Franz Josef Strauß 1979. Bild: Archiv für Christlich-Soziale Politik/HSS
100 Jahre FJS

„Er ist der Schöpfer des modernen Bayern“

Aus der aktuellen Ausgabe des BAYERNKURIER-Magazins: Ministerpräsident Horst Seehofer schreibt anlässlich des 100. Geburtstages von Franz Josef Strauß über seine persönlichen Erinnerungen an FJS, dessen Verdienste um den Freistaat Bayern und die CSU, und seine Strahlkraft bis in die heutige Zeit.

Franz Josef Strauß ist bis heute mein großes politisches Vorbild. Seine Büste steht in meinen Büros in der Staatskanzlei und in der CSU-Landesleitung. Vor wichtigen Entscheidungen als Parteivorsitzender und Ministerpräsident frage ich mich oft: Was hätte Strauß in dieser Situation getan? Wie hätte er das Problem gelöst? Wohin hätte er dieses einzigartige Land geführt? Es ist ein gutes Gefühl, nach all den Jahren sagen zu können: Wir haben die Weichen für Bayern und die CSU richtig gestellt. Und wir haben damit das reiche Erbe von Franz Josef Strauß bewahrt und gemehrt.

Die Heimat Bayern – sie kam für diesen leidenschaftlichen Politiker und Menschen immer zuerst.

„Bayern ist unsere Heimat, Deutschland ist unser Vaterland, Europa ist unsere Zukunft.“ Mit seinem politischen Lebensmotto hat Franz Josef Strauß auch den Gestaltungsanspruch der CSU zum Ausdruck gebracht. Die Heimat Bayern – sie kam für diesen leidenschaftlichen Politiker und Menschen immer zuerst. Wo auch immer er für seine Partei unterwegs war, er vertrat vehement und wuchtig bayerische Interessen. Man wird dafür im Rest der Republik nicht immer geliebt. Aber Bayern und seinen Menschen zu dienen, ist unser Auftrag und unsere Verpflichtung als CSU.

Franz Josef Strauß hat diesen Auftrag mit ganzer Kraft erfüllt. Er war mit Leib und Seele Bayer. Er würde deshalb heute sicher voll Freude auf seine Heimat schauen. Denn wir können heute feststellen: Bayern blüht, Bayern boomt. Noch nie ging es uns so gut wie heute.

Strauß hat Bayern vom armen Agrarland zum aufstrebenden Industrieland gemacht.

Die Grundlage dafür hat Franz Josef Strauß gelegt. Er ist der Schöpfer des modernen Bayern. Strauß hat Bayern vom armen Agrarland zum aufstrebenden Industrieland gemacht. Edmund Stoiber hat darauf aufgebaut und Bayern zu einem weltweit führenden Hightech-Standort fortentwickelt. Meine Mission ist es, die digitale Revolution in Bayern voranzutreiben und so die herausragende Rolle Bayerns in der Welt zu sichern und auszubauen. Wir sind auf einem guten Weg!

„Konservativ sein heißt, an der Spitze des Fortschritts marschieren.“ Dieser legendäre Spruch von Franz Josef Strauß leitet auch heute unsere Politik für Bayern. Strauß verstand darunter nicht Fortschritt um jeden Preis, sondern „Fortschritt mit menschlichem Maß und Ehrfurcht vor dem Schöpfer.“ Deshalb bin ich froh, dass es uns bei vielen Entscheidungen vom sanften Donauausbau bis hin zur Energiewende gelungen ist, den größten Schatz, den wir in Bayern haben, unsere wunderschöne Natur und Landschaft, zu schützen. Auch bei dieser Grundentscheidung für unser Land spricht der Fortschritt bayerisch.

 Die Politik der CSU beruht auf den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, zu deren Vätern Franz Josef Strauß gehörte.

Die Politik der CSU beruht auf den Prinzipien der sozialen Marktwirtschaft, zu deren Vätern Franz Josef Strauß gehörte und die sich allen anderen Gesellschaftsordnungen als weit überlegen erwiesen hat. „Zutrauen statt Misstrauen“ – das ist das Motto, das auf die Überzeugungen von Strauß zurückgeht. Andere sehen in der Gesellschaft millionenfach Probleme, die der Staat lösen soll. Wir sehen in der bayerischen Bevölkerung millionenfach Lösungen.

Strauß stand für eine aktive Wirtschaftspolitik, zum Beispiel bei der Ansiedlung der Luft- und Raumfahrtindustrie in Bayern. Es gehört zu den Erfolgsgeheimnissen unseres Landes, dass wir diese Politik von Strauß bis heute fortführen. So haben wir uns auf die Fahnen geschrieben, mit einer wohlüberlegten Strukturpolitik Arbeitsplätze zu den Menschen zu bringen und nicht umgekehrt – auch durch die Verlagerung von Behörden. Denn gleichwertige Lebenschancen in allen Regionen Bayerns sind ein überragendes Ziel von CSU und Staatsregierung.

