Der Tourismus in Bayern boomt. (Bild: Fotolia)
Tourismus

Weiß-blaues Urlaubsparadies

Über fünf Prozent mehr Gästeankünfte, immer mehr ausländische Patienten und mehr Umsatz in der Gastronomie. Der Bayerntourismus ist auf Rekordniveau. Damit das so bleibt, will die Branche den Freistaat passend zum Jubiläum "500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot" als Bier-Land präsentieren. Das kommt gerade Franken recht - die Region wird als Reisedestination immer beliebter.

So viele Check-ins in Bayerns Hotels hat es noch nie gegeben. Deshalb feiert das bayerische Wirtschaftsministerium 2015 als das beste Tourismusjahr überhaupt. Die Zahl der Gästeankünfte stieg 2015  gegenüber dem Vorjahr um 5,4 Prozent auf 34.208.802 und die der Übernachtungen um 3,4 Prozent auf 88.128.741. Auch die bayerischen Gastronomen sind mit 3,6 Prozent mehr Umsatz und einem Prozent mehr Beschäftigten im Gastgewerbe zufrieden. Allerdings brach die Zahl der russischen Gäste dramatisch ein: 2015 kamen mit rund 208.000 Ankünften rund ein Drittel weniger Russen nach Bayern als 2014.

Der Bayerntourismus legt mit der Jahresbilanz 2015 ein absolutes Spitzenergebnis vor. Wir bewegen uns im vierten Jahr in Folge auf absolutem Rekordniveau. Mein Ziel ist es, die Spitzenposition des Bayerntourismus weiter auszubauen. Unsere Touristiker haben auch für 2016 kreative Angebote entwickelt.

Ilse Aigner, Wirtschafts- und Tourismusministerin

Für das Jahr 2016 hat Aigner sich vorgenommen, die 90-Millionen-Marke zu knacken. Und damit der Trend anhält, setzt die Branche unter anderem auf Bier. Anlässlich des Jubiläums „500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot“ wollen Brauwirtschaft, Gastgewerbe und die Tourismusbranche Bayern als Land des Bieres präsentieren. Außerdem sollen Wachstumsmärkte beispielsweise beim Incoming-Tourismus und beim Gesundheitstourismus gezielt erschlossen werden. Investiert werden soll auch in den Bereich Barrierefreiheit und in die Digitalisierung des Tourismusmarketing.

Chinesen erholen sich in bayerischen Kurorten

Aber nicht nur Bier, sondern auch ein neues Gesundheitssiegel sollen die Touristenzahlen weiter nach oben treiben. Denn auch der Gesundheitstourismus boomt. Die bayerischen Heilbäder und Kurorte verzeichneten mit einem Plus von 6,2 Prozent bei den Ankünften einen überdurchschnittlichen Zuwachs, bei den Übernachtungen gab es ein Plus von 1,6 Prozent. 2016 wird der Verband mit der Bayern Tourismus Marketing GmbH deshalb die Marke „Gesundes Bayern“ weiter entwickeln. In Workshops, Regionalkonferenzen und mit professionellem Coaching werden die Heilbäder und Kurorte ihr Profil schärfen und neue Angebote, beispielsweise ortsgebundenen Heilmittel, für den Gesundheitstourismus entwickeln. Auch die Erschließung neuer  Auslandsmärkte will der Verband angehen. In einer Studie verweisen Project M und Keck Medical auf rasanten Zuwachs von ausländischen Patienten aus Russland (+ 130 Prozent), China/Hongkong (+ 471 Prozent) und den Vereinigten Arabischen Emiraten (+ 300 Prozent) in Vorsorge- und Rehakliniken.

Immer beliebter: Frankens Städte

Ein Blick auf die verschiedenen Regierungsbezirke zeigt: Franken wird als Reisedestination immer beliebter. 3,2 Prozent mehr Gäste als im Vorjahr entschieden sich für eine Übernachtung in der Region. Insgesamt 20,8 Millionen. Angesteuert werden dabei vor allem die Städte.

In Nürnberg wurden erstmals mehr als drei Millionen Übernachtungen gezählt. Würzburg folgt mit fast 900.000 Übernachtungen auf Platz zwei und Bamberg landete mit 600.000 Übernachtungen auf Platz drei. Auch Unterkünfte in Erlangen und Rothenburg ob der Tauber waren gefragt. Stolz sind die Franken darauf, dass auch immer mehr ausländische Touristen vorbeischauen – vor allem Holländer und Amerikaner. So ist es kein Wunder, dass der Tourismus erheblich die Wirtschaft in der Region ankurbelt. Die Tourismus-Betriebe in Franken erwirtschafteten im Jahr 2014 einen Umsatz von knapp neun Milliarden Euro, wobei zwei Drittel aus dem Tagestourismus stammten und ein Drittel aus den Übernachtungen.

Digitaler Genuss per Frankenbier-App

Klar, dass auch Franken in diesem Jahr das Bier-Jubiläum „500 Jahre Bayerisches Reinheitsgebot“ zur Vermarktung nutzt, beispielsweise mit einer Frankenbier-App für Smartphones. Weitere Höhepunkte: die Landesgartenschau in Bayreuth, die bayerisch-tschechische Landesausstellung über Kaiser Karl IV. in Nürnberg sowie die Veranstaltungen zum 150. Todestag des Übersetzers und Dichters Friedrich Rückert.

Deutschland – Urlaubsland

Nicht nur in Bayern boomt es, auch der Deutschland-Tourismus wächst: Das vergangene Jahr hat den sechsten Übernachtungsrekord in Folge gebracht. Das Statische Bundesamt zählte 436,4 Millionen Übernachtungen von Reisenden aus dem In- und Ausland. Ein Plus von 3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei stieg die Zahl der Übernachtungen von Gästen aus dem Ausland um 5 Prozent auf 79,7 Millionen. Bei Reisenden aus dem Inland gab es ein Plus von 2 Prozent auf 356,7 Millionen. Auch für das laufende Jahr zeigt sich der Verband zuversichtlich. Voraussetzung sei laut Hotel- und Gaststättenverband Dehoga, dass Reisende das Gefühl der Sicherheit hätten sowie eine weiterhin stabile Konjunkturentwicklung.

Gastronomen stöhnen unter Verordnungslawine

Doch bei aller Euphorie über die Zuwachszahlen gibt es auch Unmut im Gastgewerbe. Ulrich N. Brandl, Präsident des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes Dehoga Bayern e. V, kritisiert, dass Gastronomen immer mehr Betriebsaufgaben erfüllen müssen, insbesondere auf dem Land. „Die immer größer werdende Verordnungslawine zieht immer mehr Betrieben den Boden unter den Füßen weg, zugleich bedarf es dringend der Anpassung jahrzehntealter Gesetze, die nicht mehr der Alltagsrealität entsprechen. Allen voran ist das Arbeitszeitgesetz zu nennen, hier bedarf es der Umstellung von einer täglichen auf eine wöchentliche Höchstarbeitszeit“, sagt der Dehoga Bayern-Präsident.