Jeden Tag nutzen rund 840.000 Fahrgäste die Münchner S-Bahnen. Foto: imago/Michael Westermann
Mobilität

Neues Vergabeverfahren für Münchner S-Bahn

Noch bis Ende 2017 ist die DB Regio Betreiber der S-Bahn in München. Nach Ende dieses Vertrag wird sich einiges ändern, teilte Innenminister Joachim Herrmann am Mittwoch mit. Nach einer Übergangszeit von zwei Jahren soll ein neues, dreistufiges Konzept für Betriebsstabilität und einen langfristigen Wettbewerb sorgen.

Münchens S-Bahn, heute schon das größte Schienenverkehrsnetz in Bayern, soll weiter wachsen. Zu diesem Zweck haben Innenminister Joachim Herrmann und Johann Niggl, Geschäftsführer der Bayerischen Eisenbahngesellschaft (BEG), am Mittwoch ein Drei-Stufen-Konzept vorgestellt, das ab 2018 die Vergabe des S-Bahn-Betriebs neu regeln soll.

Mit dem Konzept sichern wir einen stabilen und zuverlässigen Betrieb, öffnen aber zugleich das überaus komplexe Netz der S-Bahn München langfristig auch für andere Eisenbahnverkehrsunternehmen und schaffen attraktive Bedingungen für den Wettbewerb.

Joachim Herrmann

Stufe für Stufe zum Erfolg

Die BEG ist im Auftrag des Freistaats Bayern für die Planung, Finanzierung und Kontrolle von Regional- und S-Bahn-Verkehr zuständig. Momentan hat die BEG noch einen Vertrag mit der DB Regio, die noch bis Dezember 2017 für den Betrieb der S-Bahn in München zuständig ist. Danach soll die Verkehrsleistung nach dem neuen Konzept erfolgen:

  • Ab Januar 2018 soll dem heutigen S-Bahn-Vertrag, der im Dezember 2017 endet, ein zweijähriger Übergangsvertrag folgen.
  • Ab Dezember 2019 will die BEG in einem ersten Münchner S-Bahn-Vertrag die gesamten Verkehrsleistungen zunächst ohne Aufteilung in Lose vergeben (Laufzeit voraussichtlich zwölf Jahre).
  • Anfang der 2030er-Jahre nach der Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke und dem Ersatz der heutigen Fahrzeugflotte durch Neufahrzeuge sowie einer Stabilisierungsphase für das das neue Betriebskonzept mit einem deutlich erweiterten Verkehrsangebot will die BEG die Verkehrsleistungen in einem zweiten Münchner S-Bahn-Vertrag erneut für vsl. rund zwölf Jahre vergeben und strebt dabei eine Aufteilung des Netzes in mehrere Lose an.

Der Plan wurde in Zusammenarbeit mit externen Gutachtern erarbeitet, so Johann Niggl. Dabei habe man vergaberechtliche, planerische, technische und wettbewerbliche Rahmenbedingungen berücksichtigen müssen. Ziel ist es zwar grundsätzlich, das Wettbewerbsnetz „S-Bahn München“ auch für Mitbewerber der DB Regio attraktiv zu gestalten.

„Die Betriebsstabilität ist zu jedem Zeitpunkt das oberste Ziel all unserer Planungen“, betont Niggl. Die Option, das Netz in einzelnen Losen auszuschreiben, um in den nächsten Jahren mehr Wettbewerb zu ermöglichen, hält die BEG vor der Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke für nicht praktikabel. Die Risiken für die Betriebsstabilität seien zu hoch.

Planung hängt von der zweiten Stammstrecke ab

Die Planungen der BEG hängen entscheidend vom Bau der 2. Stammstrecke ab, deren Inbetriebnahme im Jahr 2025 vorgesehen ist. Mit Nutzung der 2. Stammstrecke sollen die jährlich vom Betreiber der Münchner S-Bahn zu erbringenden Zugkilometer von 20 stufenweise auf rund 26 Millionen steigen. „Dies erfordert eine Ergänzung der Fahrzeugflotte. Dazu benötigen wir einen ausreichenden zeitlichen Vorlauf“, erklärt Niggl.

Die Sicherstellung der Betriebsstabilität hat angesichts der überragenden Bedeutung der S-Bahn München deshalb besondere Priorität. Alle Planungen müssen sich daran orientieren.

Joachim Herrmann

Vor der Vergabe des ersten Münchner S-Bahn-Vertrags müssen noch Grundsatzfragen zu Themen wie Bruttovertrag, Flottenerweiterung, Vertragslaufzeit geklärt werden. „Deshalb haben wir beschlossen, ab Januar 2018 einen zweijährigen Übergangsvertrag abzuschließen“, so Niggl. Bereits hierfür prüft die BEG punktuelle Fahrplanverbesserungen sowie vereinzelte Kapazitätserweiterungen und strebt eine schärfere Überwachung verschiedener Qualitätsmerkmale an.

Wie Anfang Februar im Amtsblatt der Europäischen Union bekanntgegeben, plant die BEG, den Übergangsvertrag mit DB Regio abzuschließen, weil unter anderem aufgrund der bei DB Regio bereits vorhandenen rund 250 S-Bahn-Fahrzeuge kein anderer Betreiber aus Sicht der BEG für eine Übernahme der Verkehrsleistungen schon ab Januar 2018 in Frage kommt. Jedoch können sich auch andere Eisenbahnverkehrsunternehmen melden, die der Auffassung sind, dass sie die Verkehrsleistungen ebenfalls erbringen können.

Ab 2019 nur noch ein Betreiber

Nach Ablauf des Übergangsvertrags will die BEG ab Dezember 2019 die komplette Verkehrsleistung an einen Betreiber vergeben, das heißt, das Netz soll nicht in Ausschreibungslose aufgeteilt werden. Die Laufzeit des 1. Münchner S-Bahn-Vertrags ist abhängig von der zweiten Stammstrecke und derzeit noch nicht endgültig festgelegt.

„Wir wollen, dass der Betreiber zum Zeitpunkt der Inbetriebnahme der zweiten Stammstrecke bereits über ein eingespieltes Team und ausreichende Erfahrungen mit dem S-Bahn-Betrieb in München verfügt“, so Niggl. „Denn nur dann kann er seine Aufmerksamkeit ganz den Herausforderungen widmen, die mit der neuen Infrastruktur und dem völlig neuen Fahrplankonzept verbunden sind.“