An der Unglücksstelle wird im gemeinsamen Gebet der Opfer gedacht. Bild: Bayerische Staatskanzlei
Bad Aibling

Menschliches Versagen führte zur Katastrophe

Die Ursache des schweren Zugunglücks in Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten ist menschliches Versagen. In einer Pressekonferenz äußerten sich die Ermittler erstmals zu den Ursachen. Danach hat der Fahrdienstleiter offenbar Regeln fahrlässig missachtet und dies auch gestanden. Ein Ermittlungsverfahren wurde eingeleitet. Für technisches Versagen gibt es keine Anhaltspunkte.

Das Zugunglück von Bad Aibling mit elf Toten und mehr als 80 Verletzten geht nach Angaben der Ermittler auf menschliches Versagen zurück. Gegen den zuständigen Fahrdienstleiter sei ein Ermittlungsverfahren eingeleitet worden, sagte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese. Auf fahrlässige Tötung stehen bis zu fünf Jahre Haft. Der Fahrdienstleiter habe sich nach anfänglicher Aussageverweigerung inzwischen ausführlich geäußert. „Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen“, sagte Giese. Es gebe keine Anhaltspunkte für technisches Versagen. Er betonte jedoch: „Es geht um menschliches Versagen mit katastrophalen Folgen, aber nicht um ein vorsätzliches Vorgehen.“ Zudem gab es keinerlei Hinweise auf Alkohol- oder Drogenkonsum bei dem Beschuldigten.

Auf der eingleisigen Strecke kam es üblicherweise im zweigleisigen Bahnhof Kolbermoor zu der Begegnung der beiden Züge. Am Unglückstag war der Zug aus Richtung Holzkirchen jedoch verspätet, ihm wurde aber nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen ein Sondersignal gegeben, das ihm die Weiterfahrt erlaubt. Dazu hob der Fahrdienstleiter ein rotes Signal aktiv auf. Nachdem er offenbar rasch seinen Fehler bemerkt hatte, wurden vom Fahrdienstleiter noch zwei Notrufe an die Lokführer abgesetzt – diese liefen jedoch ins Leere, da dafür nur wenige Sekunden blieben.

Der verheiratete 39-jährige Mann verfügt über fast zwanzig Jahre Berufserfahrung und befindet sich derzeit nach Medienberichten an einem sicheren Ort, um ihn vor der Öffentlichkeit zu schützen. Er ist psychisch angeschlagen. „Ihm geht’s nicht gut“, sagte der Oberstaatsanwalt Jürgen Branz.

Blackboxen sind sichergestellt

Rosenheims Polizeipräsident Robert Kopp bestätigte, dass alle drei Blackboxen inzwischen sichergestellt wurden. Auch weitere Aufzeichnungen über die Kommunikation, Fahrzeugakten und Aufzeichnung des Stellwerks wurden von der Polizei gesichert. 52 der 61 leichtverletzten Personen konnten bereits vernommen werden, außerdem 19 der Schwerverletzten und das Bahnpersonal. Die Fürsorge für die Betroffenen soll im Vordergrund stehen, dennoch laufen die Ermittlungen auf Hochtouren.

Schweigeminute im Kabinett

Das bayerische Kabinett hat am Dienstag mit einer Schweigeminute der Opfer des schweren Zugunglücks von Bad Aibling gedacht. Staatskanzleichef Marcel Huber nannte den Unfall und dessen Folgen „fürchterlich“. Zugleich lobte er erneut die Hilfe der vielen Haupt- und Ehrenamtlichen, die die Bilder von der Unglücksstelle sicher ihr Leben lang nicht vergessen könnten. Beim Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge bei Bad Aibling waren vor einer Woche elf Menschen gestorben, mehr als 80 Insassen wurden teils schwer verletzt.

(dpa/AS)