Die Stimmung in Bayerns Wirtschaft ist so gut wie seit Jahren nicht mehr. Viele Unternehmen wollen investieren, ihre Produktion ausweiten und mehr Personal einstellen, wie die Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft (vbw) am Dienstag in München auf Basis des vbw Index (auch Weißbier-Index genannt) mitteilte, der zwei Mal im Jahr veröffentlicht wird. „Trotz weiter zunehmender Unsicherheiten blicken die Unternehmen zuversichtlich nach vorne“, erklärte vbw-Präsident Alfred Gaffal. In Deutschland sei in diesem Jahr mit 1,5 Prozent Wirtschaftswachstum zu rechnen und in Bayern mit 1,8 Prozent.
Wir haben einen wettbewerbsfähigen Standort mit wettbewerbsfähigen Unternehmen, die wettbewerbsfähige Produkte herstellen.
Alfred Gaffal, vbw-Präsident
Im Vergleich zur vorangegangenen Erhebung im Herbst 2016 verbesserte sich der vbw Index um sieben auf 139 Punkte, das war der höchste Wert seit Herbst 2011. In den Index fließen unterschiedliche Daten ein, darunter etwa des Statistischen Landesamtes sowie des Konjunkturtests Bayern des ifo Instituts für Wirtschaftsforschung.
Export als Stütze
Die derzeit gute Lage in Bayern und Deutschland erklärte Gaffal so: „Wir haben einen wettbewerbsfähigen Standort mit wettbewerbsfähigen Unternehmen, die wettbewerbsfähige Produkte herstellen. Dass es uns so gut geht, ist vor allem den Anstrengungen der Unternehmen mit ihren kontinuierlichen Innovationen ebenso wie Rationalisierungen zu verdanken.“ Auch die steigende Kaufkraft und die niedrigen Zinsen sprächen für eine weiterhin gute Entwicklung. „Beides gibt sowohl dem Konsum als auch dem Bau positive Impulse.“ Außerdem stütze die zunehmende weltwirtschaftliche Erholung die Exporttätigkeit der Unternehmen.
Kritik an Martin Schulz
Große Bedeutung misst der vbw-Präsident den Reformen der Agenda 2010 bei. Ein Zurückdrehen des Reformprogramms – wie SPD-Kanzlerkandidat Schulz es fordert – bezeichnete er als „fatal“. Er verlangte von der künftigen Bundesregierung eine wirtschaftsfreundliche Politik. „Die gute Konjunktur überdeckt die strukturellen Herausforderungen. Kernpunkte sind dabei die Themen Kosten und Flexibilität“, erklärte Gaffal. „Wir haben weltweit mit die höchsten Arbeitskosten. Die Lohnstückkosten liegen um elf Prozent höher als bei unseren Konkurrenten“. Ein Anstieg der Lohnzusatzkosten sei unbedingt zu vermeiden. 40 Prozent müssten der dauerhafte Deckel der Sozialversicherungsbeitragssätze bleiben, verlangte Gaffal.