Venusgrotte von Schloss Linderhof im Graswangtal bei Oberammergau. (Bild: Imago/Peter Widmann)
Schloss Linderhof

Sonntagsdate mit der Venus

Countdown für die Venusgrotte im Schlosspark Linderhof. Bevor die Tropfsteinhöhle saniert wird, können Besucher das künstliche Naturschauspiel ab sofort sonntags gratis bestaunen. Sie gilt als Höhepunkt der Illusionsarchitektur von König Ludwig II.

Vergoldeter Muschelkahn, ein Muschelthron am Königssitz, Blumengirlanden und künstliche Pflanzen sowie Kachelöfen und ein Wasserfall nach Vorbild des Hörselberges. Das ist die Venusgrotte. Sie liegt im Schlosspark Linderhof, auf 990 Meter Meereshöhe, nordöstlich von Schloss Linderhof, am Abhang des Hennenbergkopfs in einem Naturschutzgebiet. Schloss und Park Linderhof bilden eines der vielfältigsten Ensembles des 19. Jahrhunderts, das der „Märchenkönig“ als einziges seiner Schlossprojekte vollenden konnte.

Blaue Grotte von Capri in Szene

Im Schnitt besuchen bis 450.000 Menschen pro Jahr das vom Märchenkönig gebaute Schloss. König Ludwig II. hatte die Venusgrotte im Schlosspark 1876 und 1877 von Hofbaudirektor Georg Dollmann und Landschaftsplastiker August Dirigl errichten lassen. In der Grotte ließ er den 1. Akt der Wagner-Oper „Thannhäuser“ und das Motiv der blauen Grotte von Capri in Szene setzen. Dafür wird sie auch in verschiedenen Farben beleuchtet. Die Konstruktion aus 1,70 Meter dicken Kalkbruchsteinwänden und Säulen aus Bruchstein und Gusseisen kämpft seit der Fertigstellung unter anderem mit Feuchtigkeitsproblemen. Den hierfür notwendigen Strom erzeugten 24 Dynamos in dem 100 Meter entfernten Maschinenhaus. Es war eines der ersten bayerischen Elektrizitätswerke.

Schon zu Lebzeiten Ludwigs II. traten erste Schäden an der Baukonstruktion unter anderem infolge von Feuchtigkeitsproblemen auf. In den folgenden Jahrzehnten mussten immer wieder umfangreiche Bauunterhaltsmaßnahmen vorgenommen werden. Bereits in den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts mussten erste Schutznetze eingebaut werden, um die Sicherheit der Besucher bei den Besichtigungen zu gewährleisten. 1997 wurden im Ein- und Ausgangsbereich zusätzliche Schutzgerüste eingebaut und die Schutznetze im Bereich der gesamten Führungslinie erneuert beziehungsweise ergänzt. Eine grundlegende Sanierung fand bisher nicht statt.

Neue Statik und Drainage

In den letzten 100 Tagen vor einer fünfjährigen Schließung der Venusgrotte am Schloss Linderhof bekommen Besucher sonntags freien Eintritt in die künstliche Tropfsteinhöhle. Die Venusgrotte ist noch bis zum 15. Oktober geöffnet. Dann wird sie planmäßig bis 2022 für Sanierungsarbeiten geschlossen. Der Freistaat investiert darin rund 25 Millionen Euro. Unter anderem müssen Statik und Drainageleitungen verbessert werden.

Vorrangiges Ziel der Restaurierung ist die Wiederherstellung des ursprünglichen, ungestörten Raumeindrucks der Grotte. Die noch umfangreich vorhandene historische Bausubstanz soll konsolidiert und dauerhaft gesichert werden. Dazu müssen die Schadensursachen beseitigt werden: der Wassereintrag, die mangelhafte Dachkonstruktion über den Ziegelgewölben sowie ungeeignete raumklimatische Verhältnisse im Inneren der Venusgrotte. Vorgesehen ist auch die Errichtung einer weitgehend unterirdischen Sperrmauer nördlich der Venusgrotte einschließlich Drainage. Damit soll verhindert werden, dass von außen Wasser in die Grotte gelangt. Im Grotteninneren werden die vorhandenen historischen Drainageleitungen verbessert und ergänzt. Die Abdichtung oberhalb der Gewölbe einschließlich Gründachkonstruktion wird neu aufgebaut. Die Ausstattung, wie das Gemälde „Venusszene des Tannhäuser“, der vergoldete Muschelkahn, der Muschelthron am Königssitz, die Blumengirlanden und künstlichen Pflanzen sowie die Kachelöfen werden restauriert und zum Teil rekonstruiert. Das historische Beleuchtungskonzept mit den unterschiedlichen Lichtfarben wird mittels LED-Leuchten wiederhergestellt.

(dpa/AS)