Freude in Jerusalem. Tote in Gaza.
Donald Trump hat mit der Verlegung der israelischen Botschaft nach Jerusalem exakt am 70. Jahrestag Israels den Druck auf die Palästinenser-Führungen verstärkt, schreibt Godel Rosenberg. Er war CSU-Pressesprecher und lebt heute in Tel Aviv.
70 Jahre Israel

Freude in Jerusalem. Tote in Gaza.

Gastbeitrag Donald Trump hat mit der Verlegung der israelischen Botschaft nach Jerusalem exakt am 70. Jahrestag Israels den Druck auf die Palästinenser-Führungen verstärkt, schreibt Godel Rosenberg. Er war CSU-Pressesprecher und lebt heute in Tel Aviv.

8,8 Millionen Israeli feiern am 14. Mai den Jahrestag der Wiedergründung des Staates Israel, am gleichen Tag verlegt US-Präsident Donald Trump die Botschaft von Tel Aviv in die umstrittene Hauptstadt Jerusalem und zur gleichen Zeit sterben 60 Palästinenser im weniger als 100km entfernten Gaza. Willkommen im Nahen Osten.

Der Reihe nach: Israel ist ein souveräner Staat, der allein über seine Hauptstadt entscheidet. Die USA haben vollzogen, was seit 1995 US-Gesetz ist. Trumps Vorgänger haben aus politischen Gründen den Umzug der Botschaft immer wieder verschoben. Israel lebt seit seiner Gründung mit Arabern im Kriegszustand, muss seit 70 Jahren Staat und Grenzen verteidigen. Gegner wie die Hamas im Gazastreifen wollen keinen Dialog, sie wollen die Vernichtung des „zionistischen Gebildes“.

Die Palästinenser streben nach einem eigenen Staat. Einverstanden, aber das geht nicht mit Gewalt, sondern nur über direkte Verhandlungen mit allen möglichen Nachbarn. Also auch mit Israel. Direkte Gespräche sind umso mehr Voraussetzung für ein nachbarschaftliches Nebeneinander, als es noch nie einen Palästinenserstaat, wie er PLO-Chef Abu Mazen vorschwebt, gegeben hat. Das ist eine Lehre auch der letzten Tage, die genau genommen, seit 70 Jahren andauern.

Israel ist stolz auf seine Leistungen in den letzten 70 Jahren und gleichzeitig traumatisiert durch seine jüngste Geschichte.

Godel Rosenberg

Israel ist stolz auf seine Leistungen in den letzten 70 Jahren und gleichzeitig traumatisiert durch seine jüngste Geschichte. Schwachsein ist die Vorstufe des Untergangs. Also zeigt Israel Stärke. Palästinenser sind traumatisiert durch Armut und Ausweglosigkeit seit Generationen. Alle Vermittler sind gescheitert und Hilfsorganisationen verhindern nur das Schlimmste, finden aber keinen Ausweg aus der Misere. Die Aufrufe zur Mäßigung an beide Seiten bei den wiederkehrenden Gewaltausbrüchen vor allem aus Europa kann man nicht mehr hören. Die Milliarden an Hilfszahlungen kommen nicht dort an, wo sie gebraucht werden, das palästinensische Volk fühlt sich von außen und von innen betrogen. Damit wird die Gewaltbereitschaft nicht abgebaut, sondern vielmehr gefördert. Und jetzt hat der Iran mit der direkten Konfrontation mit Israel auf syrischem Gebiet das Palästinenser-Problem zur Bagatelle werden lassen.

Donald Trump hat mit der Verlegung der Botschaft nach Jerusalem exakt am 70. Jahrestag Israels den Druck auf die Palästinenser-Führungen verstärkt. Er will damit sagen, dass nicht die Gründung Israels die Katastrophe (arabisch Naqba) für die Palästinenser war und ist, sondern ihr Irrglaube mit Gewalt das Ziel eines eigenen Staats zu erreichen.

Am Abend des 14. Mai, als 60 Tote zu beklagen sind, hat einer der Hamas-Führer, Khalil al-Hayya, die Demonstranten aufgefordert, nach Hause zu gehen. Er mag erkannt haben, dass die Demonstration aus dem Ruder gelaufen ist, der Blutzoll zu hoch und obendrein sinnlos ist. Er mußte zur Kenntnis nehmen, dass selbst arabische Stimmen wie zum Beispiel aus Bahrain öffentlich verkündeten: Israel hat das Recht, seine Grenzen zu verteidigen.

Der Autor

Godel Rosenberg ist geboren 1946 in Lódz (Polen), ist jüdischen Glaubens und besitzt die deutsche und israelische Staatsbürgerschaft. Nach dem Abschluss an der Deutschen Journalistenschule 1971 in München arbeitete er zunächst für diverse Tages- und Wochenzeitungen. 1978 wurde Rosenberg Pressesprecher der CSU und damit von Franz Josef Strauß. Nach dessen Tod 1988 arbeitete Rosenberg als Fernsehmoderator für den BR, bevor er 1998 mit seiner Familie nach Israel zog und die Leitung der DaimlerChrysler-Konzernrepräsentanz übernahm. Seit 2009 kümmert sich Rosenberg um die bayerisch-israelischen Beziehungen in der Auslandsrepräsentanz Bayerns in Tel Aviv.