Entspanntes Telefonieren im Ausland? Zu oft ist das Roaming noch eine Kostenfalle. (Bild: Fotolia/gawriloff)
Verbraucherschutz

Kostenfalle Roaming clever umgehen

Zur Urlaubszeit warnen Verbraucherschützer wieder vor der „Kostenfalle Roaming“, also der Nutzung des Handys oder Smartphones im Ausland. Besonders wer außerhalb der EU mit einem deutschen Tarif im Internet surft, muss sich demnach auf eine saftige Rechnung gefasst machen. Aber auch das Telefonieren kann teuer werden.

EU-Digitalkommissar Günther Oettinger (CDU) macht sich weiter für eine komplette Abschaffung der Roaming-Gebühren in Europa stark. „Auslandsgespräche soll es nur noch in Nicht-EU-Länder, also zum Beispiel in die USA oder Singapur geben“, sagte er der Bild am Sonntag. Eigentlich hätten sich Handynutzer schon zum Jahresende auf die Abschaffung der Extra-Gebühren für Telefonate, Surfen und SMS im EU-Ausland freuen können, doch daraus wurde vorerst nichts. Inzwischen gibt es aber unter den EU-Staaten einen Kompromissplan, die Gebühren auf niedrigem Niveau beizubehalten. Dem aktuellen Kompromisspapier der EU-Staaten zufolge sollen Bürger etwa bei Anrufen aus dem Ausland nur 50 Minuten lang zu Inlandskonditionen telefonieren können. Zudem sollen sie 50 SMS pro Jahr aus dem Ausland zu Inlandsbedingungen verschicken können. Die mobile Internetnutzung ohne Aufschläge wäre nur bis zu 100 Megabyte im Jahr möglich. Oettinger forderte Nachbesserungen: „Ich traue der EU aber zu, dass wir bis Ende Juni ein sinnvolles Telekommunikationspaket hinbekommen, das die Roaming-Gebühren für Telefonate, SMS und Internetdaten aus dem europäischen Ausland stufenweise in absehbarer Zeit abschafft.“ Beschlossen ist ohnehin noch nichts, weil die Länder sich mit dem Europaparlament einigen müssen.

Tarifwechsel lohnt sich

Das Münchner Vergleichsportal „Check24“ nennt als Beispiel einen Ägypten-Urlauber, der sich am Strand auf seinem Handy ein gerade einmal zehn Megabyte großes Internet-Video ansieht. Mit einem bestimmten voreingestellten deutschen Tarif kostet ihn das unglaubliche 161,80 Euro. Das Geld könnte er sich nach Angaben des Vergleichsportals sparen, indem er einen anderen Tarif des gleichen Anbieters wählt. Dann würden pro Tag und 50 Megabyte gerade einmal 2,95 Euro fällig.

Der zweite Proband ist ein deutscher Mobilfunk-Kunde, der von New York aus mit dem voreingestellten Tarif eines anderen Anbieters seine Freundin in Deutschland anruft. Für das 30-minütige Gespräch zahlt er 58,20 Euro, hätte er eine andere Option gewählt, wären es 2,99 Euro.

Kosten wurden stetig gesenkt

Innerhalb Europas ist das Roaming-Risiko glücklicherweise überschaubar geworden. In der EU gilt seit 2007 eine „Roaming-Verordnung“, die in den Jahren darauf mehrfach erweitert worden ist: „Seit dem 1. Juli 2014 dürfen für abgehende Handy-Anrufe höchstens 19 Cent pro Minute; bei eingehenden Anrufen nicht mehr als fünf Cent pro Minute (beides zzgl. Mehrwertsteuer) abgerechnet werden“, erklärt die Bundesnetzagentur in Bonn. Kurznachrichten (SMS) dürfen seit Mitte 2014 nicht mehr als sechs Cent (zzgl. Mehrwertsteuer) kosten, für das Datenroaming gelte eine Obergrenze von maximal 20 Cent pro Megabyte (plus Mehrwertsteuer).

Reisenden, die außerhalb der EU im Internet surfen, empfiehlt „Check24“ derweil auf Nummer sicher zu gehen, indem sie automatische Aktualisierungen auf dem Handy abschalten und möglichst das WLAN-Angebot im Hotel oder in Restaurants nutzen. Doch dabei sei Vorsicht geboten: „Bei der WLAN-Nutzung können Informationen leicht ausgespäht werden. Reisende sollten daher die Eingabe sensibler Daten wie Kreditkartennummern oder Bankdaten vermeiden“, heißt es. Für längere Auslandsaufenthalte wird die Anschaffung einer Prepaidkarte eines lokalen Anbieters empfohlen.

Kritik an Beibehaltung der Gebühren

Die CSU-Fraktion im Bayerischen Landtag kritisierte die Ankündigung der EU, die bereits in Aussicht gestellte Abschaffung der Roaming-Gebühren auszusetzen. „Europa ist in den vergangenen Jahren immer stärker zusammengewachsen“, erklärt Martin Huber, zuständiger Berichterstatter der Fraktion für Wirtschaft im Europa-Ausschuss. „Es gibt keine Grenzkontrollen mehr, ein gemeinsamer Wirtschafts- und Währungsraum ist entstanden. Die realen Grenzen sind gefallen, jetzt müssen auch die Mobilfunk-Grenzen in Form von Roaming fallen. Sie sind ein Relikt aus der Vergangenheit!“
Franz Rieger, Vorsitzender des Europaausschusses im Bayerischen Landtag, zeigt sich ebenfalls massiv verärgert: „Der freie Personenverkehr, der freie Warenverkehr, freier Dienstleistungsverkehr und freier Kapitalverkehr haben dazu geführt, dass sich über 500 Millionen Menschen in der Europäischen Union von Skandinavien bis Sizilien und von Irland bis Zypern immer stärker miteinander vernetzen und austauschen. Dies ist ein großer Gewinn für die Menschen und für die Wertegemeinschaft Europa. Um auch den sogenannten ‚digitalen Binnenmarkt‘ voranzutreiben und die bestehenden Grenzen in der Kommunikation zu beseitigen, müssen die Roaming-Gebühren, wie vom EU-Parlament seit langem gefordert, bis Juli 2016 abgeschafft werden.“

Huber und Rieger pochen auf die Einhaltung der Ankündigung, dass die Roaming-Gebühren abgeschafft werden: „Dies wurde von der EU-Kommission bereits vor Jahren angekündigt. Darauf müssen sich die Menschen in Europa auch verlassen können. Alles andere ist Wortbruch!“