Gut fünf Prozent mehr Gästeankünfte als im Vorjahr zählte das Bayerische Landesamt für Statistik in den ersten sechs Monaten des Jahres. Insgesamt 15,9 Millionen Touristen brachten es auf stattliche 40,8 Millionen Übernachtungen. Nur der Juni kommt mit einer kleinen Delle daher: In dem Monat gingen die Übernachtungen um 2,2 Prozent zurück. Gründe dafür nennen die Statistiker nicht, Jens Huwald hat jedoch eine einfache Erklärung: „Ich glaube, dass uns im Juni schlicht das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, sagt der Chef der Bayerntouristik Marketing GmbH im Gespräch mit dem Bayernkurier.
Wir glauben, dass die Zahlen im kommenden Jahr ähnlich gut sein werden, sollte sich die Gesamtsituation erwartungsgemäß stabilisieren.
Jens Huwald, Geschäftsführer der Bayerntouristik Marketing GmbH
Die Terror-Anschläge in Ansbach und Würzburg sowie der Amoklauf von München haben weltweit Betroffenheit ausgelöst und auch bei Reisenden und Touristen für Unsicherheit gesorgt. Dennoch bleibt die Branche vorsichtig optimistisch: „Wir sind alle keine Hellseher“, sagt Bayern Tourismus-Chef Huwald mit Blick auf mögliche weitere Terrorattacken. Der Geschäftsführer hält das aber eher für ein „kosmopolitisches Thema“ und glaubt, „dass sich das wieder auspendelt“. Die Zukunft des Tourismus in Deutschland und Bayern sieht er durchweg positiv: „Wir glauben, dass die Zahlen im kommenden Jahr ähnlich gut sein werden, sollte sich die Gesamtsituation erwartungsgemäß stabilisieren.“
Gäste- und Übernachtungszahlen sind durch die Bank hervorragend
Die aktuellen Halbjahreszahlen im Freistaat sind durch die Bank hervorragend. So jubelt zum Beispiel auch das Allgäu, das über dem bayernweiten Schnitt liegt: „Der Zuwachs von satten 7,5 Prozent betrifft nicht nur die Ankünfte, sondern auch die Übernachtungen“, freut sich die Pressechefin der Allgäu Tourismus GmbH, Simone Zehnpfennig. Ihren Angaben nach reisten von den bayernweit 16 Millionen Gästen allein 1,6 Millionen ins Allgäu, sie blieben in der Regel 3,5 Tage und gaben täglich 101,20 Euro aus.
Heute Abend kommen wieder 30 Gäste aus Hongkong.
Tim Kindle, Verkaufsleiter des Luitpoldpark-Hotels in Füssen
Unter den Besuchern im Allgäu sind eine Menge Asiaten, schließlich lockt mit Schloss Neuschwanstein bei Füssen die für sie größte Attraktion Deutschlands. Jüngste Meldungen, dass speziell Gäste aus Hongkong aus Furcht vor Terroranschlägen fernbleiben könnten, kann zurzeit niemand in der Region bestätigen: „Heute Abend kommen wieder 30 Gäste aus Hongkong“, erklärte am Donnerstag etwa Tim Kindle vom Luitpoldpark-Hotel in Füssen auf Anfrage des Bayernkurier. Das Hotel erfreut sich wegen seiner Nähe zum Schloss allergrößter Beliebtheit und begrüßt jährlich rund 70.000 Gäste. Stornierungen aufgrund der Bluttaten im Freistaat hat Verkaufsleiter Kindle keine verzeichnet. Davor hatte es seinen Angaben nach ein paar Absagen gegeben. Diese standen demnach aber im Zusammenhang mit anderen Terroranschlägen in Europa.
Reisewarnung könnte ohne gravierende Folgen bleiben
Die in Hongkong ausgegebene Reisewarnung könnte also ohne gravierende Folgen für den Bayerntourismus bleiben. Sie bezieht sich auf das Attentat im Juli in einem Zug nahe Würzburg. Dabei war bekanntlich ein jugendlicher Asylbewerber mit einer Axt auf die Fahrgäste losgegangen, eine Familie aus der chinesischen Provinz war verletzt worden.
Rihanna bleibt ein Einzelfall
Auch der Fall der Sängerin Rihanna dürfte also ein Einzelfall bleiben. Der Weltstar wird nach seinem Konzert am kommenden Sonntag im Münchner Olympiastadion schnurstracks in die Heimat zurückfliegen, vermeldeten die Zeitungen in dieser Woche. Das Zimmer im Hotel Bayerischer Hof hat die Sängerin storniert. Ob das überhaupt in Zusammenhang mit den Anschlägen und dem Amoklauf steht, wurde nicht bestätigt. Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner warnte laut Medienberichten derweil davor, mit Hysterie und Falschmeldungen die Lage zu verschärfen. Der Tourismus sei ein volatiles Geschäft, Zahlen gebe es noch nicht, machte die Ministerin klar.
Oberfranken und die Oberpfalz holen auf
Nach Angaben des Statistischen Landesamtes vermeldeten von einem leichten Rückgang bei den Gästeankünften der Erholungs-, Ferien- und Schulungsheime abgesehen alle Betriebsarten für die ersten sechs Monate 2016 gestiegene Gäste- und Übernachtungszahlen. Die höchsten Zuwächse verzeichneten Ferienzentren, -häuser, und -wohnungen (Gästeankünfte +9,6 Prozent; Übernachtungen +8,8 Prozent) sowie die Hotels (+7,3 Prozent beziehungsweise 7,7 Prozent). Das regional größte Plus der Gästeankünfte vermeldete Oberfranken (+8,2 Prozent), den höchsten Zuwachs bei den Übernachtungen gab es in der Oberpfalz (+7,9 Prozent).