Kreuz und Computer: Ethik-Unterricht in der Tablet-Klasse der Jahrgangsstufe 8 am Gymnasium von Ergolding. (Foto: Imago/S.Görlich)
Bildung

Lesen, schreiben, rechnen – programmieren

Der Aktionsrat Bildung ernennt Computer-Fähigkeiten zur vierten Kulturtechnik. Bayerns Schulen bräuchten ein "digitales Klassenzimmer". Das Kultusministerium baut für 160 Millionen Euro das Rechnerangebot im Unterricht aus.

Nach Einschätzung des Aktionsrats Bildung hinken Deutschlands Bildungseinrichtungen ­- vom Kindergarten bis zur Universität – der Digitalisierung hinterher. In ihrem neuen Jahresgutachten fordern die Bildungsforscher unter Vorsitz des Hamburger Unipräsidenten Dieter Lenzen deshalb schnelle Breitband-Internetverbindungen und WLAN für alle Einrichtungen. „Digitale Kompetenzen“ seien neben Rechnen, Schreiben und Lesen als „vierte Kulturtechnik“ anzusehen, heißt es in dem Papier.

Deutschland hat im Bereich der Digitalisierung einen erheblichen Nachholbedarf.

Dieter Lenzen, Erziehungswissenschaftler

Dieser Nachholbedarf betrifft nach Ansicht von Forscher Lenzen auch die Schulen im Freistaat. Alle Schulklassen sollen demnach mit einem „digitalen Klassenzimmer“ ausgestattet werden, also: mit einem Arbeitsplatz für die Lehrer mit PC, Projektor, sowie mit der Möglichkeit für die Schüler, Notebooks, Tablets oder Smartphones zu nutzen. Für alle Bildungsstufen solle es zentrale staatliche Beratungsstellen geben. Außerdem empfehlen die Wissenschaftler Digitalisierungsbeauftragte für alle Bildungseinrichtungen.

Mit der Maus im Kindergarten

Auch für die ganz Kleinen haben Lenzen und Kollegen Empfehlungen: Kinder unter zwei sollen demnach zwar ohne Tablet oder Smartphone aufwachsen, doch ab dem Kindergartenalter hält der Aktionsrat den Einsatz digitaler Medien für sinnvoll. Ein „kreativer und an den Alltagsaktivitäten der Kinder anknüpfender Einsatz digitaler Medien“ sei ein wichtiger Grundstein digitaler Bildung.

Der umsichtige Umgang mit Informationstechnik ist eine weitere Kulturtechnik.

Bernd Sibler, Kultusminister

Der Aktionsrat Bildung wird von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (vbw) gefördert und finanziert. „Das Fach Informatik muss an allen weiterführenden Schulen als Pflicht- oder Wahlpflichtfach und als eigenständiges Unterrichtsfach im Lehramtsstudium angeboten werden“, sagt vbw-Präsident Alfred Gaffal. Auch die Staatsregierung von Ministerpräsident Markus Söder drängt auf einen Ausbau von Computer-Angeboten an bayerischen Schulen. Das Kultusministerium hat 160 Millionen Euro für die Unterstützung der Kommunen beim digitalen Schulausbau vorgesehen.

Uni-Professor Lenzen hat mit seinem Aktionsrat Empfehlungen erarbeitet, „wie das übergreifende Ziel digitaler Souveränität eines jeden Einzelnen zu erreichen ist“. Dabei werde deutlich, dass digitale Bildung neben informationstechnischer Grundbildung auch Kompetenzen für den selbstbestimmten und reflexiven Umgang mit digitalen Medien beinhalten müsse.

(dpa/BK)