Problemregion Ruhrgebiet
Die Zahl der Armen in Deutschland sinkt erneut - wenn auch nur in geringem Ausmaß. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Armutsbericht. Allerdings steigt die Armutsquote in manchen Ländern - in Bayern nur leicht, in NRW dagegen deutlich. Und auch die Situation der Rentner macht dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Sorgen.
Armutsbericht

Problemregion Ruhrgebiet

Die Zahl der Armen in Deutschland sinkt erneut - wenn auch nur in geringem Ausmaß. Zu diesem Ergebnis kommt der jüngste Armutsbericht. Allerdings steigt die Armutsquote in manchen Ländern - in Bayern nur leicht, in NRW dagegen deutlich. Und auch die Situation der Rentner macht dem Paritätischen Wohlfahrtsverband Sorgen.

Die gute Nachricht zuerst: Der Anteil der Armen in Deutschland ist in den vergangenen zwei Jahren auf 15,4 Prozent der Bevölkerung gesunken. Zu diesem Ergebnis kommt der Paritätische Wohlfahrtsverband in seinem neuen Armutsbericht 2016. Die Zahl der Armen nimmt also ab – der Rückgang ist aber schwächer als erwartet. Insgesamt liegt der Wert nur 0,1 Prozentpunkte unter dem von vor zwei Jahren. Der Verband basiert seine Zahlen auf einem Wert des Statistischen Bundesamts aus dem Jahr 2014. Der Wohlfahrtsverband legte seinen Bericht erstmals im Verbund mit mit zahlreichen weiteren Sozialverbänden vor.

Als  „arm“ gelten dabei Menschen, die in Haushalten mit weniger als 60 Prozent des mittleren Einkommens leben. In Deutschland sind das zur Zeit etwa 12,5 Millionen Menschen. Für Alleinstehende liegt die Schwelle derzeit bei 917 Euro im Monat, für Alleinerziehende mit einem Kind unter sechs Jahren bei 1192 Euro, und für ein Paar mit Kind bei durchschnittlich 1651 Euro.

Neben Alleinerziehende sind auch ältere Menschen in Deutschland gefährdet, unter die Armutsschwelle zu rutschen.  „Unter befinden sich knapp  3,4 Millionen Rentner“, sagte der Geschäftsführer des Verbands, Ulrich Schneider, bei der Vorstellung des Berichts in Berlin. Bei ihnen sei die Armut seit 2005 etwa zehn Mal so stark angewachsen wie beim Rest der Bevölkerung. Von einer Trendwende wollte er trotz des leichten Rückgangs bei den Pensionären nicht sprechen.

Laut Deutschem Kinderhilfswerk sind auch etwa 19 Prozent der Kinder und Jugendlichen arm. Der Präsident des Verbandes, Thomas Krüger, forderte einen Aktionsplan gegen Kinderarmut. Schneider trat für eine Stärkung der Renten, der Grundsicherung, für mehr Bildung und steuerliche Umverteilung ein. Rund 335.000 Menschen sind laut der ebenfalls an dem Bericht beteiligten Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ohne Wohnung –  „so viele wie seit über zehn Jahren nicht mehr“, sagte Vize-Geschäftsführerin Werena Rosenke. Wohnungen fehlten für Wohnungslose, einkommensarme Haushalte und Zuwanderer.

Leichte Zuwächse in Bayern, großer Anstieg in NRW

In neun der 16 Bundesländer nahm die Armutsquote ab. Im Freistaat stieg sie in den vergangenen zwei Jahren allerdings leicht an, von 11,3 auf 11,5 Prozent. In Nordrhein-Westfalen ging die Zahl sogar von 17,1 auf 17,5 Prozent nach oben. Das Ruhrgebiet sei dabei die „Problemregion Nummer Eins“, sagte Verbands-Geschäftsführer Schneider. Jeder fünfte Einwohner des größten Ballungsraums der Bundesrepubublik müsse mittlerweile zu den Armen gezählt werden. „Das ist eine alarmierende Entwicklung für die Region“, sagte Schneider.

(dos/dpa)