Mariupol in Gefahr
Die Separatisten in der Ostukraine drohen mit einer neuen Offensive. Brüssel und Barlin warnen Moskau vor neue Sanktionen.
Krieg in der Ukraine

Mariupol in Gefahr

Die Separatisten in der Ostukraine drohen mit einer neuen Offensive. Brüssel und Barlin warnen Moskau vor neue Sanktionen.

Die ostukrainischen Separatisten drohen mit einer großen Offensive im Südosten der Ukraine – unterstützt von Moskau. Die EU warnt vor neuen Sanktionen – die Athens neuer Regierungschef Alexis Tsipras verhindern kann.

Droht in der Ukraine großer Krieg? Die Stalinorgel-Salven auf Mariupol (500000 Einwohner) können die ersten Schüsse einer neuen Offensive der pro-russischen Separatisten gewesen sein. Mindestens 30 Bewohner der südukrainischen Hafenstadt am Asowschen Meer, die sich halbwegs im Frieden wähnte, kamen ums Leben, fast 100 wurden verletzt.

Mariupols strategische Bedeutung

Vor den Raketen-Salven hatte der Führer der Pseudo-Volksrepublik Donetsk, Alexander Sachartschenko, eine Offensive angekündigt, um mindestens den gesamten Oblast Donetzk zu erobern – und Mariupol gehört dazu. Nach dem Feuerüberfall auf Mariupol am Samstagmorgen prahlte Sachartschenko in Donetsk vor jubelnder Menge, der Angriff auf Mariupol „ist das allerbeste Denkmal für alle unseren Toten“. Die Raketen kamen aus von Rebellen besetzten Gebieten, bestätigten Experten von OECD und der Nichtregierungsorganisation Human Rights Watch.

Die Hafenstadt Mariupol ist von strategischer Bedeutung – für den Pseudo-Staat Donetzk, wie für die Russen, denen die Landverbindung zur annektierten ukrainischen Halbinsel Krim fehlt. Auch anderswo sind die Separatisten auf dem Vormarsch: Nach der Eroberung des Flughafens von Donezk rücken die Separatisten auf umliegende Ortschaften vor, im Norden des Regierungsbezirks Donezk auf den Bahnknotenpunkt Debalzewe (25000 Einwohner).

Moskaus Krieg: Alle Waffen, alle Munition kommen aus Russland

Klar ist: Ohne Rückendeckung aus Moskau wären die Separatisten zu keiner Offensive in der Lage. Alle Waffen, alle Munition kommen aus Russland. 8000 bis 9500 russische Soldaten befänden sich in der Ostukraine, so der ukrainische Präsident Petro Poroschenko im Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung. Russland führt Krieg in der Ukraine, und die Offensive auf Mariupol wird Russlands Offensive sein.

Auf einen „Angriff oder gar eine Offensive“ gegen „Mariupol und darüber hinaus“ müsste die EU mit neuen Sanktionen gegen Russland reagieren, warnen Brüssel und Berlin. Kiew werbe dafür, Russland vom internationalen SWIFT-Zahlungsverkehr auszuschließen – so wie den Iran – berichtet die Londoner Wochenzeitung The Economist. Das würde an den Rand des Krieges führen, hat in Davos ein russischer Top-Banker gedroht – „am nächsten Tag müssten der russische und US-Botschafter die Hauptstädte verlassen“. In Moskau warnte der Kreml-Sprecher den Westen vor „Erpressung“. Nato-Kreise werten Flugbewegungen russischer Bomber und russische Manöver als Aufbau einer nuklearen Drohkulisse, schreibt die Frankfurter Allgemeine Sonntgszeitung.

Moskau will in der Ostukraine freie Bahn. Sehr entgegen kommt dem Kreml der Wahlausgang in Athen: Griechenlands neuer linksradikaler Ministerpräsident Alexis Tsipras hat schon prorussische Sympathien erkennen lassen. Im Rat der EU-Regierungschefs kann er nicht nur neue Sanktionen gegen Russland verhindern, sondern auch die im März fällige Verlängerung der alten. Pech für die Ukrainer in Mariupol.