Zum Markenkern der CSU gehören seit Franz Josef Strauß solide Finanzen.

Zum Markenkern der CSU gehören seit Franz Josef Strauß solide Finanzen. Franz Josef Strauß hat 1969 den letzten ausgeglichenen Bundeshaushalt verantwortet, bis die heutige Bundesregierung dem Vorbild Bayerns folgte und inzwischen ebenfalls ohne neue Schulden auskommt. Strauß wusste: Richtige Finanzpolitik ist kein Selbstzweck, sondern dient den Arbeitsplätzen und dem Wohlstand in unserem Land.

Die Schuldenkrise in Griechenland hat es uns vor Augen geführt: Nur die finanziell Soliden sind die wirtschaftlich Starken. Deshalb bin ich stolz darauf, dass wir in Bayern auch in den schwierigen Zeiten des Flüchtlingszustroms Kurs halten und weiter Schulden tilgen können. Unsere Vision eines schuldenfreien Bayern wird Wirklichkeit!

Zu unserer politischen Grundphilosophie gehört es, dass wir wo es geht diejenigen belohnen, die mit ihrer Arbeit dafür sorgen, dass es in Deutschland aufwärts geht. Strauß hat immer gesagt: „Ein Staat, der den Menschen von einer Lohnerhöhung mehr als die Hälfte wegnimmt, handelt unmoralisch.“ Deshalb bekämpfen wir jetzt die kalte Progression. Strauß würde sicher auch gefallen, dass wir uns 25 Jahre nach der Wiedervereinigung die Abschaffung des Solidaritätszuschlags auf die Fahnen geschrieben haben.

Seine Volksnähe war sprichwörtlich.

Franz Josef Strauß wusste sehr genau, wo die kleinen Leute der Schuh drückt. Der Metzgersohn aus Schwabing, der intellektuell die meisten seiner Zeitgenossen weit überragte, hat sich in der Leberkäsetage immer wohl gefühlt. Seine Volksnähe war sprichwörtlich. Er mochte die Menschen und die Menschen mochten ihn. Die Arbeitnehmer, die Handwerker, die Freiberufler, die Mittelständler – sie alle wussten, dass sie ihm vertrauen und sich auf ihn verlassen konnten. Wir führen dieses Erbe heute in meiner Koalition mit den Bürgern fort. „Dem Volk aufs Maul schauen, aber nicht nach dem Mund reden“, hieß es bei Strauß. Mein politisches Motto lautet: Zuhören. Nachdenken. Entscheiden – und zwar so, dass es dem Gemeinwohl dient.

Die Zusammenführung aller christlichen, konservativen, liberalen, nationalen und antisozialistischen Kräfte in einer Partei, der CSU, war von Anfang an mein Ziel.

Franz Josef Strauß

So wie Strauß der Schöpfer des modernen Bayern ist, so ist er auch der Vater der modernen Volkspartei CSU. In seinen Erinnerungen schreibt er: „Die Zusammenführung aller christlichen, konservativen, liberalen, nationalen und antisozialistischen Kräfte in einer Partei, der CSU, war von Anfang an mein Ziel.“ Seine CSU sollte eine Partei für alle Bürgerinnen und Bürger sein, die ausgehend vom christlichen Menschenbild auf Eigenverantwortung und Solidarität in der Gesellschaft setzt. Die Offenheit für alle, die unsere bayerischen Werte und Ziele bejahen, gehört bis heute zur DNA der CSU.

Dazu zählt auch die demokratische Rechte. Wir haben beherzigt, was Strauß immer wieder als Auftrag an die CSU formuliert hat: Dass es rechts von uns keine demokratisch legitimierte Partei geben darf. Deshalb ist es so wichtig, dass wir mit unserer Flüchtlingspolitik dafür sorgen, dass die Volksverführer vom rechten Rand keinen Zulauf bekommen. Entscheidend dabei ist, die offensichtlichen Probleme nicht totzuschweigen, sondern anzusprechen und zu lösen.

Wer im Zusammenhang mit Bayern den Namen einer Partei nennen sollte, käme gar nicht auf den Gedanken, etwas anderes als CSU zu sagen.

Franz Josef Strauß

Deshalb ist es ein zentrales Anliegen der CSU, den massenhaften Asylmissbrauch durch Zuwanderer ohne Bleibeperspektive einzudämmen und möglichst zu stoppen. Manch einer erinnert sich noch an das Aufkommen der rechtsradikalen Republikaner Ende der 80er Jahre, die damals in mehrere Landtage eingezogen sind. Der Spuk war erst vorüber, als sich die Politik hier als handlungsfähig erwiesen hat. Damals hat die CSU durchgesetzt, dass mit einer Grundgesetzänderung der Zustrom unberechtigter Asylbewerber auf ein erträgliches Maß verringert werden konnte.

