Servus und auf Wiedersehen: Alexander Gerst am späten Abend des 9. November 2014 kurz vor dem Ablegen des Sojus-Raumschiffs von der ISS. 2018 wird er ins All zurückkehren. (Bild: ESA/NASA)
Raumfahrt

Alexander Gerst für drei Monate Chef der ISS

Alexander Gerst hat noch lange nicht genug vom Weltraum. Der deutsche ESA-Astronaut fliegt 2018 ein zweites Mal ins All und wird dieses Mal sogar die Internationale Raumstation (ISS) kommandieren. Betreut wird der Astronaut bei der Langzeitmission wieder vom Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum in Oberpfaffenhofen bei München.

ESA-Generaldirektor Jan Wörner hatte am Mittwoch die große Bühne gewählt, um die frohe Botschaft unters Volk zu bringen. ESA-Astronaut Alexander Gerst hatte Kanzlerin Angela Merkel zu einem Besuch ins Europäische Astronautenzentrum nach Köln eingeladen, die der Einladung gerne folgte. Natürlich war auch der ESA-Chef vor Ort und verkündete die kleine Sensation: Alexander Gerst wurde von der ESA für eine zweite Langzeitmission zur Internationalen Raumstation ausgewählt. Von Mai bis November 2018 wird er sechs Monate auf der Internationalen Raumstation verbringen und in der zweiten Hälfte seiner Langzeitmission das Kommando übernehmen. Damit wird zum ersten Mal ein deutscher Raumfahrer Chef der ISS und nach dem Belgier Frank de Winne zum zweiten Mal ein Europäer. „Mit diesem Flug wird Deutschland seine Kompetenzen in der Raumfahrt weiter ausbauen“, freut sich die Vorstandsvorsitzende des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR), Pascale Ehrenfreund.

Alexander Gerst hat sich bei seiner ersten ISS-Mission BlueDot durch hervorragende Gesamtleistungen und eine hohe Professionalität in der Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem hat er exzellente Koordinationsfähigkeiten und soziale Kompetenzen bei der Interaktion mit den Kollegen der ISS-Crew bewiesen.

ESA-Generaldirektor Jan Wörner

Gerst kennt sich auf der ISS aus wie kaum ein anderer: Von Mai bis November 2014 kreiste er mit der Raumstation schon etliche Male um die Erde und bereitete der ESA dabei viel Freude: Er habe sich bei seiner ersten ISS-Mission „BlueDot“ durch hervorragende Gesamtleistungen und eine hohe Professionalität in der Wissenschaft ausgezeichnet, lobt ihn ESA-Chef Wörner. Und offensichtlich ist der gebürtige Künzelsauer (Baden-Württemberg) auch menschlich ein sehr feiner Kerl. Wörner drückt es so aus: „Er hat exzellente Koordinationsfähigkeiten und soziale Kompetenzen bei der Interaktion mit Kollegen bewiesen.“ Aus diesem Grund habe die ESA Alexander Gerst für diese Mission ausgewählt und als Kommandant der ISS vorgeschlagen, so der Generaldirektor.

Kontrollzentrum in Oberpfaffenhofen koordiniert Arbeiten an Bord

Dass bei seiner Mission vor zwei Jahren alles wie am Schnürchen lief, dazu hatte aber auch die Bodencrew im oberbayerische Oberpfaffenhofen ihren Teil beigetragen. Im sogenannten Columbus-Kontrollzentrum koordinierte sie die Arbeit des Astronauten im gleichnamigen Weltraumlabor: „Das Columbus-Kontrollzentrum war mein Kontakt in die Heimat. Für die großartige Leistung und Unterstützung möchte ich mich beim ganzen Team bedanken, es war eine unglaubliche Zeit“, bedankte sich Gerst nach seiner Rückkehr aus dem All. Die Vorbereitungen für die „BlueDot“-Mission, bei der Gerst im All wissenschaftliche Experimente durchführte, hatten bei den Mitarbeitern des DLR in Oberpfaffenhofen schon 2012 begonnen. Und während der Mission zwei Jahre später unterstützte das Columbus-Team den Astronauten mit weit mehr als 30.000 Arbeitsstunden, berichtet das DLR.

Aushängeschild der Deutschen Raumfahrt

Das Columbus-Kontrollzentrum ist seit Beginn an für das Labor zuständig, das 2008 an die ISS andockte. Das Team arbeitet im Deutschen Raumfahrtkontrollzentrum (GSOC), das als Aushängeschild des DLR-Standorts in Oberpfaffenhofen gilt. Weit mehr als 50 Satelliten wurden von Oberpfaffenhofen aus bereits in ihre Erdumlaufbahnen gesteuert. Der Standort beheimatet auch das Kontrollzentrum für das europäische Satellitennavigationssystem Galileo. Innerhalb der bemannten Raumfahrt hatte sich das DLR in Oberpfaffenhofen bereits 1993 weltweit einen Namen gemacht, als es die D2-Mission auf der Raumfähre Columbia begleitete. Und auch beim nächsten Langzeitaufenthalt von Alexander Gerst wird das Columbus-Kontrollzentrum wieder Dreh- und Angelpunkt der Mission sein, bestätigt DLR-Sprecher Andreas Schütz auf Anfrage des Bayernkurier.