Europaministerin Beate Merk eröffnet im libanesischen Bar Elias eine Handwerkerschule: (v.l.) Christian Springer (Orienthelfer e.V.), Beate Merk, Martin Wahl (berufliche Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft bfz). (Bild: Bayerische Staatskanzlei)
Entwicklungshilfe

Fluchtursachen vor Ort bekämpfen

Bayerische Entwicklungshilfe für Libanon und Syrien: In der libanesischen Stadt Bar Elias hat Europaministerin Beate Merk eine Handwerkerschule für 500 syrische Flüchtlingskinder eröffnet. Das Schulprojekt wird vom gemeinnützigen Verein Orienthelfer getragen und vom Freistaat mit rund 400.000 Euro unterstützt. Im Libanon leben 1,3 Millionen syrische Flüchtlinge in prekären Verhältnissen.

„Heute wollen wir ein Tor in die Zukunft öffnen“, strahlt Bayerns Europaministerin Beate Merk in Bar Elias. Die mittelgroße libanesische Stadt liegt ungefähr in der Mitte der Bekaa-Ebene. Die Grenze zum Bürgerkriegsland Syrien ist nicht weit. Damaskus auch nicht. Tatsächlich liegt Bar Elias ungefähr auf halber Strecke zwischen Beirut und Damaskus, an einer alten Handelsstraße, die dem Ort zu einer gewissen Bedeutung verholfen hat – und früher auch einmal zu Wohlstand. Mit 60.000 Einwohnern ist Bar Elias so ziemlich die größte sunnitische Stadt in der Bekaa-Ebene. 15 bis 20 Prozent der Stadtbevölkerung sind Christen, es gibt zwei Kirchen in der Stadt. Kein Wunder: Der Bezirk Zahlé, in dem Bar Elias liegt, ist mehrheitlich christlich.

Libanon: 1,3 Millionen syrische Flüchtlinge in prekärer Lage.

Komplizierte libanesische Verhältnisse, die in den letzten nur noch komplizierter geworden sind: Der Bürgerkrieg in Syrien hat viele Flüchtlinge über die nahe Grenze getrieben. Insgesamt hat der Libanon – das Land ist mit 10.452 Quadratkilometern Fläche nur etwa ein Siebtel so groß wie Bayern – etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge aufgenommen. Weil Beirut keine festen großen Lager entstehen sehen will, leben die Flüchtlinge in etwa 2000 improvisierten Zeltlagern, in Garagen oder in Bauruinen überall im Land. Auch in Bar Elias und Umgebung. Die syrischen Flüchtlinge dürfen im Libanon nicht legal arbeiten, was ihre Lage noch schwieriger macht: Rund 70 Prozent der Flüchtlingshaushalte leben unterhalb der libanesischen Armutsgrenze.

Handwerkerschule für 500 Flüchtlingskinder

Für diese Flüchtlinge ist Ministerin Merk am gestrigen Dienstag nach Bar Elias gekommen. Zusammen mit dem CSU-Bundestagsabgeordneten und Entwicklungspolitiker Tobias Zech hat sie dort eine Handwerkerschule für syrische Flüchtlinge eröffnet. Mit dabei war auch der Kabarettist – und studierte Orient-Experte – Christian Springer, dessen gemeinnütziger Verein Orienthelfer e.V. das Schulprojekt in Bar Elias ins Leben gerufen hat. Der Freistaat hat die bemerkenswerte Schule, die fachlich von den beruflichen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft begleitet wird,  mit über 400.000 Euro gefördert.

Diese Handwerkerschule wird Heimat der Zukunftsmacher und Hoffnungsspender von neben an. Das sind Sie alle!

Europaministerin Beate Merk

Die neue Handwerkerschule in Bar Elias ist für bis zu 500 Schüler aus insgesamt neun Flüchtlingscamps ausgelegt. Sie sollen dort eine schulbegleitende fachpraktische Ausbildung in den Fächern Gas/Wasser/Sanitär, Elektro/Solar, Hotel/Gaststätten, Lager/Logistik und Altenpflege erhalten. An der Schule wird zudem eine Arbeitsvermittlung eingerichtet. Alle Angebote sollen auch Lehrern und bedürftigen Schülern aus dem Libanon offen stehen. Das Video von der Bayerischen Staatskanzlei zeigt, was hinter dem Projekt steckt:

Libanonreise von Staatsministerin Beate MerkPlay Video
Libanonreise von Staatsministerin Beate Merk

für ein friedliches Syrien, zu dessen Wiederaufbau Sie mit den hier erlangten Fähigkeiten beitragen können

Beate Merk

In der Schule gehe es um „ganz praktische Hilfe“, um solide Ausbildung für junge Leute, die irgendwann einmal und hoffentlich bald ihre syrische Heimat wieder aufbauen sollen, erklärt Ministerin Merk den ersten Handwerksschülern in Bar Elias: „Wir bauen im Libanon eine praxisnahe Berufsausbildung auf. Wir stärken die regionale Wirtschaft. Wir schaffen Zukunftsperspektiven. Hier im Libanon. Und ich hoffe, bald auch für ein friedliches Syrien, zu dessen Wiederaufbau Sie mit den hier erlangten Fähigkeiten beitragen können.“ Merk weiter: „Diese Handwerkerschule wird Heimat der Zukunftsmacher und Hoffnungsspender von neben an. Das sind Sie alle!”

Bayerische Entwicklungspolitik

Es geht um die Bekämpfung von Fluchtursachen, erläutert Ministerin Merk: „Wir wollen dem Flüchtlingsstrom nach Europa auch durch Hilfe vor Ort begegnen, daher handeln wir und schaffen Perspektiven für junge Menschen in ihrer Heimatregion.” Der Libanon ist genau darum ein Schwerpunktland des Sonderprogramms zur Schaffung von Perspektiven für Flüchtlinge in ihren Heimatländern, das die Bayerische Staatsregierung im vergangenen Juli beschlossen hat. Die Hilfe ist dringend nötig: Bei nur 4,5 Millionen Einwohnern hat das kleine Land etwa 1,3 Millionen Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen. Was das Land vor große humanitäre Anforderungen stellt. Als „humanitäre Großmacht an der Levante“ beschreibt Merk in Bar Elias denn auch den Libanon.

Wir wollen dem Flüchtlingsstrom nach Europa auch durch Hilfe vor Ort begegnen.

Beate Merk

Mit dem bayerischen Sonderprogramm, das auf Initiative von Ministerin Merk noch einmal deutlich aufgestockt wurde, werden vorrangig Projekte in der Wasser- und Gesundheitsversorgung, der schulischen und beruflichen Bildung sowie spezielle Projekte für Frauen und Verwaltungsprojekte gefördert. Merk: „Wir wollen im Nordirak und hier im Libanon die Lebensbedingungen von Flüchtlingen verbessern.“ Bayerns Entwicklungshilfe in der Region, denn so kann man das durchaus nennen, soll außer den Flüchtlingen genauso den einheimischen Bevölkerungen zugute kommen.

Am Montag, am Tag vor ihrem Ausflug nach Bar Elias, ist Beate Merk in Beirut mit dem libanesischen Sozialminister Pierre Bou Assi zusammen getroffen. Am heutigen Mittwoch hat sie, ebenfalls in Beirut, mit dem Staatsminister für Flüchtlingsfragen Mouin Merehbi Gespräche geführt.