Diskutierten beim Ausschuss-Auftakt: Wolfgang Becher, Margit Niedermaier, Andrea Lindholz, Walentina Dahms, Dr. Roland Deinzer und Dirk Reinhold (v.l.). (Foto: MU)
Innovation

Auf dem Weg zur Arbeit 4.0

Was bedeutet Digitalisierung für Unternehmen und Beschäftigte? Und wie kann der Mittelstand darauf reagieren? Der MU-Ausschuss "Arbeit neu denken" widmet sich bei seiner ersten Sitzung einem der zentralen Zukunftsthemen der Wirtschaft.

„‚Arbeit neu denken‘ bedeutet stetige Veränderung zuzulassen, denn Veränderung ist besonders heute essentiell.“ Mit diesen Worten begrüßte Walentina Dahms, die neue Vorsitzende des Mittelstands-Union-Ausschsses „Arbeit neu denken“, die Besucher und Teilnehmer beim Neustart des ehemaligen Ausschusses „Arbeit, Soziales und Gesundheitswirtschaft“.

Auswirkungen auf allen Ebenen

Der Arbeitsmarkt ist einem gewaltigen Wandel ausgesetzt. Wie kann der Begriff Arbeit 4.0 mit Leben gefüllt werden und nicht nur ein abstraktes Konstrukt sein? Dazu wurde Dr. Roland Deinzer, bei der Bundesagentur für Arbeit verantwortlich für die Unternehmensentwicklung, als Referent eingeladen. In einem kurzweiligen Vortrag erläuterte er sehr anschaulich, wie Berufe sich im Moment verändern, neue entstehen, aber auch überholte aussterben werden. Und er widmete sich der Frage, welche Chancen hat der Mittelstand und wie kann er sie entscheidend nutzen.

Es sind nicht nur einfache Arbeiten, die teilweise wegfallen, auch die mittlere Managementebene ist sehr stark von Umstrukturierungen betroffen. Es werden aber mindestens genauso viele neue Jobs entstehen, wie wegfallen werden. Die Mitarbeiter sollten von den Unternehmern mitgenommen werden, da die Kompetenzen am Arbeitsplatz sich verändern werden. Hier besteht für den Mittelstand die Chance den akuten Fachkräftemangel abzufangen.

Ausbildung mit Smartphone und Tablet

So wird der Heizungsbauer in Zukunft mit den Heizungspumpen im Digitalen Dialog sein. Dafür müssen die technischen Voraussetzungen geschaffen werden. So kann man eventuell ja auch die Jugend wieder für handwerkliche Berufe motivieren, indem sie bei der Einstellung zur Ausbildung mit Smartphone und Tablet ausgerüstet werden.

Hier entstehen dann natürlich auch rechtliche Veränderungen und so freute sich die Ausschussvorsitzende Walentina Dahms, Mitglied des Landesvorstandes der MU und Unternehmerin aus Markt Schwaben, zur Diskussion die Vorsitzende des Innenausschusses im deutschen Bundestages, Andrea Lindholz, begrüßen zu dürfen. Unterstützt wurden die beiden Frauen durch Margit Niedermaier, Geschäftsführerin im eigenen Betrieb und Mitglied im Landesvorstand der Unternehmerfrauen im Handwerk in Bayern. Komplettiert wurde das Panel durch Dirk Reinhold, verantwortlich im Familienunternehmen für Personalplanung und Arbeitsorganisation und Mitglied im MU-Landesvorstand.

Andrea Lindholz, die bereits in Ihrer zweiten Periode im Bundestag den Innenausschuss übernommen hat, machte deutlich, dass nicht das komplette Arbeits- und Sozialrecht neu aufgelegt werden müsse, sondern nur punktuell Anpassungen nötig seien. Es müsse wieder mehr Freiheit für den Mittelstand geschaffen werden, damit dieser Luft zum Atmen hätte.

Digitalisierung als Chefsache

Eine Lanze für den Mittelstand brach Dirk Reinhold. Die Aufgaben der Digitalisierung im Unternehmen müsse Chefsache sein und dürfe nicht delegiert werden. Es müssten Rahmenbedingungen gesetzt und die Kollegen mitgenommen werden. Gerade auch unterqualifizierte Menschen hätten durch die neuen technischen Möglichkeiten nun die Möglichkeit Handgriffe schnell und sicher zu erlernen. Dies könne am besten der leistungsstarke Familienunternehmer bewerkstelligen.

Margit Niedermaier zeigte an anschaulichen Beispielen, dass gerade das Handwerk sich seiner sozialen Verantwortung sehr bewusst ist und auch durch den Fachkräftemangel bereits neue Wege geht. Das Einstellen von Langzeitarbeitslosen sei sehr zeitaufwendig und auch nicht einfach, aber es werde durch die Arbeitsagentur finanziell sehr unterstützt und sei jetzt auch erfolgreich in Ihrem Unternehmen umgesetzt worden. Bei der Einstellung müsse mehr auf die empathische und soziale Kompetenz als auf Schulnoten gesetzt werden.

Die Generation „Z“ will loslegen

In der Diskussion mit den Besuchern wurde schnell klar, dass viele Unternehmer durch den kompetenten Vortrag von Dr. Deinzer, dem Thema Digitalisierung sehr viel näher gebracht wurden. Auch wurde klar, dass es viele verschiedene Betrachtungsweisen zu diesem Thema gibt. Das Publikum war bunt gemischt, von der 18 jährigen Abiturientin bis zum 70 jährigen Rentner waren alle Altersklassen vertreten. Einige Besucher meinten, die Aussichten wären zu positiv dargestellt, da die Menschen das alles gar nicht leisten könnten, die anderen brachten klar zum Ausdruck, das die Generation „Z“ gerade darauf wartet, dass es endlich losgehen kann.

Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass nicht nur standardisierbare Routinetätigkeiten sondern auch komplexere Tätigkeiten, wie zum Beispiel das Controlling verdrängt werden. Besonders gefragt werden in Zukunft jedoch die kreativ-intelligenten, die empathischen, sowie die Tätigkeiten der Wahrnehmung und der Beeinflussung sein. Hierbei sollte der Fokus der familiengeführten Unternehmen darin liegen, die Kommunikation und die Wertschätzung Ihrer Mitarbeiter hochzuhalten, denn dies kommt in der Großindustrie bei der Gewinnoptimierung zu kurz und ist die Chance für die Unternehmungen mit den meisten Mitarbeitern in Deutschland.

Aufruf zur Mitarbeit

Der Mittelstand macht sich nun auf den Weg und der neue Fachausschuss wird in den nächsten zwei Jahren die erforderlichen Themen betrachten und neue Konzepte erarbeiten. Wir freuen uns auf jeden, der uns dabei unterstützen möchte und laden Sie ein, ein Teil der Mittelstands-Union Familie zu werden und das Beste für die Leistungserbringer in unsere Gesellschaft zu erreichen.