Die Jubiläumsausgabe (30. Jahrgang, Heft 119, 25. März 2015). (Foto: LiB)
Literatur in Bayern

Einzigartiger Spiegel bayerischer Literatur

Auf einem hart umkämpften Markt und noch dazu ganz speziellen Inhalts besteht die Zeitschrift „Literatur in Bayern" heuer schon 30 Jahre. Am 25. März feiern dies ihre Herausgeber mit einer Jubiläumsausgabe, für die viele Autoren der ersten Stunde wieder zur Feder griffen.

Harald Grill, Bernhard Setzwein, Fitzgerald Kusz und auch der DDR-Schriftsteller Reiner Kunze sind wieder mit dabei: Sie alle zählen zu den Wegbegleitern der Literatur- und Kulturzeitschrift „Literatur in Bayern“ und erweisen dieser zu deren 30-jährigem Bestehen mit ihren Beiträgen für die Jubiläumsausgabe am 25. März die Ehre. In der Anfangszeit der Zeitschrift konnte man auch noch Namen wie Michael Ende oder August Kühn lesen. Beide sind mittlerweile verstorben – die Zeitschrift „Literatur in Bayern“ blieb – überlebte sozusagen den Rückgang des Interesses am geschriebenen, noch dazu literarisch, bayerisch-literarisch, aufbereiteten Wort. Dass sich die Zeitschrift so lange halten können würde – daran hatten zeitweise selbst viele ihrer Verantwortlichen nicht geglaubt.

Enge Verknüpfung mit dem Institut für Bayerische Literaturgeschichte

Alleine die Begleitumstände ihrer Entstehung waren alles andere als unproblematisch. So ist die Geburtsstunde der Zeitschrift eng verknüpft mit der Geburtsstunde des Instituts für Bayerische Literaturgeschichte an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität. Und genau Letzteres sorgte in der Anfangszeit für Furore, wie sich der jetzige Herausgeber Gerd Holzheimer erinnert. Nicht nur beanspruchte das 1984 neu gegründete Institut für sich den „Luxus“, das einzige im deutschen Sprachraum und innerhalb der Germanistik in Deutschland zu sein, das regionale Literaturgeschichte zum Forschungsgegenstand hatte. Einer nicht ausrottbaren Legende zufolge soll die Gründung des Instituts sogar eine Idee von Marianne Strauß gewesen sein. Nein, ausgerechnet kam auch noch der neue Lehrstuhlinhaber aus Berlin. „A Breiss auf den Lehrstuhl für Bayerische Literaturgeschichte, das darf nicht wahr sein. ‚Dietz‘ heißt er und ‚Rüdiger‘, mit Bindestrich dazu; und ‚Moser‘ mit Nachnamen, vermutlich also einer, der rummosert, womöglich über bayerische Befindlichkeiten“, weiß Holzheimer noch von seiner eigenen Reaktion zu erzählen. Auch über die öffentliche Reaktion weiß er launig zu berichten: „Ein Aufschrei erhob sich im Bayernland – mit am lautesten ein Mann mit dem auch nicht uninteressanten Namen ‚Rattelmüller‘, seines Zeichens Bezirksheimatpfleger in Oberbayern, unter anderem auch für den Entwurf der Fahne des bayerischen Ministerpräsidenten verantwortlich.“ „Wenn ich mir den Fuß breche, möchte ich nicht von einem Zahnarzt behandelt werden“, zitiert Holzheimer Rattelmüllers damalige Aussagen über den promovierten Musikwissenschaftler und habilitierten Volkskundler Dietz-Rüdiger Moser. Nicht einmal ein Literaturwissenschaftler sei Moser gewesen, von bairischer Sprachkompetenz ganz zu schweigen, resümiert Holzheimer den damaligen offenkundigen Widerspruch.

Übernahme der Herausgeberschaft durch Holzheimer

Doch Moser belehrte seine Kritiker bald eines Besseren und begründete dauerhaft nicht nur ein Symposion über das Nibelungenlied, sondern auch ein eigenes Instituts-Magazin: „Literatur in Bayern“. Auch als das Institut aus Kostengründen 1999 wieder aufgelöst wurde, überlebte das „Kind“ ohne seinen „Vater“. Denn der „leibliche Vater“ Moser sorgte bis zu seinem Tod 2010 weiter aufopferungsvoll für sein „Kind“ und hielt es am Leben, bis diese Aufgabe auf seinen Nachfolger Gerd Holzheimer überging.

Und auch hier schien aller Anfang schwer: Zur Herausgeberschaft kam Holzheimer nach eigenem Bekunden wie das Kind zum Bade: Lange Zeit habe er mit Moser überhaupt keinen Kontakt mehr gehabt, nachdem sich beide wegen eines Missverständnisses überworfen hätten, erzählt Holzheimer. Erst als sie sich viele Jahre später in einem Aufzug zufällig begegnet hätten und Moser ihm dort sogleich von seiner Krebserkrankung erzählt habe, sei nach einer spontanen gegenseitigen Umarmung seine Mitarbeit bei der Zeitschrift sofort wieder fixiert gewesen. Ohne sein Wissen habe Moser ihn dann später zusammen mit der langjährigen „Literatur in Bayern“-Mitarbeiterin Carolin Raffelsbauer zu seinem Nachfolger bestimmt. Und da er einem Toten seinen Wunsch nicht abschlagen wollte, die designierte Mitherausgeberin „über ein halbes Jahr lang vom Erdboden verschluckt“ war und folglich keine Ausgabe mehr erschien, sprang Holzheimer ein und übernahm die Herausgeberschaft – ab 2012 dann alleine, immer aber unterstützt vom Freundeskreis der Literatur in Bayern.