„Die Anlaufkosten am neuen Standort in Tennessee beeinflussen in diesem Jahr unser Ergebnis, wir rechnen aber dennoch mit einem leichten Plus beim Umsatz und beim bereinigten EBITDA“, sagte der Vorstandsvorsitzende Rudolf Staudigl an diesem Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz des Chemiekonzerns in München. EBITDA ist eine betriebswirtschaftliche Kennzahl, die eine Angabe zur Rentabilität eines Unternehmens macht. Sie ist die englische Abkürzung für „earnings before interest, taxes, depreciation and amortization“, also „Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf Sachanlagen sowie auf immaterielle Vermögensgegenstände“. Der Start ins neue Jahr fiel wegen des Engagements in den USA durchwachsen aus. Der Umsatz sei im ersten Quartal voraussichtlich leicht auf knapp 1,3 Milliarden Euro gefallen, hieß es. Auch das Ergebnis wird demnach in den ersten drei Monaten geringer ausfallen. Doch die Zukunft sieht überwiegend rosig aus: „Unser Chemiegeschäft, das für zwei Drittel unseres Umsatzes und die Hälfte unseres EBITDA steht, entwickelt sich weiter sehr erfreulich“, sagte Staudigl. Insgesamt erwartet Wacker im laufenden Jahr beim Umsatz ein Plus „im niedrigen einstelligen Bereich“, das Ergebnis soll leicht ansteigen.
Mitarbeiterzahl steigt weltweit, in Deutschland sinkt sie leicht
Die Inbetriebnahme des neuen Standorts in Tennessee, aber auch steigende Umsätze in der Branche hatten bei dem bayerischen Chemieriesen zuletzt auch für mehr Beschäftigung gesorgt. Das allerdings nicht in der Heimat: Die Zahl der Mitarbeiter stieg nach Konzernangaben im Geschäftsjahr 2015 weltweit um rund 270. In Deutschland sank sie jedoch leicht von 12.366 auf 12.251 Beschäftigte. Im Ausland ging es dafür von 4337 auf 4721 nach oben.
Standort Burghausen bedeutendstes Werk
Wacker Chemie arbeitet in Europa an neun Standorten, ist aber auch in Amerika und Asien mit jeweils acht Niederlassungen vertreten. Als das bedeutendste Werk gilt nach wie vor der 1914 gegründete Standort in Burghausen: Das 110 Kilometer östlich der Landeshauptstadt München gelegene Gebiet an der Grenze zu Österreich wird auch „bayerisches Chemiedreieck“ genannt. Auf dem zwei Quadratkilometer großen Werkgelände stellen beinahe 10.000 Mitarbeiter in rund 150 Produktionsbetrieben einige tausend verschiedene Produkte her. Das jüngste Wacker-Werk steht nun im US-Bundesstaat Tennessee (Bradley County). In ihm wird seit Ende 2015 das sogenannte Polysilicium hergestellt, mit dem die wachsenden Branchen Photovoltaik und Solarenergie bedient werden.
Mehr Geld für die Aktionäre
Mit 550 Millionen Euro floss 2015 auch der Löwenanteil der Wacker-Investitionen (834 Millionen Euro) in den neuen US-Standort. Unter anderem entstand aber auch in Burghausen eine Produktionsanlage für Dispersionspulver mit einer Jahresleistung von 50.000 Tonnen. Trotz der stattlichen Ausgaben beendete Wacker das Geschäftsjahr 2015 mit einem Konzernergebnis (EBIT) von 241,8 Millionen Euro (+24 Prozent). Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen lag bei 911,2 Millionen Euro (+9 Prozent). Der Umsatz stieg um rund zehn Prozent auf 5,3 Milliarden Euro. Das freut auch die Aktionäre, die Dividende wird um 33 Prozent auf zwei Euro je Aktie erhöht, kündigte der Konzern am Donnerstag in München an.