Shopping-Tour: Der private Konsum ist derzeit auch in Deutschland eine große Stütze der Konjunktur. Bild: Imago
Herbstgutachten

Deutschland bleibt auf Wachstumskurs

Der private Konsum treibt die Wirtschaft weiter an, und der Flüchtlingsstrom verbessert langfristig sogar die Situation auf dem Arbeitsmarkt. Mehrere deutsche Wirtschaftsforschungsinstitute blickten heute positiv in die Zukunft. Sorgen bereiten ihnen allerdings die schwächelnden Schwellenländer, allen voran China.

Das von dem Wirtschaftsweisen Christoph Schmidt geleitete RWI-Institut in Essen erwartet für das laufende und das nächste Jahr eine Zunahme des Bruttoinlandsprodukts um jeweils 1,8 Prozent. In der heute vorgestellten Herbstprognose gehen die Ökonomen davon aus, dass die gute Lage am Arbeitsmarkt den privaten Haushalten auch weiterhin Einkommenszuwächse beschert, die wiederum den privaten Konsum antreiben und sich auch bei Investitionen in Wohneigentum bemerkbar machen. Dazu würden auch die niedrigen Zinsen beitragen, heißt es.

China belastet Konjunktur weltweit

Nach Meinung der Forscher werden auch die Unternehmen weiter investieren, wenn auch mit einer schwächeren Dynamik als „in früheren Aufschwungphasen“. Denn über dem zu erwartenden Export hängt offensichtlich noch ein großes Fragezeichen: Auf der einen Seite zieht die Konjunktur im Euroraum an, auf der anderen bereiten die Schwellenländer Sorgen: „Die internationale Konjunktur wird insbesondere durch die Probleme Chinas belastet“, warnt das RWI.

IfW erwartet neue Tiefststände bei der Arbeitslosigkeit

„Die Weltkonjunktur wird durch die Schwäche Chinas und der Schwellenländer etwas gedämpft“, sagt auch Stefan Kooths, Chef des Instituts für Weltwirtschaft (IfW) an der Universität in Kiel, das heute ebenfalls seine Herbstprognose vorlegte. „Sollte es zu einem Einbruch der chinesischen Wirtschaft kommen, hätte dies spürbare negative Auswirkungen auf das Wachstum in Deutschland und weltweit“, meint der Experte. Dieser Punkt sei aber noch nicht erreicht. Auch das IfW sieht Deutschland auf Wachstumskurs, rechnet für heuer mit einem Anstieg des BIP um 1,8 Prozent und 2016 sogar um 2,1 Prozent. Bei der Zahl der Arbeitslosen sagen die Kieler weitere Tiefststände voraus: Sie gehen von 6,4 Prozent in diesem Jahr, 6,2 Prozent 2016 und nur noch 5,6 Prozent im Jahr 2017 aus.

Gesetzlicher Mindestlohn bremst die Beschäftigung

Das Leibnitz-Institut für Wirtschafsforschung in Halle (IWH) sieht den Arbeitsmarkt dabei zunehmend von der Migration beeinflusst. Es rechnet mit einer Zunahme der Personen im erwerbsfähigen Alter von 128.000, die dem Arbeitsmarkt demnächst zur Verfügung stehen werden. Und auch die Kollegen des RWI in Essen rechnen damit, dass der derzeitige hohe Zustrom von Asylsuchenden und Flüchtlingen im kommenden Jahr nach und nach am Arbeitsmarkt ankommen wird. Dies könne einerseits dazu beitragen, dass offene Stellen, deren Zahl zuletzt kräftig zugenommen habe, rascher besetzt werden, meinen die RWI-Experten. Andererseits rechnen sie aber auch damit, dass sich die registrierte Arbeitslosigkeit erhöht. Mit ihrer Prognose von 6,4 Prozent Arbeitslosen in diesem und im nächsten Jahr sind die Essener daher nicht ganz so optimistisch wie die Kollegen. Als bremsend sieht das RWI den gesetzlichen Mindestlohn, der sich auf Dauer wegen kräftig gestiegener Arbeitskosten „negativ auf die Beschäftigung auswirken dürfte“.