Die bayerische Metall- und Elektroindustrie beschäftigt mehr Auszubildende als je zuvor. (Foto: Imago)
Ausbildung

Lehrlingsrekord in der Metall- und Elektroindustrie

Noch nie haben die Unternehmen der bayerischen Metall- und Elektroindustrie mehr Auszubildende eingestellt als im vergangenen Jahr. Und auch für dieses Jahr erwartet die Branche einen neuen Rekord. Gleichzeitig wird es immer schwieriger, geeignete Bewerber zu finden.

Die Geschäfte der bayerischen Metall- und Elektroindustrie laufen blendend. Das schlägt auch auf den Ausbildungsmarkt durch. Noch nie haben mehr junge Männer und Frauen eine Lehre bei einem Unternehmen der Branche begonnen als im vergangenen Jahr. 14.900 Ausbildungsverträge wurden 2016 abgeschlossen. 1,4 Prozent mehr als im Vorjahr. Und für 2017 erwartet der Hauptgeschäftsführer der bayerischen Metall- und Elektro-Arbeitgeberverbände, Bertram Brossardt, einen weiteren Rekord. 15.100 Verträge sollen es in diesem Jahr werden.

Bekenntnis zum Standort

Insgesamt wurden in Bayern 93.384 Auszubildende neu eingestellt. Ein Plus von 1,3 Prozent gegenüber 2015. Besonders bemerkenswert ist dieses Ergebnis im Vergleich zum bundesweiten Trend. Anders als im Freistaat ging in ganz Deutschland die Zahl der Ausbildungsverträge zurück: Um 0,4 Prozent auf 520.332. Es war der fünfte Rückgang in Folge.

„Die bayerische Realität ist anders als die im Rest des Landes“, kommentierte Brossardt die Bilanz im Freistaat. „Die Unternehmen bilden weiterhin auf extrem hohen Niveau aus.“ Er sieht in den starken Ausbildungszahlen ein positives Signal für Bayern: „Wer hier ausbildet, setzt dauerhaft auf den Standort.“

Tausende Plätze bleiben unbesetzt

Dass es in Bayern nicht noch mehr Lehrlinge gibt, hat vor allem eine Ursache: Die Firmen tun sich zunehmend schwer damit, genügend qualifizierte Bewerber zu finden. Im September 2016, zu Beginn des Ausbildungsjahres, kamen auf 103.592 Ausbildungsplätze nur 81.721 Kandidaten. „Wir gehen davon aus, dass branchenübergreifend insgesamt zwischen 11.000 und 15.000 Ausbildungsplätze nicht besetzt werden konnten“, sagte Brossardt. Der Wettbewerb um geeignete und motivierte Azubis werde härter.

Gefragt, warum sie nicht noch mehr ausbilden, gaben dann auch 45,7 Prozent bayerischen Metall- und Elektrofirmen an, sie hätten keine geeigneten Bewerber gefunden. 28,6 Prozent sagten, es habe zu wenig Bewerber gegeben, und 14,3 Prozent nannten Absagen der Kandidaten als Grund.

Defizite bei Deutsch und Mathe

Gerade für die hochkomplexen Tätigkeiten in der Metall- und Elektroindustrie werde es zunehmend schwerer, geeignete Auszubildende zu finden, sagte Brossardt. Etwa 20 Prozent der Schulabgänger seien dafür nicht qualifiziert genug. Brossardt nannte vor allem Defizite in Mathematik und Deutsch als Hindernisse. Immer noch interessieren sich zudem nur wenige junge Frauen für eine Ausbildung in der Metall- und Elektrobranche. Lediglich 20 Prozent der Azubis seien weiblich, berichtete Brossardt. Trotz vielfältiger Initiativen der Firmen und Verbände sei es schwierig, gegen die Rollenbilder anzukommen, die in der Gesellschaft transportiert würden.

Die meisten werden übernommen

Wer einen Ausbildungsplatz bei einem der bayerischen Unternehmen bekommen hat, kann ziemlich sicher mit einer Anstellung rechnen. 88 Prozent der Azubis wurden im vergangenen Jahr übernommen. Die sei ein Spitzenwert, so Brossardt. 44 Prozent der Auszubildenden wurden dabei unbefristet übernommen, 28 bekamen einen Vertrag für ein Jahr und dann eine unbefristete Anstellung. 15 Prozent wurden befristet übernommen. Die Befristung sei vor allem eine „Chance für die Schwächeren“, sich zu bewähren, sagte Brossardt. Für dieses Jahr rechnet der Verband sogar noch mit einer höheren Übernahmequote.