Der CSU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl: Markus Söder. (Bild: avd)
Programm

Modern-konservative Zukunft

Interview "Ich will Modernität mit konservativen Werten verbinden", sagt der künftige bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Interview mit der Deutschen Presse-Agentur. Der Zeitraum bis 2030 soll im Fokus seines ersten Regierungsprogramms stehen.

Herr Söder, welchen Regierungsstil wollen Sie für Bayern?

Wir wollen immer das Beste für Bayern. «Bayern First» würde bedeuten, dass sich Bayern über alles andere stellt. Das wäre überheblich. Wir sind ein Land, das international gut vernetzt ist und mit Freunden und Partnern gut auskommen will. Deswegen ist nicht «Bayern First» mein Motto, sondern «das Beste für Bayern».

Können Sie dafür Beispiele nennen?

Bayern geht es super, aber nicht jedem im Freistaat geht es gleich gut. Die Balance im Land kann besser austariert werden. Das betrifft die Landesentwicklung. Wir müssen darauf achten, dass in den Ballungszentren die wirtschaftliche Dynamik wieder synchron mit der Lebensqualität verläuft. Ich bin der festen Überzeugung, dass auch bezahlbarer Wohnraum, und bezahlbare Wohneigentumsbildung für junge Familien eine Schlüsselfrage ist.

Meine Aufgabe ist es, praktische Politik für die Gegenwart zu machen, aber auch längerfristige Strategien für Bayern zu entwickeln.

Markus Söder

Ich finde es ungerecht, wenn jemand, der hart arbeitet und ein normales Einkommen hat, sich in der Stadt kaum mehr eine Wohnung leisten kann. Wir müssen uns noch mehr Gedanken machen über die Verkehrsentwicklung. Nicht kurzfristig über Fahrverbote streiten, sondern langfristige ÖPNV-Angebote machen, die weit über Stadtgrenzen hinausgehen. Dazu gehört etwa die Vernetzung der Ballungsräume untereinander und mit den ländlichen Regionen.

Das klingt nach eher langfristigen Zielsetzungen, oder?

Meine Aufgabe ist es, praktische Politik für die Gegenwart zu machen, aber auch längerfristige Strategien für Bayern zu entwickeln. Die Zukunft ist die Gegenwart von morgen. Wir werden ein Regierungskonzept bis 2030 entwickeln. Das ist ein realistischer Abschnitt. Ich will Modernität mit konservativen Werten verbinden. Man kann Kosmopolit sein und trotzdem Tracht tragen.

Wie werden Sie wählbar für alle Bevölkerungsschichten?

Es zählt zuallererst, was für das Land notwendig ist. Stil und Haltungsnoten sind wichtig, aber noch entscheidender sind die Ergebnisse. Die Menschen erwarten nicht, mit Politikern in den Urlaub zu fahren, sondern sie wollen, dass Probleme gelöst werden. Ich werde versuchen, authentisch zu bleiben, aber auch dem Anspruch gerecht zu werden, in dem Amt zu reifen. Man kann nicht «Everybody`s Darling» sein, wie Franz Josef Strauß schon sagte.

Mit welchen Themen und Inhalten wollen Sie überzeugen?

Über Weihnachten und Neujahr nehme ich mir Zeit zum Nachdenken. Viele Bürger haben mir geschrieben, was sie von einer Staatsregierung erwarten. Mir ist es wichtig, das Ohr beim Bürger zu haben. Es darf uns nicht wieder – wie bei der Bundestagswahl – passieren, dass ein Thema wie die Pflege nur durch Zufall von Medien und Politik entdeckt wird, obwohl es schon länger in der Bevölkerung eine tiefgreifende Verunsicherung gab. Die Nähe zum Volk, zu den Menschen und den Bürgern, die nicht in der Champagneretage sitzen, ist für mich der Maßstab.

CSU bedeutet immer, Position zu beziehen.

Markus Söder

Wird das Amt Sie verändern?

Das ist ein normaler Prozess. Man reift mit jedem Amt. Ich will Ansprechpartner sein, den direkten Kontakt mit den Bürgern pflegen. So können wir schneller auf Probleme reagieren. Ich bin für direkte Ansprechbarkeit. Meine Politik habe ich immer auch auf das Feedback der Bevölkerung bezogen. Ein Ministerpräsident soll für alle Bayern da sein, auch wenn er es wohl nicht allen recht machen kann. Man muss auch eine Haltung haben, sonst kann man nichts durchsetzen.

Mit welchem Wahlergebnis wären Sie 2018 zufrieden?

Es wäre überheblich, aus heutiger Sicht über Mehrheitskonstellationen zu sprechen. Zum einen ist die Lage in Berlin noch instabil, in den Umfragen haben wir noch Luft nach oben, und es gibt neue Parteien im Wettbewerb. Eines ist klar: die Zersplitterung des bürgerlichen Lagers darf nicht weitergehen. Wenn sich das bürgerliche Lager weiter in kleine Parteien zersplittert, führt das nur zur Instabilität.

Wie geht es Ihnen persönlich?

Mir geht es wie allen: ich bin erleichtert, dass wir jetzt eine sehr gute Lösung haben. Wir haben uns in der CSU geschlossen aufgestellt. Ich bin mir sehr sicher, dass die Zusammenarbeit mit Horst Seehofer gut funktionieren wird. Es ist das passiert, was sich alle gewünscht haben: die Stärksten arbeiten zusammen.

Ich weiß um die Verantwortung, aber ich habe keine Angst davor.

Markus Söder

Im Zeitenwandel der Digitalisierung und der Demokratie ist es eine neue spannende Herausforderung. Als junger Mann habe ich zu vielen Politikern wie Franz Josef Strauß und Edmund Stoiber aufgeblickt und sie bewundert. Dass ich bald ihr Erbe mehren soll, ist eine Ehre, aber auch eine große Verantwortung. Ich hoffe, dem gerecht zu werden. Mit Gottvertrauen, Teamwork und Optimismus kann das gelingen.

Das Interview führten Marco Hadem und Christoph Trost, dpa