Hell und lichtdurchflutet ist es, das Bürozimmer. Mit seinen wenigen Möbeln wirkt es nüchtern, funktional: ein kleiner Besuchertisch mit Stühlen, ein ordentlich aufgeräumter Schreibtisch. Aber dann bleibt der Blick am Bürostuhl hängen. Sein knalliges Pink gibt dem Raum eine eigene Atmosphäre – Spiegelbild der jungen Frau, die jetzt strahlend hereinkommt: Julia Obermeier, mit 30 Jahren eine der Jüngsten im deutschen Bundestag. Man spürt: Es ist „ihr“ Abgeordnetenbüro im Münchner Westen – freundlich und hell, klar und sachlich, aber immer mit einem Farbtupfer.
„Ich bin in München geboren, hier bin ich daheim“, sagt sie und fügt hinzu: „wieder“. Aufgewachsen ist sie nämlich in der 2000-Seelen-Gemeinde Maitenbeth im oberbayerischen Landkreis Mühldorf am Inn. In Gars am Inn ging sie aufs Gymnasium. Aber daheim ist sie hier, in München.
Um die Ecke, in Aubing, wohnt sie mir ihrem frisch angetrauten Mann, einem Betriebswirt. Den will sie komplett aus dem Politrummel raushalten. Nicht einmal seinen Vornamen verrät sie. Ihren Nachnamen hat sie ihm zuliebe von Bartz in Obermeier geändert. „Inzwischen haben sich alle daran gewöhnt und außerdem klingt Obermeier so schön nach ‚Bayern‘“, lacht sie. Er kocht gerne für sie, verrät sie wenigstens, und zwar bayerisch-italienische Gerichte. Mit ihm teilt sie auch ihre Hobbies Mountainbiken, Bergwandern und Skitouren gehen – abseits der Pisten.
Wie an ihrem Mann und ihrer Heimatstadt hängt ihr Herz an der Politik
Schon früh hat sie sich in der Jungen Union engagiert, nach der Schule Politikwissenschaft in München studiert. „Meine Eltern verkaufen Computerteile, und ich habe mich immer gefragt: Es muss doch einen übergeordneten Sinn geben. Ich wollte die Zukunft gestalten.“ Große Pläne für eine Gymnasiastin. „Obwohl, als ich zehn war, wollte ich noch Sportreporterin werden. Vielleicht bin ich deswegen heute Mitglied im FC Bayern Fanclub Berlin.“
Berlin, nein das ist nicht ihre Heimat. „Ich wohne in Berlin, aber ich lebe nicht dort.“ Deswegen fliegt sie auch am Wochenende immer nach München. Sie hat eine kleine Wohnung neben dem Reichstag. „Die sehe ich wochentags nicht vor 23 Uhr und nach 8 Uhr morgens. Ansonsten habe ich von der Hauptstadt noch nicht viel gesehen. Die Besuchergruppen, die für drei Tage nach Berlin kommen, erleben mehr von der Stadt als ich.“
Einsam fühlt sie sich dort aber nicht. „Da habe ich keine Zeit dazu.“ Schon 23 Reden hat sie im Bundestag gehalten. Sie ist im Frauenausschuss und im Arbeitskreis Wehrpolitik. Da hat sie überwiegend mit Männern zu tun. Aber das kennt sie schon von ihrem CSU Ortsverband in Maitenbeth. „Die haben mich damals gleich gemocht.“ Kein Wunder.