Zukunftsvision: Prothesenträger werden bald fehlende Glieder ersetzen können. Foto: Fotolia/Melnik/BK
Gelenkprothesen

Erfolgsmodell Lebensqualität

Amputationen bedeuteten früher oft, dass die Betroffenen weitgehend vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen waren. Heute werden sie immer mehr eingebunden. Nicht zuletzt auch durch neuartige High-Tech-Prothesen. Die Firma Endolite Deutschland entwickelt solche Gehhilfen und schafft damit Arbeitsplätze im oberfränkischen Mainleus.

Prothesenträger laufen heutzutage Marathon, fahren Motocross oder besteigen Hochgebirge. Gute Nachricht also für die etwa 22 000 Menschen, die jährlich in Deutschland durch Diabetes, Unfälle und Krebserkrankungen ein Glied verlieren. Firmen wie die endolite Deutschland GmbH im oberfränkischen Mainleus helfen den Betroffenen, ihre körperliche Mobilität zu bewahren. „Wir entwickeln sichere, funktionale und energetisch optimale Prothesen“, sagt Konstanze Hager, Geschäftsführerin der Firma.

Endolite Deutschland ist Anfang 2011 als Tochterunternehmen der englischen Blatchford Ltd. an den Start gegangen. Blatchford hat sich seit 120 Jahren auf die Entwicklung von Produkten im Bereich Prothetik spezialisiert und zählt heute mit ihren zahlreichen Tochterfirmen 700 Mitarbeiter weltweit. „Meine sieben Mitarbeiter und ich betreuen Tausende von Betroffenen aus Deutschland, Österreich und den BeNeLux-Staaten, die wir über die Krankenhäuser und die 40 Selbsthilfegruppen für Amputierte erreichen“, berichtet Hager. „Nächstes Jahr werden noch zwei Angestellte dazu kommen.“ Den Grund für diese Expansion sieht Hager in der Qualität der in England produzierten, aber in Mainleus montierten Produkte. Vor allem das ESK Kniegelenk und das Multiflex Knöchelgelenk seien bis heute hunderttausendfach zum Einsatz gekommen.

Endolite setzt seit über dreißig Jahren Karbontechnologie ein und verwendet leichte und energieeffiziente Materialien wie Kohlefaserverbindungen. Diese Technologie ist in der Lage, leichte und hoch feste Konstruktionen hervorzubringen. Flexible Füße und Unterschenkelsysteme, die über Energierückgewinnung die Mobilität der Anwender beim Gehen und bei sportlichen Aktivitäten fördern, sind auf diese Weise möglich geworden.

Dem Hersteller wurde bereits zum fünften Mal eine der international anerkanntesten und prestigeträchtigsten Auszeichnungen verliehen: Der begehrte „Queen’s Award für Enterprise“. Er zählt zu den höchsten britischen Unternehmerauszeichnungen für herausragende Innovationen, marktgerechte Umsetzung sowie nachhaltige Entwicklung. Bereits jetzt ist der mikroprozessorgesteuerte Knöchelgelenksfuß mit Schub- und Bremswirkung élan für den German Design Award 2013 nominiert.

Der élan ist als einziger Knöchelgelenksfuß mit einer elektronisch gesteuerten Ventiltechnik ausgestattet. Beim Bergaufgehen regulieren sich die Ventile, es kommt zu einer Schubwirkung, was dem Anwender das Laufen erleichtert. Die umgekehrte Funktion haben die hydraulischen Komponenten, wenn man eine Anhöhe hinuntergeht: In diesem Fall passen sich die Ventile entsprechend an und die Prothese bremst ein. Der Träger hat so ein angenehmes Laufgefühl und mehr Sicherheit beim Bergabgehen.

Wie alles begann

In London wurde 1890 die erste Blatchford Klinik eröffnet. Die Nähe zum Patienten und die handwerklichen Möglichkeiten setzte C. A. Blatchford 1917 in das erste Patent für einen Knie-Extensions-Mechanismus und kurz darauf in einem neuen Knöchelgelenk um, welches Plantar- und Dorsalflexion erlaubte.

Durch den Weltkrieg stieg die Nachfrage nach funktionell anspruchsvolleren Passteilen, aufgrund des hohen Anteils junger und aktiver Anwender, stark an. Blatchford entwickelte ein neuartiges Sicherheitsgelenk, welches zuverlässig das Knie mittels einer Bremse blockierte, sobald Gewicht auf die Prothese wirkte. Dieses grundlegende Prinzip des Bremsknies wurde schon bald weltweit populär.