Verhärtete Fronten: Die Postangestellten streiken weiter, eine Ende des unbefristeten Arbeitskampfes ist nicht absehbar. Bild: Imago
Folgen des Poststreiks

Bürgermeister trägt Briefe selber aus

Kommt sie oder kommt sie nicht? Das Warten auf die Post gleicht zurzeit einem Lotteriespiel. Der Streik beim „Gelben Riesen“ geht in die dritte Woche, die Gewerkschaft Ver.di hat die Beschäftigten zu unbefristeten Arbeitsniederlegungen aufgerufen. Der Konzern versucht mit Sonntagsarbeit und dem Anheuern von Leiharbeitern den Betrieb aufrecht zu erhalten. Mancherorts hilft man sich auch selbst.

Wer auf die Post angewiesen ist, hat im Moment ein großes Problem. Ein Beispiel ist die Gemeinde Feldafing am Starnberger See, in der am 19. Juli ein Bürgerentscheid ansteht: Ein großer Teil der Wahlbenachrichtigungskarten ist im Postverteilzentrum in Starnberg gestrandet. Dass sie rechtzeitig zugestellt werden, kann die Post nicht garantieren. Feldafings Rathauschef Bernhard Sontheim geht auf Nummer sicher, holt die Karten bei der Post ab und trägt sie zusammen mit seinen Mitarbeitern selber aus: „Wenn das Wetter schön ist, nehme ich eines unserer E-Bikes“, sagte er dem Münchner Merkur. Im Rathaus könne es in dieser Zeit zu Verzögerungen kommen. „Wir bitten um Verständnis“.

Millionen Briefe und Pakete liegen herum

Weil sich jetzt freilich nicht jeder Bürgermeister und die anderen Postkunden aufs Fahrrad setzen, türmen sich in den Postzentren Briefe und Pakete. Der Konzern erklärte zuletzt zwar, dass trotz Streiks rund 80 Prozent der Sendungen zugestellt würden, die Gewerkschaft zweifelt das aber an. Doch auch wenn die Angaben der Post stimmen, liegen Medienberichten zufolge nun bereits 150 Millionen Briefe und mehr als acht Millionen Pakete in der Verteilzentren herum.

Und ein Ende des Streits zwischen Post und Ver.di ist nicht abzusehen. Im Augenblick brandmarkt die Gewerkschaft die Sonntagsarbeit, mit der die Post die Streikfolgen lindern will. Die Gewerkschaft bemängelt, dass einer sonntäglichen Beschäftigung die Aufsichtsbehörden der Länder und auch der Betriebsrat zustimmen müssten. Die Post hält eine Sondergenehmigung nicht für erforderlich. Man sei als „Verkehrsbetrieb“ einzustufen, der auch leicht verderbliche Waren befördere, erklärte ein Post-Sprecher und verwies auf eine Ausnahmeregelung für die Branche. Neben dem Sonntagsdienst stößt der Arbeitnehmerseite auch der Einsatz von Leiharbeitern sauer auf. Nach Angaben des Betriebsrates kommen sie auch aus Ländern wie Polen, Rumänien, Bulgarien und den Niederladen. Für sie gilt laut Ver.di nicht das deutsche Gesetze.

Paketzusteller fürchten Lohnkürzungen um 20 Prozent

Bei dem Tarifkonflikt zwischen der Post und ihren Mitarbeitern geht es bekanntlich um eine Aufspaltung des Unternehmens. 49 Zustellfirmen namens „DHL Delivery“ wurden bereits gegründet. Ihre Paketzusteller sollen nicht den Haustarif der Post AG erhalten. Das Gehalt soll an den Tarif des Logistikgewerbes angeglichen werden, der 20 Prozent niedriger ist als der der Post. Ver.di kämpft dafür, dass der Haustarif für alle weiter gilt und schlägt vor, in diesem Jahr auf eine lineare Lohnerhöhung zu verzichten.