Zum Einbruch der Dunkelheit ist das Kabinenpersonal heute von der Gewerkschaft UFO (Unabhängige Flugbegleiter Organisation) zu einem Lichterzug eingeladen. Eine UFO-Sprecherin bat die Streikenden darum, kreativ zu sein. An Leuchtmitteln sollen sie mitbringen, was ihnen einfällt – auch Grablichter. „Wir hoffen, dass den Vorständen dann eventuell ein Licht aufgeht, wenn wir da mit Vielen stehen und in dieser Weise solidarisch bekunden, dass man so nicht weiter mit uns umgehen darf“, klagte die Sprecherin.
Für neu einzustellende Flugbegleiter hat Lufthansa eine im DAX 30-Umfeld übliche arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung angeboten.
Deutsche Lufthansa AG
Die Lufthansa Group reagierte verschnupft. Schon gestern hatte die Fluggesellschaft mitgeteilt, auf alle Forderungen zur Übergangs- und Altersversorgung für ihre Mitarbeiter eingehen zu wollen. „Das Unternehmen hat sich zu diesem Schritt entschieden, um den Streik und damit Schaden von seinen Kunden abzuwenden“, erklärte das Unternehmen. Für neu einzustellende Flugbegleiter habe die Lufthansa zudem „eine im DAX 30-Umfeld übliche arbeitgeberfinanzierte Altersversorgung angeboten“, hieß es weiter.
Jetzt bedarf es eines sehr deutlichen und spürbaren Zeichens zur Durchsetzung einer zukunftsfähigen Alters- und Übergangsversorgung
Unabhängige Flugbegleiter Organisation (UFO)
Die Gewerkschaft erklärte daraufhin die Gespräche für gescheitert. Der Verhandlungsführer der Lufthansa habe es abgelehnt, auf die Forderungen einzugehen, „mit welchen eine angemessene und auskömmliche Alters- und Übergangsversorgung gewährleistet wäre und den erheblichen Verschlechterungen infolge der Veränderungen der Rahmenbedingungen der gesetzlichen Rente begegnet werden könnte“, hieß es vonseiten der Gewerkschaft. Die Verweigerung der Geschäftsleitung sei nicht nachvollziehbar. Lufthansa peile für das Jahr 2015 das erfolgreichste Geschäftsjahr der Unternehmensgeschichte mit einem Rekordergebnis an, die Gesamtjahresprognose sei gerade von 1,75 Milliarden auf 1,95 Milliarden Euro nach oben korrigiert worden, monierte UFO. „Jetzt bedarf es eines sehr deutlichen und spürbaren Zeichens zur Durchsetzung einer zukunftsfähigen Alters- und Übergangsversorgung“, hieß es heute in dem Streikaufruf. Für die Dauer von neun Stunden sollten in der Zeit von 14 bis 23 Uhr die UFO-Mitglieder und Kabinenbeschäftigten an den Lufthansa-Standorten Frankfurt und Düsseldorf die Arbeit niederlegen.
290 von 3000 geplanten Flügen gestrichen
Die Kranichairline reagierte umgehend und entschuldigte sich schon mal bei allen Kunden, die von dem Streik betroffen sind. Die von UFO gewählte „Streiktaktik mit besonders kurzfristigen Ankündigungen von Streikzeitraum und -ort“ habe es besonders schwierig gemacht, die Kunden frühzeitig zu informieren und, wenn möglich, alternative Reisemöglichkeiten anzubieten, teilte die Lufthansa mit. Die Fluggesellschaft musste heute von 3000 geplanten Flügen 290 streichen, davon auch 23 Interkontinentalflüge ab und nach Düsseldorf und Frankfurt. Rund 37.500 Passagiere seien betroffen, das Unternehmen setze alles daran, die Auswirkungen für die Fluggäste so gering wie möglich zu halten, hieß es. Der Flugbetrieb der Lufthansa in München, Zürich, Wien und Brüssel sei von dem heutigen Streik nicht betroffen. Ebenfalls nicht bestreikt werden demnach die Airlines Germanwings, Eurowings, Lufthansa CityLine, SWISS, Australian Airlines, Air Dolomiti und Brussels Airlines, die zur Lufthansa Group gehören.
Streik soll am Samstag fortgesetzt werden
Die Gewerkschaft teilte indes mit, dass sie den Streik in Frankfurt auch auf das Wochenende ausdehnen will. Ab 6 Uhr morgens werde das Kabinenpersonal auf den Kurz- und Mittelstreckenflügen der A320- und Boeing 737-Flotte die Arbeit niederlegen, kündigte UFO an. Ob neben Frankfurt noch weitere Standorte betroffen sein werden, ließ die Gewerkschaft zunächst offen. Die Lufthansa bittet ihre Kunden, sich rechtzeitig über den Status ihres Fluges zu informieren. Alle Fluggäste, die ihre Kontaktdaten im Kundenprofil hinterlassen haben, werden per E-Mail oder SMS über etwaige Streichungen informiert. Zudem wurde eine kostenlose Service-Hotline eingerichtet, die unter 0800 850 60 70 zu erreichen ist.