Hotel Schloss Löwenstein in Kleinheubach am Main. Bild: H.M.
Erfolgreicher Mittelstand

Das kleine Versailles am Main und der Wunderberg

Weine von einer der besten Weißwein-Lagen Deutschlands und mehr als nur einen Hauch von Versailles: Das bieten Weingut Fürst Löwenstein und ein neues Hotel im wunderschönen Rokoko-Schloss in Kleinheubach am Main.

Die Erbprinzessin hat viel vor mit dem 400 Jahre alten Weingut in Kleinheubach: „Wir wollen zu einem der zehn besten Weingüter in Deutschland werden.“ Mitten in der Lese steht Stephanie Erbprinzessin zu Löwenstein in der brandneuen Kelterhalle, vor der ebenso neuen besonders schonenden Weinpresse. Um sie herum in kleinen Leseboxen frische gesunde Trauben.

Schon jetzt darf man die Kellerei in Kleinheubach, drei Kilometer nördlich von Miltenberg, zu den 50 besten im Lande zählen. Mehr ist sicher möglich. Denn mit dem Homburger Kallmuth verfügt „der Fürst“, wie man in der Region sagt, über eine der besten Weißwein-Lagen in Deutschland. Die imposante Steillage im Mainbogen zwischen Lengfurt und Homburg ist ein kleines Naturwunder: Wie ein Hohlspiegel fängt der Steilhang die Sonne ein. Der Fluss spiegelt noch mehr Sonne in den Weinberg und liefert Luftfeuchtigkeit. Insgesamt zwölf Kilometer lang sind die zwei bis fünf Meter hohen, meist uralten Natursteinmauern, die die steilen Terrassen stützen – und nachts gespeicherte Wärme abgeben. Und das nicht zu knapp: Wenn die Sonne scheint, kann es im Kallmuth bis zu 60 Grad warm werden. In dem subtropischen Mikroklima gedeihen seltene Orchideen und die Lilie Asphodill, nach der Fürst Löwensteins Top-Silvaner (25,00 Euro) benannt ist. Der Wunder-Berg steht unter Denkmal- und Naturschutz.

Deutschlands modernster Weinkeller: Wir wollen Tradition und alte Reben mit toller Technik verbinden

95 Prozent der Kallmuth-Rebfläche gehört heute „dem Fürst“. Dazu kommen neben weiteren fränkischen Weinbergen bevorzugte Lagen in Hallgarten im Rheingau. Auch die Weine aus dem Rheingau – Rieslinge, natürlich, und zwei vorzügliche Spätburgunder – werden in Kleinheubach gekeltert und sind sozusagen auch halbe Frankenweine. Knapp 50 Hektar umfassen die Rebflächen in Franken und im Rheingau, die Hälfte davon sind verpachtet.

„Wir wollen Tradition und alte Reben mit toller Technik verbinden“, sagt Erbprinzessin Stephanie. Zum Naturwunder im Weinberg kommt die Top-Moderne im Keller: Das Weingut verfügt über Deutschlands modernsten Weißweinkeller. Das sagt jedenfalls Sebastian Fürst, befreundeter Nachbarwinzer aus Bürgstadt. Er gehört schon zu den Top-Ten in Deutschland und weiß, wovon er spricht.

Der behutsam zum Weinkeller umgebaute Marstall aus dem 17. Jahrhundert mit Kreuzgewölbe, meterdicken Natursteinwänden und allerneuster Keltertechnik ist ein Hingucker: Am einen Ende der Gewölbehalle der Rest eines alten Festungsturms, am anderen, hinter Glaswand und Glastür, ein kühl temperierter Barrique-Keller. Darin wartet eine weitere Besonderheit: Barriques von Eichen aus den Wäldern der Fürst Löwensteinschen Forstwirtschaft im Spessart, natürlich ergänzt durch die üblichen Fässer aus amerikanischer Eiche.

Im Einklang mit der Natur und mit minimiertem Einsatz von chemischen Hilfsmitteln

Der Weinkeller, das ganze Weingut in seiner derzeitigen Verfassung, ist das Werk von Carl Friedrich Prinz zu Löwenstein. Der Erbprinz wollte es als wichtigstes Standbein der Firmengruppe des Hauses etablieren. Zwei Jahre lang hat er jedes Detail geplant und im Modell alle Betriebsabläufe perfektioniert. Die Fertigstellung hat Prinz Carl nicht mehr erleben dürfen: Wenige Monate vor der Einweihung ist er bei einem Motorsportunfall tragisch verunglückt.

