Die Revolution ist gescheitert
Beim diesjährigen Starkbieranstich begeistert vor allem das Singspiel von Regisseur Marcus H. Rosenmüller das Publikum. Darin misslingt ein perfider Plan von Rot-Rot-Grün, in Bayern die Macht zu übernehmen.
Nockherberg

Die Revolution ist gescheitert

Beim diesjährigen Starkbieranstich begeistert vor allem das Singspiel von Regisseur Marcus H. Rosenmüller das Publikum. Darin misslingt ein perfider Plan von Rot-Rot-Grün, in Bayern die Macht zu übernehmen.

Ein großartiges Singspiel und eine sichtlich gebremste Luise Kinseher als Mama Bavaria – so lässt sich der diesjährige Starkbieranstich auf dem Nockherberg zusammenfassen. Über dem gesamten Abend schwebte dabei die Frage: Was ist eigentlich wahr und wer ist echt?

Kinseher hält sich zurück

In ihrer Fastenpredigt stellte Kinseher gleich zu Beginn den Bezug zu US-Präsident Donald Trump und seinem manchmal eigenwilligen Umgang mit Fakten her: „Es sind, was unser Land betrifft, Verschwörungstheorien im Umlauf, Verleumdungen von der übelsten Sorte: es gibt so damische Haumdaucher, die ernsthaft behaupten, wir Bayern wären gar nicht die Besten“, entrüstet sich Kinseher. Für sie, so Mama Bavaria, stehe aber fest: „Bavaria First“.

Was wir in Bayern haben, ist nicht die Scharia, sondern die Schickeria: Eine hermetisch abgeriegelte Bevölkerungsgruppe mit der Tendenz zur Ghettobildung!

Luise Kinseher, als Mama Bavaria

Spott für die SPD

Anschließend arbeitete sich Kinseher durchs aktuelle politische Geschehen und teilte dabei relativ gleichmäßig gegen die anwesenden Vertreter von CSU und Opposition aus. Dem scheidenden bayerischen SPD-Chef Florian Pronold hält sie vor: „Das ist in der SPD wie beim Straßenbau: Einer arbeitet und der Rest schaut zu. Martin Schulz! Der neue Messias! Ja wo samma denn? Fehlt ja gerade noch, dass es heißt: Würselen ist das neue Bethlehem!“ Pronold selbst, ätzte Kinseher, ähnle einem großen Wein: „Die Qualität zeigt sich im Abgang.“

Beim Derblecken der anwesenden Politiker hielt sich Kinseher dieses Mal sichtlich zurück. Im vergangenen Jahr hatten sich vor allem Frauen an den teilweise groben Sprüchen der Kabarettistin gestoßen. Bayerns Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Sozialministerin Emilia Müller waren daher in diesem Jahr nicht zum Nockherberg gekommen.

Mäßiger Applaus für „Mama Bavaria“

Doch auch dieses Mal zündete längst nicht jede Pointe. Auf manchen vermeintlichen Gag reagierte das Publikum mit betretenem Schweigen. Entsprechend zurückhaltend fielen dann auch die Kommentare der Anwesenden aus. „Gefällig und verhalten“, nannte Edmund Stoiber den Auftritt der Bavaria. Und Münchens zweiter Bürgermeister Josef Schmid urteilte, Kinseher habe „deutlich mit Handbremse“ geredet.

60 Jahre Opposition

Um so fulminanter gelang das Singspiel von Regisseur Marcus H. Rosenmüller und Autor Thomas Lienenlüke. Das Stück trug den Titel „Scheining“ – angelehnt an einen Stephen-King-Film mit Jack Nicholson – und spielte in der Lobby eines Gruselhotels. Hier hatten sich Florian Pronold, Anton Hofreiter und Sahra Wagenknecht verabredet, um einen perfiden Plan umzusetzen. Unter dem Vorwand 60 Jahre Opposition in Bayern zu feiern („Wenn die uns demütigen können, kommen sie immer“), sollen führende CSU-Politiker in eine Falle gelockt werden. Hofreiter klagte im Singspiel Wagenknecht sein bayerisches Leid: „Ach Sahra, du weißt ja nicht wie das ist, in einem System zu leben, in dem nur eine Partei das Sagen hat!“ Wagenknecht erwiderte darauf: „Erlaube mal! Ich bin in so einem Land aufgewachsen.“

Mit Hilfe einer als Fahrstuhl getarnten Apparatur wollten die rot-rot-grünen Verschwörer die CSUler klonen und ihnen dann „größtmöglichen Schwachsinn“ einprogrammieren, auf dass sie sich beim Wähler unmöglich machen.

Die dreifache Wagenknecht

Natürlich scheitert der rot-rot-grüne Umsturzplan kläglich – so viel Realität muss sein. Nicht nur Horst Seehofer, Markus Söder („Ich kann das nicht, Ministerpräsident … ich mach’ des doch alles nur wegen dem Fasching in Veitshöchheim“), Joachim Herrmann und Ilse Aigner werden geklont, aber auch die Verschwörer selbst laufen als Duplikate herum. Von Sarah Wagenknecht bevölkern sogar gleich drei Exemplare die Bühne. Die Klone geraten zudem vollkommen außer Kontrolle, und am Ende fragen sich alle, wer jetzt eigentlich noch echt ist.

Frau Merkel, is‘ Kanzler sein eigentlich schwierig?“ – „Auch nich‘ schwieriger als rückwärts einparken.

Dialog zwischen Martin Schulz und Angela Merkel

Dazwischen tauchen noch überraschend Angela Merkel und Martin Schulz („Wer von Euch ohne Schulz ist, werfe den ersten Stein.“) im Hotel auf. Beim nächtlichen gemeinsamen Joint kommen sie einander näher und debattieren die großen Fragen: „Frau Merkel, is‘ Kanzler sein eigentlich schwierig?“, will Schulz wissen. „Auch nich‘ schwieriger als rückwärts einparken“, bekennt sie und ruft: „Deutschland ist nicht bereit für einen Mann als Kanzlerin.“ Darauf er: „Frau Merkel, ich bin Rheinländer, meine Universität war der Karneval. Wenn der Wähler es wünscht, kann ich alles sein, Mann und Frau, Blume und Vase.“

Seehofer findet es „köstlich“

Am Ende gibt es stehende Ovationen für das gelungene Verwirrspiel. „Köstlich“ fand es Ministerpräsident Horst Seehofer. „Großartige Unterhaltung“ lobte Finanzminister Markus Söder. Und Wirtschaftsministerin Ilse Aigner urteilte: „Das Singspiel war hervorragend.“