Die Jagd nach den Tätern
Die ganze Welt trauert nach dem Terror von Brüssel mit Belgien. Unterdessen geht die Such nach den Drahtziehern und Hintermännern der Bombenanschläge weiter. Nach dem wohl einzigen überlebenden Täter wird europaweit gefahndet. Womöglich handelt es sich um den selben Mann, der auch hinter den Pariser Anschlägen vom November stehen soll.
Terrorismus

Die Jagd nach den Tätern

Die ganze Welt trauert nach dem Terror von Brüssel mit Belgien. Unterdessen geht die Such nach den Drahtziehern und Hintermännern der Bombenanschläge weiter. Nach dem wohl einzigen überlebenden Täter wird europaweit gefahndet. Womöglich handelt es sich um den selben Mann, der auch hinter den Pariser Anschlägen vom November stehen soll.

In ganz Europa sitzen Trauer und Wut tief nach den schrecklichen Terroranschlägen von Brüssel. 31 Tote und unzählige Verletzte sind die traurige Bilanz der Bombenattentate am Flughafen der belgischen Hauptstadt und in einer Metro-Station im Europaviertel Brüssels. Unter den Verletzten sind auch mehrere Deutsche, darunter ein schwer verletzter Mann. Das Auswärtige Amt schloss auch nicht mehr aus, dass Bundesbürger getötet wurden. Die Suche nach überlebenden Tätern, Drahtziehern und Hintermännern läuft auf Hochtouren. Mittlerweile hat sich die Terrororganisation „Islamischer Staat“ zu den Anschlägen bekannt.

Zwei Brüder zündeten die Bomben

Staatsanwalt Frédéric Van Leeuw bestätigte auf einer Pressekonferenz in Brüssel, dass es sich bei den Selbstmord-Attentätern um das Bruderpaar Ibrahim und Khalid El Bakraoui handelt. Beide waren belgische Staatsbürger. Der Staatsanwaltschaft zufolge sprengte sich Ibrahim El Bakraoui am Dienstag um 07.58 Uhr am Flughafen in die Luft. Auf dem Foto einer Flughafen-Überwachungskamera, das drei Verdächtige zeigt, wurde er als Mann in der Mitte identifiziert. Die beiden anderen Männer werden noch gesucht. Vermutet wird, dass einer ebenfalls getötet wurde, der zweite aber entkam.

Örtlichen Behörden zufolge zeigen Bilder der Videoüberwachung, wie einer der Verdächtigen einen Gepäckwagen in der Ankunftshalle plötzlich stehen lässt und wegläuft. Das Trio hatte sich demnach kurz nach seiner Ankunft am Flughafen getrennt und in der Abflughalle verteilt.

Etwa eine Stunde nach dem Anschlag auf dem Flughafen zündete Khalid El Bakraoui dann die Bombe in der U-Bahn-Station Maelbeek, mitten im Europaviertel der belgischen Hauptstadt. Nach Angaben der Staatsanwaltschaft wurde er anhand der Fingerabdrücke identifiziert.

Der jüngere der beiden Brüder soll unter falschem Namen eine Wohnung angemietet haben, die zur Vorbereitung der Anschläge von Paris genutzt wurde. Gleiches gilt für eine Wohnung im Brüsseler Stadtteil Forest, wo es bereits vor einer Woche bei einer Hausdurchsuchung zu einer Schießerei mit der Polizei kam. Ein mutmaßlicher Terrorist kam dabei ums Leben, zwei Verdächtige flüchteten.

 

Verbindung zu den Attentaten von Paris?

Berichte, wonach der dritte Terrorverdächtige vom Brüsseler Flughafen verhaftet worden sein soll, hat die belgische Polizei inzwischen dementiert. Nach offiziell nicht bestätigten Informationen handelt es sich bei dem Mann um den 24 Jahre alten, mutmaßlichen Dschihadisten Najim Laachraoui. Kameraaufnahmen vom Flughafen sollen Laachraoui mit den beiden anderen Attentätern auf dem Weg in die Abfertigungshalle zeigen. Zwei Männer trugen dabei jeweils einen Handschuh an der linken Hand – offenbar waren darunter die Zünder für die Nagelbomben versteckt. Laachraoui trägt einen hellen Mantel und einen schwarzen Hut.

Die beiden bislang identifizierten Bakraoui-Brüder waren der Polizei laut RTBF bereits als Schwerkriminelle bekannt, standen bisher jedoch nicht unter Terrorverdacht. Laachraoui könnte nach belgischen Medienangaben einer der Drahtzieher der Attentate in Paris vom 13. November sein.

