Der Bühnenturm ist einsturzgefährdet. Die Frontseite des Augsburger Stadttheaters wirkt noch einigermaßen ansehnlich. Doch auf der Hinterseite des Hauses ist unschwer zu erkennen, wie marode es längst ist: Risse im Mauerwerk, Putz platzt ab, kaputte Fensterrahmen. In einer Sondersitzung hat sich der Augsburger Stadtrat nun grundsätzlich für die Generalsanierung des Stadttheaters ausgeschlossen. Dafür sollen 186,3 Millionen Euro ausgegeben werden. Davon dürften nach derzeitigem Stand rund 106 Millionen Euro als Zuschuss vom Freistaat kommen. Bis zu 90 Millionen Euro muss die hochverschuldete Kommune über Kredite selbst aufbringen.
Der Zeitplan des Stadtrats sieht vor, dass die Sanierung 2018 beginnt und 2022 abgeschlossen sein könnte. Die Wiedereröffnung käme mit Beginn der Spielzeit 2023/24. Gespielt wird im angeschlagenen Haupthaus am Kennedyplatz schon seit Mitte Juni nicht mehr. Wegen mangelhaften Brandschutzes musste es ein Jahr früher als geplant geschlossen werden. Dafür laufen einstweilen Inszenierungen im Interimsbau „Brechtbühne“, die 2012 für 6 Millionen Euro neben dem Intendanzgebäude entstand.
Baustelle Intendanz
Für die Jahre der Modernisierung muss der künftige Intendant André Brückner, der 2017 antritt, gleich mehrere Ausweich-Spielstätten finden. Mit der bisherigen Intendantin Juliane Votteler wollte Kulturreferent Thomas Weitzel ihren bis nächstes Jahr laufenden Vertrag nicht verlängern, weil ihre Amtszeit dann in der Sanierungsphase geendet hätte. „Man hätte mitten im Umbau einen neuen Intendanten suchen müssen“, hatte Weitzel die Neubesetzung des Postens begründet.
Ein neuer Theaterdirektor in einem jahrelangen Provisorium – das Dreisparten-Haus mit Schauspiel, Oper und Ballett steuert auf unruhige Zeiten zu. Zumal die endgültige Entscheidung für die nötige Sanierung noch nicht gefällt werden kann. Heftiger Streit in der Stadt begleitet das Vorhaben schon seit Jahren. Noch droht ein Bürgerentscheid gegen das Projekt, für den eine Initiative derzeit Unterschriften sammelt. Die Gegner wenden ein, Augsburg sei mit 300 Millionen Euro schon jetzt überschuldet und könne sich weitere Kreditaufnahmen für das Theater nicht leisten. Zudem befürchten sie erhebliche Kostensteigerungen in der Bauphase.
Niedrige Bankzinsen
Befürworter des Vorhabens halten entgegen, dass die Bankzinsen derzeit günstig wie nie seien. Oberbürgermeister Kurt Gribl erklärte am Dienstag, er sehe derzeit keinen Anlass, sich über Kostensteigerungen Gedanken zu machen. Er lege bei den Arbeiten und der Finanzierung größten Wert auf „Kostensicherheit“. Zudem sei der Zuschuss des Freistaats von 106 Millionen Euro nicht auf diese Summe zementiert. Für den Fall, dass die Ausgaben für die Generalsanierung steigen, könne sich auch das Land daran beteiligen.