Neue Einschränkungen: S-Bahn an der Münchner Haltestelle Heimeranplatz über dem Mittleren Ring - Probleme für Schiene und Straße. (Foto: Imago/R.Peters)
Nahverkehr

Warnung vor dem Kollaps

Die Bahn kündigt neue Engpässe im Münchner S-Bahnnetz an. Bayerns Ministerpräsident und sein Verkehrsminister verlangen eine rasche Lösung der Probleme. Der Münchner Landrat befürchtet ein Chaos auf Schienen und Straßen.

Erneute Probleme bei der Münchner S-Bahn mit monatelangen Ausfällen werden zu einem Fall für die bayerische Staatsregierung. „Die Bahn muss rasch ein Ersatzkonzept vorlegen. Wir erwarten eine zeitnahe Lösung für die Pendler im Großraum München“, sagt der bayerische Ministerpräsident Markus Söder dem Münchner Merkur. „Zudem werden wir ernsthaft Vertragsstrafen gegenüber der Bahn prüfen.“

Weniger Züge, längerer Takt

Die Bahn hatte mitgeteilt, dass bis Dezember bei der S3 und der S8 die so genannten „Taktverstärker“ aus dem Fahrplan genommen werden, die in der Hauptverkehrszeit den Fahrplan auf einen 10-Minuten-Takt verdichten statt der üblichen 20 Minuten oder mehr. Die S8 ist eine der beiden Linien zum Münchner Flughafen. Zusätzlich sollen bei der S2 und der S20 einzelne Züge entfallen. Als Gründe nannte die Bahn unter anderem fehlende Fahrzeuge und Bauarbeiten auf einem Werkstattgelände.

Heiko Büttner, Vorsitzender der Geschäftsführung der S-Bahn München, erklärt: „Wir können den Unmut verstehen und sind selbst mit der aktuellen Fahrzeugsituation nicht zufrieden.“ Die Bahn arbeite mit Hochdruck an Lösungen und denke dabei in alle Richtungen. Auch unterstützen zusätzliche Mitarbeiter das Werkstatt-Team.

Wir erwarten eine zeitnahe Lösung für die Pendler im Großraum München.

Markus Söder, Ministerpräsident

Bayerns Verkehrsminister Hans Reichhart mahnt: „Die Situation ist so nicht hinnehmbar. Wir dringen darauf, dass seitens der Bahn die vertraglich vereinbarten Takte eingehalten werden.“ Er sprach von einer „unhaltbaren“ Situation. Bei der Suche nach kreativen Lösungen dürften Finanzen keine Rolle spielen. Die Nachricht sei ein „Schlag ins Gesicht“, sekundiert der Münchner CSU-Landrat Christoph Göbel. „Statt der versprochenen Taktverdichtung werden jetzt sogar Züge gestrichen. Das wird den Verkehrskollaps noch weiter verstärken – und zwar auf Schiene und Straße.“

Droht ein Verkehrskollaps?

Rund 840.000 Menschen nutzen die S-Bahn im Großraum München pro Werktag. Alle Linien werden in der Münchner Innenstadt über die sogenannte Stammstrecke geleitet. Zur Entlastung des für Störungen anfälligen S-Bahn-Netzes wird eine zweite Stammstrecke gebaut. Sie soll 2028 in Betrieb gehen und überwiegend durch einen neuen Tunnel verlaufen.

Probleme bei der Bahn beschäftigen nicht zum ersten Mal die Politik. Nach dem Chaos im schneereichen Winter 2018/19 hatte der Landtag im Mai Konzern-Vertreter auch der Deutschen Bahn zu einer Anhörung zitiert. Im vergangenen Jahr hatte der damalige Verkehrsminister Joachim Herrmann im Wirtschaftsausschuss des Landtags Stellung zu Problemen konkret bei der Münchner S-Bahn genommen.

(dpa/BK)