Bahnchef Rüdiger Grube blickt voraus: Unter anderem kündigte er bei der Halbjahres-Bilanz-Pressekonferenz eine Verschlankung der Konzernstrukturen an. Bild: Imago
Halbjahresbilanz

Streiks und Unwetter kosten Bahn 500 Millionen Euro

Der brutale Arbeitskampf mit der Lokführergewerkschaft GDL hat der Deutschen Bahn ein gewaltiges Loch in die Halbjahresbilanz gerissen. Zudem drückten Unwetter auf das Ergebnis des Personen- und Güterverkehrs. Bahnchef Rüdiger Grube kündigte für die Zukunft einen umfassenden Wandel an, der helfen soll, im Konzern Kosten einzusparen.

„Am 1. August fällt der Starschuss für den Wandel. Die Deutsche Bahn modernisiert ihre Strukturen, die Strategie DB 2020 bleibt“, erklärte Grube bei der Pressekonferenz zur Halbjahresbilanz des Unternehmens. Bis 2020 will die Bahn demnach 700 Millionen Euro allein in der Zentrale und zentralen Funktionen einsparen. Unter anderem werden Gremien und Berichtswege verschlankt, das Immobilienportfolio überprüft und Zweitbüros von Konzernvorständen aufgelöst, heißt es. Statt acht wird sich die Bahn in Zukunft nur noch sechs Vorstandsmitglieder leisten. Unter anderem will der Konzern zudem Servicefunktionen und interne Dienstleistungen neu ordnen und in einem „DB Global Service Center“ bündeln – mit dem Fokus auf Transparenz, Kosten und Effizienz. Und es soll „eine Option für eine Teilprivatisierung von DB Arriva und DB Schenker“ eröffnet werden. Damit wolle man die strategische Entwicklung stärken und zusätzliches Wachstum finanzieren.

Die Streiks haben unseren Kunden viel Geduld abverlangt, unseren Mitarbeitern jede Menge Kraft gekostet und dem Unternehmen wichtige Einnahmen.

Rüdiger Grube

So hoffnungsfroh der Ausblick des Konzernchefs ausfiel, so ernüchternd war der Blick zurück auf das vergangene halbe Jahr, das vor allem von monatelangen Streiks der Lokführergewerkschaft und Unwettern getrübt wurde: „Die Streiks haben unseren Kunden viel Geduld abverlangt, unseren Mitarbeitern jede Menge Kraft gekostet und dem Unternehmen wichtige Einnahmen“, betonte Grube. Den wirtschaftlichen Schaden in den Jahren 2014 und 2015 bezifferte er mit 500 Millionen Euro, „die uns im Ergebnis fehlen“.

Mehr Umsatz, weniger Gewinn

Zwar konnte die Bahn im ersten Halbjahr 2015 mehr Umsatz einfahren, der Anstieg um 1,3 Prozent (+266 Millionen Euro) auf 20 Milliarden Euro war nach Konzernangaben aber auch durch positive Währungseffekte beeinflusst. Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen ging um 18,2 Prozent (-198 Millionen Euro) auf 890 Millionen Euro zurück. „Mit dem Ergebnis des ersten Halbjahrs können wir nicht zufrieden sein“, sagte Bahnfinanzvorstand Richard Lutz, der sich aber zuversichtlich zeigte, „dass wir mit einem von Streiks unbelasteten zweiten Halbjahr noch ein operatives Jahresergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von zwei Milliarden Euro erreichen können.“

Auslandstochter DB Arriva erfolgreich

Streiks und Unwetter wirkten sich freilich auch auf die Passagierzahlen aus. So ging nach Konzernangaben die Zahl der Reisenden in den Zügen im ersten Halbjahr um 1,6 Prozent (-16 Millionen) auf 985 Millionen Passagiere zurück. Im Fernverkehr waren es 1,2 Prozent, im Nahverkehr 2,8 Prozent weniger Fahrgäste. Erfolgreicher habe sich dagegen die Auslandstochter DB Arriva entwickelt: Der Gesamtumsatz erhöhte sich in den ersten sechs Monaten des Jahres um 165 Millionen Euro (+7,5 Prozent) auf knapp 2,4 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Das Ergebnis ging nur leicht um drei Millionen (-2,9 Prozent) auf 101 Millionen Euro zurück.

Wachstum in der Logistik

Der Güterverkehr auf der Schiene blieb freilich auch nicht von Streiks und Unwettern verschont. Die Leistung ging im ersten Halbjahr um sechs Prozent von 52,0 Milliarden Tonnenkilometern im Vorjahr auf nun 48,9 Milliarden zurück. Wachstum gab es dafür in der Logistik bei DB Schenker. Die Zahl der Sendungen im Landverkehr stieg in den ersten sechs Monaten des Jahres um 3,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr, bei der Luftfracht gab es ein Plus von 1,1 Prozent und bei der sogenannten Kontraktlogistik sogar einen Zuwachs um 16,6 Prozent. Einzig die Seefracht der Bahn habe im ersten Halbjahr ein Minus von 3,5 Prozent vermeldet, teilt der Konzern mit.