Seither führt seine Frau die Geschäfte. In seinem Sinne, aber doch mit eigener Note und eigenem Selbstbewusstsein. Ihr Mann war totaler Weinmensch und Schöngeist, sagt sie. Aus ästhetischem Empfinden lehnte er etwa Literflaschen ab. „So denke ich nicht. Warum sollen wir etwas nicht machen, wenn es sich rentiert? Der Markt bestimmt.“ Wohl überlegt ist ihre Reaktion auf das Stichwort biologischer Anbau: „Ein heißes Thema“, meint sie. Bei Fürst Löwenstein werde „im Einklang mit der Natur und mit minimiertem Einsatz von chemischen Hilfsmitteln“ gearbeitet: „Es gibt auch keinen Grund, den Einsatz von Chemie gemäß EU-Vorgaben grundsätzlich zu verteufeln.“ Den völligen Verzicht auf Chemie, etwa bei der Reinigung der Fässer und Anlagen, sieht die Erbprinzessin, von Hause aus Medizinerin, eher kritisch: „Wir produzieren gesund, sehr rein, sehr klar, in unglaublich aufwändig geputzten Fässern.“

Wir wollen kein Schlosshotel sein, sondern ein Hotel in Schloss Löwenstein

 

Die wunderbare Kellerei ist nur Teil eines ganz besonderen Ensembles. Denn dazu kommt der fürstliche Park – und Schloss Löwenstein. 1725 wurde der prachtvolle Rokoko-Stammsitz der Fürsten zu Löwenstein-Wertheim-Rosenberg gebaut, sogar von einem Versailler Architekten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde es erst von den Amerikanern requiriert und dann von der Bundespost als Schulungsstätte gemietet. 2007 hat die Telekom das Schloss zurückgegeben. Im vergangenen April eröffnete es nach gründlicher Renovierung als Hotel Schloss Löwenstein.

„Wir wollen kein Schlosshotel sein, sondern ein Hotel in Schloss Löwenstein“, erklärt die Erbprinzessin. „Schlosshotels haben einen Luxusstandard, den wir gar nicht anstreben.“ Etwas Untertreibung schwingt mit. Denn das Hotel ist schon etwas sehr Besonderes: Ein breiter Treppenaufgang führt zum prunkvollen Marmorsaal – der edel schwarz-weiß geflieste Boden lädt zum Tanz ein. Der Pompejanische Saal wartet mit bezaubernden Wandmalereien auf. Im Kaiserzimmer finden standesamtliche Trauungen statt, in der fürstlichen Kapelle folgt dann die kirchliche Zeremonie. Bis 2012 ist das Hotel mit Hochzeiten schon ausgebucht.

Kommt gerne nach Kleinheubach: EZB-Chef Jean-Claude Trichet

Als Konferenz- und Tagungshotel kommt das Haus gut an. Dabei hat die Werbung noch gar nicht richtig begonnen. Das Hotel ist neu, noch recht unbekannt und besonders geeignet für große Firmenveranstaltungen: In sieben Sälen können Direktoren, Verkaufsleiter und Techniker getrennt tagen und dann wieder zusammenkommen. Die Lage ist ideal: Main-Idylle in komfortabler Nähe zum Rhein-Main-Flughafen und zur Autobahn. Schon mehrfach zu Gast war die Europäische Zentralbank. An den scheidenden EZB-Chef, Jean-Claude Trichet, erinnert sich Erbprinzessin Stephanie gerne: „Ein sehr sympathischer Mensch.“ Früh im nächsten Jahr hat sich die Deutsche Bank mit 200 Tagungsgästen angemeldet.

Aber auch für Privat- und Familienfeiern ab etwa 30 Personen steht das Hotel offen. Mittelfristig hofft die Hotelführung auch auf etwa 1000 individualreisende Gäste im Jahr. Schon jetzt lohnt die telefonische Frage, ob neben einer Tagung vielleicht noch etwas Platz ist: 135 Euro kostet ein normales Doppelzimmer im Schloss ohne Frühstück.

Wahrscheinlich kommen die Gäste auch wegen der famosen Tropfen vom Kallmuth und aus dem Rheingau so gerne nach Kleinheubach. „Die erhofften Synergie-Effekte haben sich zu 100 Prozent eingestellt“, bestätigt die Erbprinzessin: „Das Hotel wäre weniger attraktiv ohne das Weingut und umgekehrt.“ Fehlt eigentlich nur noch eines, meint der Besucher: ein hoteleigener Landungssteg am Main, hundert Meter hinter dem Hotel. Die Erbprinzessin lächelt: „Die Planung steht. Der Steg könnte noch dieses Jahr fertig werden“.

www.loewenstein.de