Handyspiel führte zur Katastrophe
Der beschuldigte Fahrdienstleiter hat unmittelbar vor dem Zugunglück von Bad Aibling auf seinem Handy Computerspiele gespielt. Das hat die Staatsanwaltschaft zwei Monate nach dem Zusammenstoß der beiden Züge herausgefunden. Der 39-Jährige sitzt deshalb nun wegen fahrlässiger Tötung in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hält dem Bahnbediensteten schwere Pflichtverletzung vor.
Bad Aibling

Handyspiel führte zur Katastrophe

Der beschuldigte Fahrdienstleiter hat unmittelbar vor dem Zugunglück von Bad Aibling auf seinem Handy Computerspiele gespielt. Das hat die Staatsanwaltschaft zwei Monate nach dem Zusammenstoß der beiden Züge herausgefunden. Der 39-Jährige sitzt deshalb nun wegen fahrlässiger Tötung in Untersuchungshaft. Die Staatsanwaltschaft hält dem Bahnbediensteten schwere Pflichtverletzung vor.

Bei dem Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge auf der Strecke von Holzkirchen nach Rosenheim starben am 9. Februar elf Menschen. 85 Insassen wurden teils lebensgefährlich verletzt. Die Ermittler sehen eine direkte Verbindung zwischen den Computerspielen des Fahrdienstleiters und der Ursache des Zusammenstoßes. Der Fahrdienstleiter spielte wohl über einen längeren Zeitraum bis kurz vor der Kollision der Züge aktiv auf seinem Mobiltelefon.

Es muss aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte dadurch von der Regelung des Kreuzungsverkehrs der Züge abgelenkt war.

Staatsanwaltschaft Traunstein

Auf falsche Signale folgten falsche Tastenkombinationen

Der Fahrdienstleiter habe deshalb den Zügen falsche Signale gegeben und auch bei den folgenden Notrufen am Funkgerät die falsche Tastenkombination gedrückt. Bei seiner Festnahme habe der Mann gestanden, am Handy gespielt zu haben, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese mit. „Er bestritt aber, hierdurch abgelenkt worden zu sein.“ Zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung kommen noch fahrlässige Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr hinzu. Die Ermittler legen dem Fahrdienstleiter nun nicht mehr lediglich ein augenblickliches Versagen zur Last, „sondern eine erheblich schwerer ins Gewicht fallende Pflichtverletzung“. Trotz der neuen Erkenntnisse gehen die Ermittlungen zur Unglücksursache unvermindert weiter. „Bis heute haben sich aber keine Hinweise auf technische Störungen ergeben, die Ursache oder Mitursache der Katastrophe sein könnten“, teilte die Staatsanwaltschaft ergänzend mit.

„Auf Totenstille folgten Schreie“

Auf dem Helferempfang für die Einsatzkräfte bedankte sich Ministerpräsident Horst Seehofer bei 800 Helfern für ihren Einsatz. Richard Schranke, einer der Ersten am Unglücksort, beschreibt das Unfassbare im Video vom Helferempfang.

(dpa/AS)