Dass in Ostdeutschland noch über 500 Karl-Marx-Straßen existieren, ist durch das DDR-Erbe erklärbar. Aber auch Städte wie Nürnberg (Bild) und München ehren den geistigen Vater des Kommunismus. (Foto: Wolfram Göll)
Spuren des Kommunismus

CDU will Karl-Marx-Straßen abschaffen

Er ist gewiss einer der bekanntesten Deutschen weltweit. Er begründete eine Ideologie, die die Grundlage für totalitäre Diktaturen war und Hunderte Millionen Menschen das Leben kostete: Karl Marx. Der CDU-Wirtschaftsrat will die Straßen, die nach ihm benannt sind, umbenennen. Speziell in der ehemaligen DDR gibt es viele Karl-Marx-Straßen, aber auch in Nürnberg und München.

Seine Schriften legten die theoretische Grundlage für unterdrückerische und mörderische totalitäre Diktaturen im Namen des von ihm definierten Proletariats, die einen großen Teil der Welt ein halbes Jahrhundert lang terrorisierten: Der deutsche Philosoph und Soziologe Karl Marx gilt als geistiger Verursacher des Kommunismus.

In der Stadt Chemnitz, die von 1953 bis 1990 seinen Namen tragen musste, erfreute seit 1971 sogar eine 40 Tonnen schwere Büste aus Bronze, der „Nischel“, die Anwohner und Besucher. Noch vor der Wiedervereinigung, am 1. Juni 1990, wurde immerhin die Stadt wieder rückbenannt. Der „Nischel“ steht allerdings immer noch.

Rund 550 Straßen, Alleen und Plätze allein in Ostdeutschland tragen immer noch den Namen von Karl Marx. Damit ist er laut Berliner Morgenpost mit Abstand der beliebteste Straßenname in Ostdeutschland. In der DDR wurde er neben Friedrich Engels als Theoretiker des Sozialismus und Kommunismus verehrt. Marx stößt bei Konservativen und Liberalen auf heftige Ablehnung. Verehrt wird er allerdings von Sozialromantikern und DDR-Nostalgikern – sowie neuerdings von Globalisierungs- und „Kapitalismus“-Kritikern.

Weg mit dem Ersatzheiligen

Der Generalsekretär des CDU-Wirtschaftsrates, Wolfgang Steiger, will das DDR-Überbleibsel beseitigen und fordert die Umbenennung. „Mehr als ein Vierteljahrhundert nach dem politischen und wirtschaftlichen Bankrott der DDR wird es Zeit, sich von den Ersatzheiligen des Kommunismus im Straßenbild in den neuen Ländern zu trennen“, sagte Steiger der Bild-Zeitung.

Auch den Namen von Engels würde er gern beseitigen sowie die der Arbeiterführer Rosa Luxemburg und Karl Liebknecht. Doch das ist schwer: Engels kommt laut Bild aktuell auf 243 Straßennamen, nach Luxemburg und Liebknecht sind zudem allein im Großraum Berlin ein halbes Dutzend Schulen benannt.

Dafür mehr Ludwig-Erhard-Straßen

„Mir fehlt dafür das Verständnis, dass in manchen Orten heute noch Hauptstraßen nach ihnen benannt sind. Nachdem mit der Deutschen Einheit neben der Freiheit auch das deutsche Erfolgsmodell Soziale Marktwirtschaft für blühende Landschaften gesorgt hat, müssten diese Straßen reihenweise nach Ludwig Erhard benannt werden“, so Steiger.

Die Deutschen, auch in den neuen Ländern, hätten Ludwig Erhard wesentlich mehr zu verdanken als Karl Marx und Friedrich Engels. Letztere hätten vielmehr für „die Ideologische Grundlage für 40 Jahre Unterdrückung“ und den folgenden „wirtschaftlichen Bankrott“ der DDR gesorgt, so Steiger.

Woher kommt die Marx-Verehrung im Westen?

Merkwürdig ist allerdings die Marx-Verehrung im Westen Deutschlands, sogar in Bayern. So gibt es in München-Neuperlach einen langen Karl-Marx-Ring, eine Hauptverkehrsstraße des Stadtteils. In Nürnberg trägt eine kleine Wohnstraße im Stadtteil Katzwang den Namen des Kommunismus-Erfinders. Diese ist allerdings, wie auch der Marxismus, eine Sackgasse.

Beobachter ordnen diese Phänomene im Westen als lokalpolitische Verirrungen der 68er-Zeit ein. Spannende Diskussionen in den Stadträten dürften hier im Fall von Umbenennungs-Anträgen vorprogrammiert sein.

(Bild/Welt/wog)