Sophia Gerstl (l.) probierte sich vier Tage lang als Bundestagsabgeordnete bei "Jugend und Parlament" - dank MdB Gudrun Zollner. (Foto: Team Zollner)
Planspiel

So funktioniert Politik

Die 18-jährige Sophia Gerstl aus Adldorf hat jetzt ein besseres Verständnis von Politik - und mehr Verständnis vom Politiker-Beruf. Sie hatte bei "Jugend und Parlament" die Gelegenheit, selbst für einige Tage als "Bundestagsabgeordnete" zu arbeiten.

Vier Tage lang arbeiten wie ein Parlamentarier – dieses besondere Erlebnis hat der Deutsche Bundestag auch in der zu Ende gehenden Legislaturperiode wieder über 300 jungen Frauen und Männern aus ganz Deutschland geboten. Mit dabei: die 18-jährige Sophia Gerstl aus Adldorf, Marktgemeinde Eichendorf.

Möglich gemacht hat dies die niederbayerische CSU-Bundestagsabgeordnete Gudrun Zollner, die einen der begehrten Teilnehmerplätze für „Jugend und Parlament“ öffentlich ausgeschrieben hatte. „Meine Mutter hat mir den entsprechenden Zeitungsartikel aufs Handy geschickt und dann habe ich mich einen Tag vor Ablauf der Frist einfach beworben“, freut sie sich. Und Gudrun Zollner freut sich, dass nach drei jungen Männern aus ihrer Heimat nun erstmals eine junge Frau bei „Jugend und Parlament“ mit dabei war.

Die Arbeits- und Zeitbelastung war enorm.

Sophia Gerstl, Teilnehmerin „Jugend und Parlament“

Über alle politischen Themen Bescheid wissen

Nach ihrer Rückkehr hat die 18-Jährige eine eindeutige Bilanz gezogen: „Die Arbeits- und Zeitbelastung war enorm. Ich weiß jetzt, dass eine Bundestagsabgeordnete nicht nur über ihre Fachgebiete, sondern über alle politischen Themen Bescheid wissen muss.“  Bei „Jugend und Parlament“ wird die parlamentarische Arbeit im Bundestag simuliert. Für Sophia Gerstl hieß das: Als Mitglied einer Partei, die in der Koalition der kleinere Partner ist,  einerseits stets taktisch klug im Interesse der eigenen Partei zu handeln. Andererseits hatte sie einen Gesetzesentwurf zum Tierschutz eingebracht – und da musste sie sich erst einmal in das eigene Parteiprogramm und die Stellungnahme ihrer Partei zum Entwurf einarbeiten. Gar nicht so einfach, denn „die waren meiner Meinung nach viel zu schwammig formuliert und manchmal auch doppeldeutig verstehbar“.

Demokratie fordert Kompromisse

Die Folge: „Vier Tage lang hatten wir volles Programm von der Früh bis spät in die Nacht hinein“, berichtet sie. Wobei der Stress sie gar nicht einmal so sehr gestört hat: „Ich genieße es, ausgelastet zu sein. Wären die Tage nicht so intensiv gewesen, hätte ich mich vielleicht sogar gelangweilt.“ Dass sie ihre und die Ziele ihrer „Partei“ nicht erreichen konnte, das hat sie da schon mehr geärgert.

Voller Terminkalender

Genau solche Erfahrungen sind es, die Gudrun Zollner mit „Jugend und Parlament“ gerne vermitteln möchte: „Politik ist komplex und anstrengend, meine Sitzungswoche beginnt montags mit Anhörungen, danach trifft sich unsere CSU-Landesgruppe. Am Dienstag folgen Arbeitsgemeinschaften und die CDU/CSU-Fraktion. Der Mittwoch gehört den Ausschüssen, bei mir der Familienausschuss, der Sportausschuss und der Unterausschuss für Bürgerschaftliches Engagement. Am Donnerstag und Freitag sind Plenumssitzungen, donnerstags oft bis in die frühen Morgenstunden. Aber jede Anstrengung lohnt sich, wenn man sich für die Belange von Menschen einsetzen darf und etwas bewegen kann. Das macht jeden Terminstress vergessen“.

Aber jede Anstrengung lohnt sich, wenn man sich für die Belange von Menschen einsetzen darf und etwas bewegen kann.

Gudrun Zollner, MdB

Ohne einen langen Atem geht es nicht

Politik lebe vom Netzwerken, von Gesprächen, vom Suchen nach Verbündeten, sagt Gudrun Zollner. Nicht immer klappe es im ersten Anlauf, man brauche Geduld und einen langen Atem. So wie sie es mit einem ihrer politischen Herzensanliegen selbst erlebt hat, dem erweiterten Unterhaltsvorschuss: Nach vier Jahren Vorarbeit wurde er im Juni als Gesetz verabschiedet.

Die junge Adldorferin hat ihren Aufenthalt in der Bundeshauptstadt genossen. „Ich dachte mir, dass es mir gar nicht schaden würde, politisch mal etwas tiefer zu schnuppern. Ich bin mit der Erwartung nach Berlin gefahren, dass vier Tage im Bundestag mit Jugendlichen aus ganz Deutschland sicher erfahrungsreich sein würden. Ich liebe es, neue Kontakte zu knüpfen und Freundschaften zu schließen. Diese Erwartung hat sich voll und ganz erfüllt.“ Und natürlich hat sie auch einige „Promis“ kennengelernt, darunter Kanzleramtsminister Peter Altmaier und Bundesverteidigungsministerin Ursula von der Leyen.

Politisches Engagement ist wichtig

Sophia Gerstl war schon vor „Jugend und Parlament“ klar, wie wichtig es ist, wählen zu gehen. Und sie wollte sich auch schon vorher mehr politisch betätigen. „Jetzt bin ich mehr davon überzeugt denn je“, sagt sie. In welche konkrete Richtung es gehen soll, das möchte sich die 18-Jährige noch offen halten. Aber ihre Tante Petra Högl, CSU-Direktkandidatin für den Landtag im Stimmkreis Kelheim, möchte sie auf alle Fälle öfters zu Veranstaltungen begleiten.