Junge Köche werden in Oberbayern händeringend gesucht: Heruntergerechnet stehen 2015 neun Ausbildungsplätzen gerade einmal zwei Bewerber gegenüber. Bild: Imago/ JOKER/Martina Hengesbach
Fehlender Nachwuchs

Harter Kampf um jeden Auszubildenden

Früher waren sie umworben, heute wird hart um sie „gekämpft“: Die Suche nach Auszubildenden ist nach Angaben der Industrie- und Handelskammer (IHK) schwieriger denn je. Schon drei Monate vor Beginn des neuen Ausbildungsjahres ist klar, dass etliche Betriebe leer ausgehen werden.

„Die Betriebe wollen angesichts der guten Wirtschaftslage und des drohenden Fachkräftemangels eigenen Nachwuchs ausbilden, es fehlen aber immer häufiger die Bewerber“, klagt Eberhard Sasse, Präsident der IHK für München und Oberbayern. In dem Regierungsbezirk sind laut IHK zurzeit noch knapp 13.000 Lehrstellen frei, während die Statistik der Agentur für Arbeit nur 9000 „unversorgte Bewerber“ aufweist.

Der Grund für die Misere ist neben den sinkenden Schulabgängerzahlen der Trend zu höheren Schulabschlüssen und Studium, erläutert Sasse. Die Zahl der Abgänge von Haupt- und Mittelschulen sei in Bayern seit Beginn der 1980er Jahre um zwei Drittel geschrumpft –  von 76.000 auf nun jährlich 26.000. Besonders dramatisch sei der Azubi-Mangel in Oberbayern im Einzelhandel, in der Gastronomie und in der Hotellerie. So stehen laut IHK im Einzelhandel 1000 Bewerbern 3000 freie Lehrstellen zur Verfügung, für 200 junge Menschen, die gerne Koch lernen oder ins Hotelfach gehen möchten, gibt es 900 Ausbildungsplätze. Der Bewerbermangel zieht sich laut Sasse aber auch durch alle anderen Branchen: „In Oberbayern sind noch 300 Lehrstellen für Elektroniker Energie- und Gebäudetechniker frei. Allein in München sind jeweils noch über 100 Lehrstellen für Bankkaufleute oder Kaufleute Büromanagement unbesetzt.“

Asylbewerber als Chance für die Branchen

Die IHK sieht die Politik gefordert, „den Fachkräfte-Aderlass in der Berufsausbildung zu stoppen und die zunehmende Akademisierung auf den Prüfstand zu stellen“. Zudem fordert der IHK-Präsident die vollständige Umsetzung des IHK-„3+2-Modells“ für junge Flüchtlinge. Die bayerischen IHKs schlagen darin vor, dass Asylbewerber, die eine Lehre aufnehmen, in den drei Jahren der Berufsausbildung sowie in den folgenden zwei Jahren zum Sammeln von Berufserfahrungen nicht abgeschoben werden dürfen. In Oberbayern würden sich derzeit rund 2000 jugendliche Asylsuchende in berufsvorbereitenden Berufsschulklassen befinden. Sasse: „Viele Unternehmen sehen in diesem Personenkreis eine große Chance, aber noch scheitern viele an mangelnder Planungssicherheit und der Bürokratie.“