliche Schüler. „Die Länder müssen der Bildung in den öffentlichen Haushalten einen höheren Stellenwert einräumen“, sagt Studienleiter Axel Plünnecke.

Viele Schulabbrecher unter den Migranten

Aktuell gebe es bei der Integration aber sogar Rückschritte, heißt es in der Studie. So sei der Anteil ausländischer Kinder, die die Schule abbrechen, binnen eines Jahres von 10,7 Prozent auf nun 11,9 Prozent gestiegen. Die Forscher empfehlen, dass möglichst alle Flüchtlingskinder im entsprechenden Alter in Kitas gehen. Erzieher sollten für das Vermitteln von Deutsch als Fremdsprache qualifiziert werden. Möglichst rasch sollten Flüchtlingskinder in reguläre Klassen kommen. An Hochschulen, an denen im nächsten Jahr 17.000 zusätzliche Studenten zu erwarten seien, sollte es Sprachkurse geben.

Kritik am Ganztagsangebot

Verbesserungsbedarf sieht der Bildungsmonitor im Freistaat noch im Bereich der Ganztagsangebote: „Der Anteil der Kindergarten- und Grundschulkinder in Ganztagseinrichtungen ist im bundesweiten Vergleich sehr niedrig“, heißt es. Bei der Förderinfrastuktur bestehe deshalb ein „deutliches Verbesserungspotenzial“.

Für Grundschulkinder stehen in Bayern nicht nur Ganztagsschulen, sondern auch Kindertageseinrichtungen und Mittagsbetreuungen zur Verfügung.

Bildungsminister Ludwig Spaenle

Spaenle wies diese Kritik zurück. Er erklärte, dass Bayern bereits deutliche Fortschritte erzielt habe: „In der Grundschule sind wir schon jetzt viel besser, als es die Studie ausführt: Für Grundschulkinder stehen in Bayern nicht nur Ganztagsschulen, sondern auch Kindertageseinrichtungen und Mittagsbetreuungen zur Verfügung.“ Rechne man die dort betreuten Kinder dazu, liege die Betreuungsquote in der Grundschule nicht bei 9,9 Prozent, sondern bei über 50 Prozent. „Das kommt Kindern und Eltern zugute“, so Spaenle.

Wahlmöglichkeiten für Familien

Zudem werde auf Basis der Regierungserklärung des Ministerpräsidenten von 2013 die Ganztagsbetreuung weiter kontinuierlich ausgebaut. „Wir eröffnen Kindern und Eltern etwa durch die Einführung offener Ganztagsgruppen auch an Grundschulen zusätzliche Wahlmöglichkeiten, die zu ihrer familiären Situation und zu den pädagogischen Wünschen passen“, erklärte der Minister.