Bayern ist das bundesweit bedeutendste Bioland: Mehr als ein Drittel aller Biobetriebe wirtschaften in Bayern. Foto: Fotolia
Landwirtschaft

Bio-Boom in Bayern

Die Initiative der Staatsregierung für mehr Bio aus Bayern zeigt Wirkung: Seit Jahresbeginn hat die Zahl der Biobauern im Freistaat deutlich zugenommen. Wie Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in München mitteilte, haben rund 600 Höfe mit 13.700 Hektar Fläche ihren Betrieb vom konventionellen auf den ökologischen Landbau umgestellt.

Die Zahl der Biobetriebe in Bayern ist damit heuer um fast zehn Prozent auf gut  7.350 gewachsen. Landesweit werden jetzt 228.000 Hektar nach ökologischen Vorgaben bewirtschaftet. Der Freistaat hat damit seinen Vorsprung als bundesweit bedeutendstes Bioland weiter ausgebaut: Mehr als ein Drittel aller deutschen Biobetriebe wirtschaften in Bayern, über die Hälfte der in Deutschland produzierten Ökomilch kommt aus dem Freistaat. Und auch die Zahl der Verarbeitungsbetriebe von Ökolebensmitteln wächst beständig: Inzwischen sind es bayernweit knapp 3.000 Unternehmen.

Die Zahlen belegen laut Brunner, dass der Freistaat mit seinem 2013 initiierten Landesprogramm „BioRegio Bayern 2020“ die richtigen Anreize für den Ökolandbau setzt. Zuletzt hatte der Minister die jährliche Prämie, die ökologisch wirtschaftende Bauern aus dem Bayerischen Kulturlandschaftsprogramm erhalten, von 200 auf 273 Euro pro Hektar deutlich erhöht. Die bessere Förderung ist aber nur einer von vielen Bausteinen in Brunners Programm, das gezielt auch Schwerpunkte bei Forschung, Bildung, Beratung und Vermarktung setzt. „Mit diesem Paket unterstützen wir den Ökolandbau wie kein anderes Bundesland“, so der Minister. Brunner will damit der Ökoproduktion im Freistaat Schwung verleihen und die Abhängigkeit von Importen verringern. Schließlich ist auch der Freistaat derzeit bei Bio-Lebensmitteln noch nicht in der Lage, die heimischen Märkte ausreichend zu bedienen. Um das zu ändern, hat der Minister ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Bis 2020 soll sich die Ökoproduktion im Freistaat verdoppeln. Der aktuelle Bio-Boom bringt Bayern diesem Ziel ein Stück näher.

Bayern und Österreich gegen Brüsseler Öko-Pläne

Innerhalb der Europäischen Union will Brunner für eine möglichst praxisgerechte Reform der EU-Ökoverordnung kämpfen. Zusammen mit dem österreichischen Bundesagrarminister Andrä Rupprechter forderte er, aus der geplanten Totalrevision der Verordnung eine sinnvolle und praxisgerechte Weiterentwicklung der bislang geltenden Standards zu machen.

In der jetzigen Form sei die Verordnung jedenfalls nicht akzeptabel, weil sie nach Überzeugung aller Experten den Ökolandbau behindern und vor allem kleinere Betriebe überfordern würde. Auf massive Kritik der beiden Minister stößt vor allem die noch immer geplante Einführung von zusätzlichen Grenzwerten bei Bio-Lebensmitteln, denn: „Sie würden das finanzielle Risiko bei Verunreinigungen des Endprodukts nicht dem Verursacher, sondern generell dem produzierenden Ökobetrieb aufbürden.“ Sollte die EU-Kommission zu einem Richtungswechsel nicht bereit sein, sprach sich Brunner dafür aus, den Vorschlag im Agrarrat gänzlich zurückzuweisen.

Dass sich Bayern und Österreich in agrarpolitischen Fragen abstimmen, hat sich den Ministern zufolge in der Vergangenheit immer bewährt. Schließlich gebe es wegen der vergleichbaren Agrarstrukturen viele gemeinsame Interessen. Etwa beim Thema Milch, wo nach Ansicht von Brunner und Rupprechter nach dem Quotenausstieg alles daran gesetzt werden muss, einen Rückgang der Milchpreise zu verhindern. „Unsere bäuerlichen Betriebe brauchen einen Milchpreis, der ihre Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft sichert und ihnen Zukunftsperspektiven auch für notwendige Investitionen ermöglicht“, so die beiden Minister.

Urkunden für sieben weitere Öko-Modellregionen

Brunner hat darüber hinaus sieben bayerische Gemeindebündnisse bei einem Festakt in München offiziell zu staatlich anerkannten Öko-Modellregionen ernannt: den Landkreis Amberg-Sulzbach mit der Stadt Amberg, die Integrierte Ländliche Entwicklung Ilzer Land (Lkr. Freyung-Grafenau und Passau), das Miesbacher Oberland, den Landkreis Oberallgäu mit der Stadt Kempten, die Interkommunale Allianz Oberes Werntal (Lkr. Schweinfurt und Bad Kissingen), den Landkreis Rhön-Grabfeld sowie die Allianz Waldsassengau (Lkr. Würzburg).

„Sie haben überzeugende Strategien präsentiert, wie Sie in Ihrer Heimat Ökologie, Regionalität und Nachhaltigkeit zukunftsweisend umsetzen wollen“, sagte der Minister bei der Überreichung der Urkunden. Die sieben Regionen sind die Gewinner eines Wettbewerbs, den Brunner bereits zum zweiten Mal ausgelobt hatte, um die Produktion heimischer Bio-Lebensmittel und das Bewusstsein für regionale Identität voranzubringen. In der ersten Runde waren Anfang 2014 fünf Gemeindebündnisse zum Zug gekommen. Den betreffenden Kommunen steht für die Umsetzung der Konzepte mindestens zwei Jahre lang ein Projektmanager zur Seite, dessen Kosten zu 75 Prozent der Freistaat übernimmt.

Die Konzepte hatte eine zehnköpfige Jury mit Experten aus Land- und Forstwirtschaft, Tourismus, Gastronomie, Vermarktung, Energieerzeugung, Ländlicher Entwicklung sowie Umwelt- und Naturschutz begutachtet. Neben der Förderung ökologischer Lebensmittel waren die Aspekte erneuerbare Energien, Energieeffizienz, soziales Engagement im Umweltbereich sowie Aktivitäten für den Natur- und Ressourcenschutz ausschlaggebend.