Die Konservativen von Premierminister Boris Johnson haben die Parlamentswahl in Großbritannien mit absoluter Mehrheit gewonnen und können nun den geplanten Ausstieg aus der EU vollziehen. Schottland steht vor der Unabhängigkeit.
Zum ersten Mal nach dem Brexit-Votum trifft sich Schottlands regierende Nationalpartei zum Parteitag. Der Ausstieg Großbritanniens aus der EU ist dort das bestimmende Thema. Denn die SNP sucht nach Wegen, um eine Abspaltung Schottlands von London möglich zu machen – und damit bestenfalls EU-Mitglied zu bleiben. SNP-Chefin Nicola Sturgeon droht London zum Auftakt schon einmal im großen Stil.
Nur wenige Stunden nach der Abreise von Großbritanniens Regierungschef Cameron kommt es in Brüssel zum Treffen der EU-Spitzen mit der schottischen Ministerpräsidentin. Dabei versuchen beide Seiten demonstrativ, den Ball flach zu halten. EU-Kommissionschef Juncker betont, man wolle sich nicht in „innerbritische Angelegenheiten“ einmischen. Dennoch: Brüssels Signal an Schottland ist deutlich.
Mit einer knappen Mehrheit haben sich die Briten für den EU-Ausstieg entschieden. Das „Problem Brüssel“ soll damit für die Insel endgültig der Vergangenheit angehören. Dabei vergisst man in London ganz gern: Die Probleme gehen für das Königreich jetzt erst so richtig los – und das nicht nur bei den Austrittsverhandlungen.
Großbritanniens Premier zieht persönliche Konsequenzen aus der Brexit-Entscheidung seines Landes – und kündigt seinen Rückzug an. Auf dem Parteitag der Konservativen im Oktober soll ein Nachfolger gewählt werden. Dieser könnte ein alter Bekannter sein. Der Brexit bedroht auch die Einheit Großbritanniens: Besonders in Schottland flammen die Stimmen für die Unabhängigkeit wieder auf.
Die Befürworter eines EU-Austritts Großbritanniens betonen in ihrer Argumentation immer wieder Eigenheit und Einheit der Insel. Doch genau um diese könnte es im Fall des Brexits schlecht bestellt sein. Denn in Schottland mehren sich die Stimmen, die bei einem EU-Austritt eine neue Abstimmung über die schottische Unabhängigkeit fordern. Und auch in Wales könnte sich dann der Wind drehen.
Bei den jüngsten Parlamentswahlen in Großbritannien gingen die Tories als klarer Sieger hervor – die allermeisten Sitze holte Premier Camerons Partei dabei in England, größtes Wahlzugpferd war das geplante EU-Referendum. In Schottland, Wales und Nordirland fiel die Partei damit durch – dort will die Bevölkerung unbedingt in der EU bleiben. Und das aus gutem Grund.
Nach David Camerons Wahlwunder steht Großbritannien vor der wichtigsten Legislaturperiode seit langer Zeit: Es geht um Schottland, um die Einheit und Verfassung des Vereinigten Königreichs und um seine Stellung in Europa und der Welt.
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