Bayern verklagt VW. (Bild: Imago/Winfried Rothermel)
Pkw-Markt

Mehr Autos in Deutschland zugelassen

Das Kraftfahrtbundesamt vermeldet für 2015 mehr Neuzulassungen aller heimischen Marken, darunter die bayerischen Firmen BMW und Audi. Die Deutschen halten sogar VW die Treue. In den USA kommt es dagegen knüppeldick für Volkswagen: Der Konzern wird von der US-Regierung wegen des Abgasskandals verklagt und muss womöglich 115.000 Dieselfahrzeuge zurückkaufen.

Das Autojahr 2015 habe einen starken Schlussspurt hingelegt, urteilte in dieser Woche der Verband der Automobilindustrie (VDA) über die vom Kraftfahrtbundesamt vorgelegten Zahlen. Demnach wurde bei den Neuzulassungen in Deutschland erstmals die Marke von 3,2 Millionen Pkw überschritten. „Das ist ein Plus von sechs Prozent gegenüber dem Vorjahr und zeigt die gegenwärtige Dynamik des deutschen Pkw-Marktes“, freute sich VDA-Präsident Matthias Wissmann. Der VDA-Chef wies dabei vor allem auf den inländischen Auftragseingang hin, der im Gesamtjahr um sieben Prozent und allein im Dezember sogar um 15 Prozent gestiegen sei. So wurden im letzten Monat des vergangenen Jahres deutschlandweit 247.300 Pkw neu zugelassen. Laut Kraftfahrtbundesamt sind das 7,7 Prozent mehr als im Dezember 2014.

Der inländische Auftragseingang gibt Grund zur Zuversicht

VDA-Präsident Matthias Wissmann

Für die deutschen und bayerischen Marken gibt es im Inland allen Grund zur Freude: BMW zum Beispiel taucht in der Jahres-Neuzulassungsstatistik mit einem Plus von 4,3 Prozent auf, Audi mit +3,7 Prozent. Der Mini, der bekanntlich zur BMW-Group gehört, kam sogar auf einen Zuwachs von 19,7 Prozent und wurde lediglich vom Smart (+68,7 Prozent) übertroffen.

Auch VW verkaufte im Dezember wieder mehr Autos in Deutschland

Auch für die skandalgeplagten Wolfsburger ging es in Deutschland übers Jahr gesehen um 4,4 Prozent nach oben. Allerdings musste VW nach Bekanntwerden der Abgasmanipulationen an weltweit knapp elf Millionen Diesel-Fahrzeugen auch auf dem heimischen Markt einen Knick hinnehmen. Im Oktober setzten die Wolfsburger bundesweit 0,7 Prozent weniger Neuwagen ab als im Vormonat, im November ging der Verkauf sogar um zwei Prozent zurück. Doch schon im Dezember hatten zumindest die Deutschen dem Marktführer den Abgasskandal verziehen: In der Bundesrepublik wurden wieder 2,5 Prozent mehr VW-Autos verkauft als im Dezember 2015.

Debakel in Frankreich und Amerika

Bekanntlich verspricht der Konzern allen vom Skandal Betroffenen, die Autos in die Werkstätten zurückzurufen und sie sukzessive nachzurüsten. Außerhalb Deutschlands geben sich viele Neukunden damit aber offensichtlich nicht zufrieden. Sie greifen lieber zu anderen Marken. In Frankreich zum Beispiel verlor VW zuletzt deutlich Marktanteile. Während im Dezember bei unserem Nachbarn die Zahl der Neuzulassungen um 12,5 Prozent in die Höhe schnellten, büßten die VW-Konzernmarken 8,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat ein; das kommt einem kleinen Debakel gleich. In den USA lief es erwartungsgemäß noch schlechter. Im Dezember brach der Absatz der Kernmarke VW im Jahresvergleich um 9,1 Prozent (auf 30.956 Autos) ein. Übers Jahr gesehen wurden in den USA nur 349.440 Autos der Marke VW verkauft, ein Minus von knapp 4,8 Prozent.

Medienbericht: VW soll in den USA 115.000 Diesel-Autos zurückkaufen

Die Umsatzeinbußen sind derweil längst nicht das einzige, vor dem sich die Wolfsburger in Übersee fürchten. So will die Süddeutsche Zeitung erfahren haben, dass der Konzern damit rechnet, etwa ein Fünftel der in den USA betroffenen Autos, also gut 115.000, „komplett zurücknehmen zu müssen“. Über das Vorgehen wollen die US-Behörden angeblich noch im Januar entscheiden. Teuer dürfte es für VW so oder so werden, egal ob dieser Zeitungsbericht stimmt oder nicht. Wieviel den Konzern am Ende die von der US-Regierung nun eingereichte Zivilklage kosten wird, steht jedenfalls noch in den Sternen. Unter anderem fordert Washington wegen „fehlender Zulassung“ pro betroffenem Pkw 37.500 Dollar, also maximal 22 Milliarden Dollar. Noch einmal so viel soll für die Schummelsoftware fällig werden, die den Prüfern falsche Abgaswerte vorgegaukelt hat. Rein rechnerisch kämen also mehr als 44 Milliarden US-Dollar zusammen. Welche Summe am Ende die Gerichte zusammenrechnen, gilt aber noch als völlig offen.

VW-Aktie verliert wieder dramatisch an Wert

Die Märkte sind aber bereits in heller Aufruhr. Die VW-Aktien verloren seit Jahresbeginn wieder dramatisch an Wert, nachdem sich der Kurs in den vergangenen Monaten mühsam erholt hatte. Im April 2015 kostete die Volkswagen-Aktie noch satte 250 Euro, am 2. Oktober lag sie bei gut 92 Euro. Am Donnerstagmittag wurde das Papier mit rund 113 Euro gehandelt, also mit gut 20 Euro weniger als noch am Jahresende 2015. Die Aktionäre dürfte unter anderem die Sorge umtreiben, dass die von VW vorgenommenen Rückstellungen nicht ausreichen könnten. 6,7 Milliarden Euro stehen bekanntlich für „Sondereinflüsse“ bereits in den Büchern.