Bereits versetzt: Gesundheitsministerin Melanie Huml weiht den neuen Sitz ihrer Behörde in Nürnberg ein. (Foto: Staatsministerium für Gesundheit und Pflege)
Verwaltung

Behördenverlagerung auf Kurs

Bereits 37 Behörden mit 483 Beschäftigten hat die Staatsregierung in strukturschwache Regionen des Freistaats versetzt. Die großen Verlagerungsprojekte kommen aber erst. Bis 2025 sollen insgesamt 3155 Behördenmitarbeiter aufs Land gewechselt sein.

Ob in der Metropole München, in einer Kleinstadt oder auf dem Dorf – die Menschen im Freistaat sollen nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung überall unter gleich guten Bedingungen leben und arbeiten können. Wesentlicher Teil dieser Heimatstrategie ist die Verlagerung von Behörden in den ländlichen Raum. Ein Langzeitprojekt, das vorankommt: Zwei Drittel der geplanten Umzüge von Dienststellen auf das Land sind nach Angaben des Heimatministeriums bereits abgeschlossen.

Heimatminister ist zufrieden

Mit der Verlagerung von Dienststellen in strukturschwächere Regionen will die Staatsregierung dort für zusätzliche Arbeitsplätze und wirtschaftliche Impulse sorgen. In den ersten drei Jahren hätten 37 Behörden und staatliche Einrichtungen mit 483 Beschäftigten und 170 Studierenden ihren Betrieb aufgenommen, sagte Heimatminister Markus Söder. Damit sei die Umsetzung des Konzeptes in allen Regierungsbezirken „voll auf Kurs“.

Bis Ende 2018 sollen elf weitere Behörden verlagert werden. Im Jahr 2025 soll das Projekt abgeschlossen sein. Das Konzept soll ohne Zwangsversetzungen umgesetzt werden. Bislang lägen mehr als 300 Versetzungswünsche an die Zielorte sowie gut 3000 Bewerbungen und Interessensbekundungen vor. Das Konzept „Regionalisierung von Verwaltung – Behördenverlagerungen 2015“ sieht 64 Verlagerungsprojekte mit 3155 Personen (2225 Arbeits- und 930 Studienplätze) vor. Startschuss war im März 2015.

Auch andere Bundesländer verlagern nach bayerischem Vorbild bereits Behörden in die Provinz: Hessen, Sachsen und Brandenburg.

Voll auf Kurs.

Markus Söder, Finanzminister

Bei den Mitarbeitern in den betroffenen Behörden stießen die Verlagerungspläne nicht immer auf Zustimmung. An „erheblichste Widerstände“ erinnert sich Tirschenreuths Landrat Wolfgang Lippert. Viele Mitarbeiter des Amtes für Ländliche Entwicklung beispielsweise hätten sich über den Wechsel von Regensburg nach Tirschenreuth geärgert. Es habe etliche Kündigungen gegeben. Andere dagegen freuten sich über den Schritt, sagte Lippert. Etwa wegen der günstigen Mieten und Bauplätze. Zudem ziehe das Amt junge Leute an, und die Region brauche neue Impulse und junge Menschen. Der Landrat sieht die Behördenverlagerung als „absolut sinnvoll“ an.

Abgänge und Neuzugänge

„Natürlich knirscht es hier und da, das ist selbstverständlich“, sagt auch Ron Herold, stellvertretender Personalratsvorsitzender im Gesundheitsministerium, das 2017 von München nach Nürnberg verlagert wurde. Aber, ergänzt Herold: „Man arrangiert sich – muss ja.“ Angesichts des Umzuges sei die Fluktuation größer als sonst. Gerade Mitarbeiter mit schulpflichtigen Kindern oder mit Wohneigentum in und um München wollten den Standort nicht wechseln. Und eben jene Kollegen, die nun das Ministerium verließen, nähmen natürlich Wissen mit. Neue Mitarbeiter müssten erst eingearbeitet werden, was Zeit koste.

Gesundheitsministerin Melanie Huml hatte bei der Eröffnung in Nürnberg im vergangenen November eingeräumt, dass ihr Haus viele Mitarbeiter verloren habe, die sich an andere, in München verbleibende Ministerien beworben hätten. Es werde nicht einfach sein, während der zehnjährigen Verlagerungsphase in der bisherigen Qualität arbeitsfähig zu bleiben.

(dpa)