Taxifahrer bringt Ermittler auf die Spur

Offenbar hat ein Taxifahrer Ermittler auf die Spur eines Verstecks der mutmaßlichen Attentäter gebracht. Der Mann habe die Verdächtigen mit seinem Wagen von einer Wohnung in der Brüsseler Gemeinde Schaerbeek abgeholt und zum Flughafen gefahren, berichtete der Sender VRT. Dabei sei ihm aufgefallen, dass die Fahrgäste sich nicht mit dem Gepäck helfen lassen wollten. In der Wohnung wurden eine Flagge der Terrormiliz Islamischer Staat, ein Sprengsatz mit Nägeln und chemische Substanzen gefunden.

Verdächtiger war bereits als Islamist bekannt

Laachraoui hingegen ist als islamistischer Extremist bekannt – und könnte das verbindende Element zwischen den Anschlägen von Brüssel und jenen von Paris vom 13. November sein. Zumindest berichten die belgischen Medien, dass die Behörden in diese Richtung ermitteln. Dies nährt die Hoffnungen zahlreicher Politiker in der EU, mit Laachroui jetzt einem der Köpfe jener Terrorzelle auf der Spur zu sein, die als Hauptquelle für die islamistische Bedrohung in Europa gilt.

Europa erhöht Sicherheitsmaßnahmen

Unterdessen sind in zahlreichen Ländern die Sicherheitsvorkehrungen an Grenzen, Bahnhöfen und Flughäfen noch einmal erhöht worden – darunter auch in Deutschland. Am Flughafen in Frankfurt etwa wurde die Polizeipräsenz massiv verstärkt. Die Nervosität ist in ganz Europa zu spüren: Im französischen Toulouse wurde am Mittwochmorgen der Flughafen zeitweise komplett gesperrt, nachdem ein verdächtiges Gepäckstück gefunden wurde. Nach knapp einer Stunde gab es Entwarnung, der Flugbetrieb wurde daraufhin wieder aufgenommen.

Debatte um Zusammenarbeit der Geheimdienste

Die Tatsache, dass sich Laachraoui, dem eine Verbindung zu den Paris-Attentaten nachgesagt wird, monatelang mitten in Europa, sogar in seiner Heimatstadt Brüssel, aufhalten konnte, ruft in der Politik Kritiker auf den Plan, die eine bessere Zusammenarbeit der EU-Geheimdienste fordern. Der CDU-Europapolitiker Elmar Brok etwa sagte, es müsse „endlich Schluss sein mit der Geheimniskrämerei der nationalen Geheimdienste und Sicherheitsbehörden in Europa“. Brok, der Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments ist, sagte den Ruhr Nachrichten, lediglich fünf EU-Mitglieder gäben ihre vollständigen Geheimdienstinformationen an Europol weiter. Deutschland gehöre nicht dazu. „Das ist ein Skandal“, sagte Brok.

„Wir benötigen dringend eine einheitliche europäische Datenbank mit allen Informationen über Terrorverdächtige, Gefährder und Auslandskämpfer der nationalen Sicherheitsdienste“, fordert der außen- und sicherheitspolitische Sprecher der CSU-Landesgruppe, Florian Hahn. „Bei extremen Gefahrensituationen muss zudem eine Unterstützung der Polizei durch das Militär möglich sein. Die Gewährleistung der inneren Sicherheit bei terroristischen Bedrohungen ist auch Aufgabe der Bundeswehr.“

Weil bei den Terroranschlägen in Brüssel auch Deutsche verletzt wurden, will nun die Bundesanwaltschaft ermitteln. «Wir leiten ein Ermittlungsverfahren ein», sagte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde. Die Bundesanwaltschaft ermittelt wegen versuchten Mordes, gefährlicher Körperverletzung und Mitgliedschaft in einer ausländischen terroristischen Vereinigung.

USA warnen vor Reisen nach Europa

Die US-Regierung warnt ihre Bürger unterdessen vor Gefahren bei Reisen nach Europa. Terroristische Gruppen planten weiterhin Anschläge in ganz Europa, heißt es in einer Mitteilung des US-Außenministeriums. Mögliche Ziele seien Sportveranstaltungen, Touristenattraktionen, Restaurants sowie Busse und Bahnen. Die US-Bürger werden zur Vorsicht aufgerufen, besonders bei Menschenansammlungen auf öffentlichen Plätzen und in Zügen und Bussen. Bei den Anschlägen von Brüssel waren auch mehrere US-Bürger verletzt worden.