Überholspur: Mit bis zu 300 Stundenkilometern rauscht ein ICE über die neuen Gleise von München in die Bundeshauptstadt. (Foto: Deutsche Bahn)
Verkehr

Jungfernfahrt im Berlin-Express

Die Bahn eröffnet ihr Prestigeprojekt: die Sprinterstrecke, auf der ICEs in weniger als vier Stunden von München nach Berlin sausen. Zur Eröffnung fahren die Ministerpräsidenten von Bayern, Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt zur Bundeskanzlerin.

An diesem Sonntag vollzieht die Deutsche Bahn einen Fahrplanwechsel, der den Namen wirklich verdient. Denn jeder dritte Fernzug wird anders fahren als bisher, etwa einen anderen Weg oder zu anderen Zeiten. Das liegt an der Eröffnung der neuen Schnellfahrstrecke von Berlin nach München. Bereits am Freitag wird mit zwei Sonderzügen und an den Bahnhöfen groß gefeiert.

Was bedeutet die neue Strecke für die Fahrgäste?

Bahnfahrer sparen bis zu zwei Stunden. Das „Verkehrsprojekt Deutsche Einheit Nr. 8“ ist eines der wichtigsten Bahnvorhaben vergangener Jahre. Sprinterzüge brauchen künftig 3:55 Stunden, von Berlin nach Nürnberg 2:51 Stunden. Täglich gibt es 10.000 Sitzplätze mehr als bisher. Von dem Ausbau profitieren nach Bahn-Angaben rund 17 Millionen Menschen in verschiedenen Regionen.

Was wurde gebaut, wie lange hat es gedauert?

Der zuletzt vollendete Abschnitt von Erfurt bis nach Ebensfeld in Oberfranken ist 107 Kilometer lang. Durch 22 Tunnel und über 29 Brücken fahren die Züge mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde quer durch den Thüringer Wald und Oberfranken. Der Neu- und Ausbau der Strecke von Nürnberg nach Berlin hat am Ende rund zehn Milliarden Euro gekostet. Der 1991 beschlossene Bau verzögerte sich um mehrere Jahre, weil das Projekt 1999 durch die rot-grüne Bundesregierung vorübergehend gestoppt wurde.

Was erwartet die Bahn von der neuen Strecke?

Dank kürzerer Fahrzeiten hofft die Bahn auf mehr Reisende zwischen Berlin und München, unter anderem auf solche, die bislang das Flugzeug genutzt haben. „Wir rechnen mit einer Verdopplung unser Fahrgastzahlen auf 3,6 Millionen Reisen pro Jahr“, sagt Fernverkehrschefin Birgit Bohle. In diesem Jahr dürften Bahnkunden bundesweit wohl 141 Millionen mal mit dem ICE oder IC fahren, das wäre ein Plus von gut zwei Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Was müssen Fahrgäste auf der Neubautrasse zahlen?

Die neue Strecke München-Berlin wird für Bahnfahrer deutlich teurer als die alte: 150 statt 132 Euro mit dem Flexpreis – ein Plus von 13,6 Prozent. Dafür haben sie die große Zeitersparnis.

Was ändert sich sonst an den Fahrpreisen?

Zum Fahrplanwechsel am diesem Sonntag werden Fahrkarten zum vollen Preis – dem sogenannten Flexpreis – im Durchschnitt um 1,9 Prozent in der zweiten Klasse teurer, in der ersten Klasse um 2,9 Prozent. Nach Berechnung der Bahn liegt die Preiserhöhung im Fernverkehr aber insgesamt nur bei 0,9 Prozent. Das liege daran, dass nur etwa 10 Prozent aller Fahrgäste den vollen Preis zahlten. Die anderen 90 Prozent hätten entweder eine Bahncard oder kauften sich ein Ticket im Sonderangebot, das bei der Bahn Sparpreis heißt. Bahnkunden zwischen Karlsruhe und Basel zahlen nicht mehr – eine Entschädigung dafür, dass die Rheintalbahn nach einer Panne beim Tunnelbau wochenlang gesperrt war.

Welche Veranstaltungen sind für Freitag geplant?

In Nürnberg, Erfurt, Leipzig, Wittenberg und Berlin wird an den Hauptbahnhöfen das Ereignis mit Festveranstaltungen und Reden gewürdigt. Am Nürnberger Hauptbahnhof werden Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer und der amtierende Verkehrsminister Christian Schmidt erwartet. Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow steigt in der Landeshauptstadt Erfurt in einen ICE-Sonderzug nach Berlin. Der sächsische Ministerpräsident Stanislaw Tillich kommt in Leipzig hinzu, sein Kollege Reiner Haseloff aus Sachsen-Anhalt in Wittenberg. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller begrüßt die Gäste aus dem Zug am Berliner Hauptbahnhof. In einem Festzelt nebenan wird dann Bundeskanzlerin Angela Merkel erwartet.

Bayerns Verkehrsminister Joachim Herrmann lobt: „Erstmals in der Geschichte wird man diese Strecke unter vier Stunden bewältigen können. Deutschland rückt weiter zusammen.“ Der oberbayerische IHK-Präsident Eberhard Sasse, der ebenfalls an der Premierenfahrt teilnimmt, preist sie als „Meilenstein für die Mobilität in Bayern“.

(dpa/BK)