Seit Strauß ist die CSU die breite Bürgerbewegung für und in Bayern. Er hat es einmal so auf den Punkt gebracht: „Wer im Zusammenhang mit Bayern den Namen einer Partei nennen sollte, käme gar nicht auf den Gedanken, etwas anderes als CSU zu sagen.“ Wir sind die moderne Volkspartei der bürgerlichen Mitte, die wir in den letzten Jahren zur Mitmachpartei für unsere Mitglieder und alle gesellschaftlichen Kräfte fortentwickelt haben. Diese Partei ist hochmotiviert und bärenstark, der goldene September 2013 hat es gezeigt. Und wie zu Zeiten von Franz Josef Strauß hat die CSU heute an ihrer Spitze ein Wurzelgeflecht an starken Persönlichkeiten, die ihr und damit auch Bayern eine gute Zukunft versprechen.

Das Wort der CSU hat Gewicht wie eh und je – nicht nur in Bayern, sondern auch in Berlin und Brüssel. Wie oft ist uns nach dem Tod von Franz Josef Strauß und erst recht nach der von ihm mit herbeigeführten Wiedervereinigung vorhergesagt worden, der Einfluss der CSU würde schrumpfen. Nichts davon ist Realität geworden. Am Kabinettstisch in Berlin wird bis heute nichts gegen die CSU entschieden, wir setzen die bayerischen Anliegen durch. Und in Brüssel stellt die CSU zum ersten Mal in ihrer Geschichte den Vorsitzenden der größten Parlamentsfraktion, der Europäischen Volkspartei.

Der lang anhaltende Erfolg der CSU gründet auf unserer Fähigkeit, trittsicher und überzeugend den Weg zwischen Tradition und Innovation zu gehen.

Franz Josef Strauß

Es ist kein Zufall, dass die Christlich-Soziale Union seit mehr als 60 Jahren in Bayern regiert. „Der lang anhaltende Erfolg der CSU gründet auf unserer Fähigkeit, trittsicher und überzeugend den Weg zwischen Tradition und Innovation zu gehen“, hat Strauß zutreffend festgestellt. Der frühere Bundespräsident Roman Herzog hat es mit den wunderbaren Worten ausgedrückt, Bayern sei die einzigartige Kombination von „Laptop und Lederhose.“ Wir sind zukunftsstark wie kein anderes Land, weil wir im Freistaat so traditionsstark sind. Denn große Sprünge können nur jene machen, die wie wir Bayern auf einem festen Fundament stehen.

Dafür beneiden uns viele in der Welt. Es gehört zu den großen Leistungen von Franz Josef Strauß, dass er den Mächtigen der Welt auf Augenhöhe begegnen konnte. Mit seinen vielen Auslandsreisen und seinem internationalen Renommee hat er einen entscheidenden Beitrag dazu geleistet, dass Bayern heute in aller Welt geachtet und bewundert wird. Außenpolitisch wird unser Land zwar offiziell von der Bundesregierung vertreten. Aber noch kein Bayerischer Ministerpräsident nach Strauß hat sich je daran gehalten. Das Wort Bayern öffnet eben alle Türen – ich habe es bei meinen Besuchen bei vielen Staats- und Regierungschefs in aller Welt selbst erlebt. Und immer höre ich dasselbe: „Wir wollen dorthin, wo ihr in Bayern schon seid!“

Ich habe vielen Menschen geholfen, dem Frieden gedient und meinen Beitrag geleistet, Deutschland zu erhalten und Bayern auf dem Weg zum schönsten Land der Welt ein gutes Stück vorangebracht.

Franz Josef Strauß

In seinen späten Jahren hat Franz Josef Strauß einmal rückblickend notiert: „Ich möchte als Ergebnis meiner politischen Arbeit und als Summe meines politischen Lebens sagen können: ,Ich habe vielen Menschen geholfen, dem Frieden gedient und meinen Beitrag geleistet, Deutschland zu erhalten und Bayern auf dem Weg zum schönsten Land der Welt ein gutes Stück vorangebracht.´“ Dies alles ist ihm bestens gelungen und die Menschen in Bayern sind ihm dankbar dafür.

Nach diesem seinem Vorbild leisten wir auch heute einen Dienst für die Menschen. Wir können selbstbewusst feststellen: Deutschland geht es gut und Bayern ist die Vorstufe zum Paradies. Ich bin ganz sicher: Franz Josef Strauß sieht es von dort oben mit Wohlgefallen.

 

-Aus dem aktuellen BAYERNKURIER-Magazin-

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