Siemenschef Joe Kaeser präsentierte am Donnerstag einen Gewinn und insgesamt optimistische Zukunftsaussichten. An der Börse waren die Papiere des Unternehmens prompt gefragt. Bild: Siemens
Jahresbilanz

Siemens-Chef Kaeser: „Wir haben geliefert“

Siemens legt eine Punktlandung hin. Der Münchner Elektrokonzern hat seine Prognose für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 erfüllt. Von Umsatz- und Gewinnsteigerung profitieren auch die Mitarbeiter in Form von Erfolgsbeteiligungen. Trotz eines schwierigen gesamtwirtschaftlichen Umfeldes soll es 2016 weiter aufwärts gehen.

„Wir haben geliefert, was wir versprochen haben“, sagte Joe Kaeser am Donnerstag bei der Bilanzvorlage für das am 30. September abgelaufene Geschäftsjahr. Der Vorstandsvorsitzende hatte im industriellen Geschäft eine Rendite von 10 bis 11 Prozent in Aussicht gestellt, 10,1 Prozent wurden erreicht.

Gewinn steigt auf 7,4 Milliarden Euro

Die weltweiten Umsatzerlöse von Siemens stiegen demnach um sechs Prozent auf 75,6 Milliarden Euro, unterm Strich blieb ein Gewinn von 7,4 Milliarden Euro nach Steuern. Im Jahr davor waren es noch 5,5 Milliarden Euro. Zu berücksichtigen ist bei dem Gewinnsprung freilich, dass Siemens im abgelaufenen Geschäftsjahr seine Hörgeräte-Sparte und die Anteile am Hausgeräte-Hersteller BSH veräußerte. Alleine für die BSH-Anteile kassierten die Münchner von Bosch drei Milliarden Euro (der Bayernkurier berichtete).

Konzernumbau größtenteils abgeschlossen

Im Frühjahr 2015 hatte der Konzern seinen strukturellen Umbau „in der Hauptsache abgeschlossen“. In Deutschland verhagelte Siemens in der Vergangenheit bekanntlich die Energiewende das Geschäft, in den USA der fallende Ölpreis: So hatten die Münchner in ihrem Heimatland „noch keine einzige Gasturbine“ verkauft, klagte Konzernchef Kaeser noch im Mai. Dem Elektroriesen blieb nichts anderes übrig als noch mehr zu sparen: Zu den schon beschlossenen wollte der Konzern weitere 4500 Stellen abbauen, knapp die Hälfte davon in Deutschland. Durch die deutsche Energiewende wurde laut Kaeser eine „fünfstellige Zahl von Arbeitsplätzen ins Risiko gestellt“, erklärte er damals.

Die Energiewende stellt eine fünfstellige Zahl von Arbeitsplätzen ins Risiko.

Joe Kaeser

Ob der Geschäftsabschluss in Übersee ein Erfolg wird, muss sich auch noch zeigen: 7,8 Milliarden Dollar legte Siemens für die Übernahme des amerikanischen Öl- und Gasindustriezulieferers Dresser-Rand auf den Tisch. Der hatte noch im Frühjahr einen drastischen Geschäftsrückgang vermeldet: Im ersten Quartal des Jahres brach Dresser-Rand ein Viertel des Umsatzes weg, operativ rutschte die US-Firma mit 24 Millionen Dollar sogar in die Verlustzone.

Größter Einzelauftrag der Unternehmensgeschichte

Sehr gut läuft es dagegen in anderen der 200 Länder, in denen Siemens aktiv ist; in Ägypten zum Beispiel: Aus dem Land der Pyramiden erhielt der Konzern in diesem Jahr den größten Einzelauftrag seiner Unternehmensgeschichte. Er wird dem Konzern in den kommenden Jahren rund acht Milliarden Euro in die Kassen spülen wird. Gebaut werden drei schlüsselfertige Gaskraftwerke und bis zu zwölf Windparks mit 600 Windturbinen. Das Geschäft mit der Windkraft läuft insgesamt immer besser: So ist Siemens bereits weltweit die Nummer eins im Offshore-Windanlagenbau. Der Konzern zählt aber auch zu den führenden Anbietern von Gas- und Dampfturbinen für die Energieerzeugung sowie Energieübertragungslösungen. Er ist Pionier bei Infrastrukturlösungen sowie bei Automatisierungs-, Antriebs- und Softwarelösungen für die Industrie.

Wir sind für das vor uns liegende Jahr gut gerüstet, um unsere Pläne erfolgreich umzusetzen

Joe Kaeser

Siemens ist also breit aufgestellt, die Aussichten sind gut: „Wir sind für das vor uns liegende Jahr gut gerüstet, um unsere Pläne erfolgreich umzusetzen“, sagte Kaeser am Donnerstag in Berlin. Nach 3,30 Euro im Vorjahr stellten der Vorstandsvorsitzende und der Aufsichtsrat den Aktionären eine Dividende von 3,50 Euro in Aussicht. Entschieden wird darüber bei der Hauptversammlung im Januar. Darüber hinaus will Siemens in den kommenden drei Jahren für insgesamt drei Milliarden Euro Aktien zurückzukaufen. Damit wolle man sicherstellen, „dass unsere Aktionäre kontinuierlich am Erfolg des Unternehmens partizipieren“, sagte Siemens-Finanzvorstand Ralf P. Thomas. Gewinner sind aber auch die Mitarbeiter. Nach Konzernangaben erhalten sie Erfolgsbeteiligungen von knapp 2,2 Milliarden Euro in bar und in Aktien sowie 200 Millionen Euro, die das Unternehmen für den Teilhabefonds „Siemens Profit Sharing Pool“ zugesagt habe.

China steht vor beachtlichen strukturellen Veränderungen und vor sozialen Herausforderungen. Das wird sich auf die Geschäfte mit China auswirken, auch auf den Import in das Land hinein

Joe Kaeser

Ende September hatte das Unternehmen weltweit rund 348.000 Beschäftigte. Auf sie wartet nach Meinung ihres Arbeitgebers 2016 allerdings eine sich „weiter eintrübende gesamtwirtschaftliche Situation“. Das geopolitische Umfeld werde komplex bleiben, heißt es. Joe Kaeser blickt vor allem mit Sorge nach China. Die Zeiten, in denen die Wirtschaft im Reich der Mitte um zwei Prozent wuchs ist nach Meinung des Vorstandschefs vorbei: „Das Land steht vor beachtlichen strukturellen Veränderungen und vor sozialen Herausforderungen. Das wird sich auf die Geschäfte mit China auswirken, auch auf den Import in das Land hinein“, sagte er. Trotz allem rechnet Siemens 2016 mit einem deutlich über den Umsatzerlösen liegenden Auftragseingang und erwartet erneut eine Ergebnismarge von 10 bis 11 Prozent. Der Gewinn pro Aktie soll um 14 Prozent zulegen.

Siemens-Aktien legen zu

An der Börse wurden die Zahlen am Donnerstag erfreut aufgenommen. Die Siemensaktien standen mit einem Plus von knapp drei Prozent an der Spitze des DAX. Im bisherigen Jahresverlauf hatten die Papiere der Münchner zwei Prozent eingebüßt.