Mit stabilen Preisen und Sparangeboten will die Bahn der Konkurrenz auf der Straße Paroli bieten. (Bild: Imago/Rüdiger Wölk)
Deutsche Bahn

„Angriff“ mit stabilen Preisen

Der Konkurrenz auf der Straße sei Dank: Die Deutsche Bahn wird in diesem Jahr zum Fahrplanwechsel nicht an der Preisschraube drehen. Mit einer Offensive will sie viel mehr neue, junge Kunden gewinnen. Auch für die Frachttochter Schenker gibt es angeblich neue Pläne.

Das erste Halbjahr 2015 war vor allem wegen der Lokführerstreiks finanziell ein Desaster für den Bahn-Konzern: Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen ging um 18,2 Prozent (-198 Millionen Euro) auf 890 Millionen Euro zurück. Den wirtschaftlichen Schaden in den Jahren 2014 und 2015 bezifferte Bahnchef Rüdiger Grube mit 500 Millionen Euro (der Bayernkurier berichtete). Aber auch die Fernbusse machen mit neuen Routen, Kampfpreisen und kostenlosen W-Lan-Angeboten der Schiene Kunden abspenstig. Dem will die Bahn nun nach eigenen Angaben mit stabilen Preisen und neuen Angeboten begegnen.

Sparpreis ab 29 Euro bleibt unverändert

„Wir greifen an“, sagte Berthold Huber, zuständiges Vorstandsmitglied für Verkehr und Transport am Mittwoch. „Mit dem weitgehenden Verzicht auf Preiserhöhungen reagieren wir auf veränderte Wettbewerbsbedingungen. Damit folgen wir konsequent unserer neuen Fernverkehrsstrategie.“ Demnach bleiben die Preise für die BahnCards sowie der Sparpreis ab 29 Euro unverändert. Lediglich im Zuge der Inbetriebnahme der Neubaustrecke Erfurt-Halle (Saale)/Leipzig komme es zu regionalen Preisanpassungen, die mit deutlich schnelleren Fahrzeiten begründet seien, heißt es. So kostet nach Konzernangaben in Zukunft das Ticket von Frankfurt am Main nach Leipzig 85 statt 80 Euro. Die Fahrzeit verringert sich dafür um 23 Minuten auf rund drei Stunden.

Zuckerl für Kurzentschlossene

Für kurzentschlossene Reisende hat die Bahn ein weiteres Zuckerl parat: In Zukunft entfällt die Vorverkaufsfrist für Sonderangebote, Fahrkarten können also je nach Verfügbarkeit auch noch am Reisetag zum Sparpreis erworben werden. „Wir möchten mit diesem günstigen, einfachen und komfortablen Mobilitätsangebot mehr Menschen fürs Bahnfahren gewinnen“, sagt die DB-Vorstandsvorsitzende Birgit Bohle (Fernverkehr).

W-Lan in der zweiten Klasse lässt auf sich warten

Erste Erfolge ihrer Bemühungen kann die Bahn bereits vorweisen: Demnach haben ihr die seit wenigen Monaten gültigen neuen BahnCards sowie die stark beworbenen Fahrpreise im Fernverkehr einen Kundenzuwachs von zwei Prozent beschert. „Wir haben eine Drei-Monats-Bahncard für Studenten, für junge Leute, eingeführt, wir haben den Preis halbiert und wir haben in drei Monaten doppelt so viele davon verkauft wie zuvor“, betonte Vorstandsmitglied Huber. Nachholbedarf besteht allerdings weiterhin beim Komfort: Ab wann auch die 2. Klasse in allen Züge in den Genuss von kostenlosem W-Lan für den Internet-Empfang kommen wird, ließ der Vorstand am Mittwoch offen. In den Fernbussen gibt es dieses Angebot bereits seit längerer Zeit.

Einstieg ins Paketgeschäft

Wie berichtet, hat der Bahn-Konzern im August eine umfassende Reform eingeleitet. Bis 2020 sollen allein in der Zentrale und zentralen Funktionen 700 Millionen Euro eingespart werden. Unter anderem werden Gremien und Berichtswege verschlankt, das Immobilienportfolio überprüft und Zweitbüros von Vorständen aufgelöst. In dieser Woche wurde zudem bekannt, dass der Konzern beabsichtigt, mit seiner Frachttochter DB Schenker in das Paketgeschäft einzusteigen. Dafür sei ab 2016 eine Kooperation mit dem Paketdienstleister GLS geplant, berichtete das Handelsblatt.