Voll beschäftigt im Freistaat: Mitarbeiter in der Produktion bei Audi in Ingolstadt. (Foto: Audi AG)
Wirtschaft

Warum Deutschland eine Agenda 2030 braucht

Die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) legt eine „Agenda für Deutschland“ vor. Anhand von zehn wirtschaftspolitischen Kernbereichen stellt der Verband dar, welche Weichenstellungen er von der Politik bis 2030 erwartet.

Arbeit und Soziales, Bildung, Fachkräftesicherung, Steuern und Finanzen – die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) sieht für die nächsten zwölf Jahre noch viel zu tun. Insbesondere den Koalitionsvertrag der neuen schwarz-roten Bundesregierung sehen die Verbandsherren als Grundlage für Nachbesserungen. „Wir erleben derzeit ein noch nie dagewesenes Nebeneinander von großer wirtschaftlicher Stärke und riesigen Umwälzungen, zum Beispiel die Bedrohung des Welthandels durch Protektionismus, die Digitalisierung, der Strukturwandel in der Automobilindustrie und der Fachkräftemangel. Der Koalitionsvertrag der dritten Großen Koalition suggeriert, Erfolg sei ein Automatismus“, sagt vbw-Präsident Alfred Gaffal. Mehr denn je sei allerdings unklar, „ob derjenige, der heute erfolgreich ist, auch morgen noch zur Spitze zählt“.

Wichtige Felder für die Zukunft

In der Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik sieht Gaffal Handlungsbedarf: „Wir müssen bis 2021 die Weichen der sozialen Sicherungssysteme so stellen, dass diese leistungsfähig und langfristig finanzierbar sind.“ Um die Digitalisierung erfolgreich zu gestalten, fordert er mehr Flexibilität – vor allem bei der Verteilung der Arbeitszeit: „Die tägliche Höchstarbeitszeit muss durch eine wöchentliche Höchstarbeitszeit ersetzt werden – ohne, dass sich das tariflich oder vertraglich vereinbarte Arbeitszeitvolumen verändert. Zeitarbeit und befristete Beschäftigung schaffen für die Unternehmen den ‚Raum zum Atmen‘.“

In der digitalen Transformation sieht sein Verband eine Schlüsselaufgabe der kommenden Jahre: „Der Staat muss nicht nur Investitionen darauf ausrichten, sondern bei der Umsetzung vorangehen und Begeisterung entfachen“, findet Gaffal. Er fordert einen Rechtsrahmen, der die Entstehung digitaler Geschäftsmodelle fördert und Forschungsschwerpunkte im Bereich der digitalen Transformation, wie beispielsweise künstliche Intelligenz und Big-Data-Anwendungen, setzt.

Deutschland muss Leitanbieter für automatisiertes und autonomes Fahren werden.

Alfred Gaffal, vbw-Präsident

Im Bereich der Mobilität sieht die vbw es als entscheidenden Standortfaktor an, dass die Mittel für den Erhalt und Ausbau der Verkehrsinfrastruktur – einschließlich der Verkehrsleitsysteme – weiter aufgestockt werden. „Um die führende Stellung im Individualverkehr zu halten, muss es gelingen, dass Deutschland Leitanbieter für automatisiertes und autonomes Fahren ist“, glaubt Gaffal.

Erfolge am Arbeitsmarkt

Um den wirtschaftlichen Erfolg zu verstetigen, benötigen die Unternehmen geeignete Fachkräfte: „Den bestehenden Fachkräfteengpässen auf allen Qualifikationsniveaus muss durch einen ganzheitlichen Ansatz zur Fachkräftesicherung auf allen politischen Ebenen begegnet werden. Dazu gehört auch die Erhöhung der Erwerbsbeteiligung von Frauen durch den qualitativen und quantitativen Ausbau von Kindertageseinrichtungen, Ganztagsschulen und Pflegeeinrichtungen, die Integration Arbeitsloser in den ersten Arbeitsmarkt und die Nutzung der Potenziale Älterer“, fordert Gaffal.

Die vbw bewertet die einzelnen Politikbereiche mit einem Ampelsystem. Für die Bereiche Arbeit und Soziales und das Energiesystem steht die vbw-Ampel auf rot. Gelb zeigt sie für die Sektoren Digitalisierung, Mobilität, Fachkräftesicherung, Technologie- und Wachstumsstandort, Steuern und Finanzen, sowie Europa. So richtig zufrieden sind die vbw-Macher nur mit den Bereichen Bildung und Sicherheit, für die ihre Ampel grünes Licht gibt.