Dem US-Verteidigungsministerium zufolge wurden von Kriegsschiffen im Mittelmeer 59 Raketen des Typs Tomahawk abgeschossen. Dabei kamen nach syrischen Regierungsangaben mindestens fünf Menschen ums Leben, darunter zwei Zivilisten. Der angegriffene Flugplatz in der Nähe des Ortes Al-Schairat sei stark zerstört worden. Aus syrischen Militärkreisen hieß es, bei dem Angriff seien zwei Start- und Landebahnen zerstört worden. Auch Treibstofflager seien getroffen worden. Trump sagte am späten Donnerstagabend (Ortszeit), mit dem Giftgasangriff vor wenigen Tagen, bei dem zahlreiche Menschen getötet wurden, habe Syrien seine internationalen Verpflichtungen sowie UN-Resolutionen verletzt.
Reaktion auf Giftgasattacke
Der US-Präsident hatte den syrischen Staatschef Baschar al-Assad für den mutmaßlichen Giftgasangriff verantwortlich gemacht, der international Entsetzen ausgelöst hatte. Dabei kamen Aktivisten zufolge mehr als 80 Menschen ums Leben. Assad wies die Verantwortung zurück.
Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen.
Donald Trump, US-Präsident
Die US-Regierung hat mit dem Angriff eine Kehrtwende in der Syrien-Politik vollzogen. US-Außenminister Rex Tillerson hatte vor einer Woche bei einem Besuch in der Türkei gesagt, das Schicksal Assads werde vom syrischen Volk entschieden. Das war eine Abkehr von der Linie der Vorgängerregierung, die dem Machthaber in Damaskus die Hauptverantwortung für den blutigen Konflikt in dem Bürgerkriegsland gab und auf seinen Sturz hinarbeitete.
Trump: „Blutvergießen beenden“
Trump sagte am Rande eines Treffens mit Chinas Staatschef Xi Jinping in Florida, von dem nun ins Visier genommenen Flugplatz sei vor wenigen Tagen ein Angriff mit Giftgas auf die von Rebellen kontrollierte Stadt Chan Scheichun ausgegangen. Dies sei ein „barbarischer Akt“ gewesen. „Ich rufe heute alle zivilisierten Nationen auf, sich uns anzuschließen“, sagte Trump. Das Blutvergießen in Syrien müsse beendet werden.
Nach Darstellung des Verteidigungsministeriums in Washington wurden russische Militärs vor dem Militärschlag informiert. Damit habe ausgeschlossen werden sollen, dass russische Soldaten Opfer des Raketenangriffes werden. Das US-Militär habe darauf geachtet, keine Bereiche des Stützpunktes zu treffen, in denen sich Russen aufhielten oder gelagerte chemische Waffen vermutet würden, berichtete der Nachrichtensender CNN. Die Luftschläge hätten das Ziel gehabt, die Regierung von Baschar al-Assad von weiteren Chemie-Waffeneinsätzen abzuschrecken, hieß es. Die Zerstörung von Flugzeugen und Infrastruktur werde die Möglichkeiten dazu einzuschränken.
Russland verurteilt Bombardement
Russland verurteilte das US-Vorgehen. „Präsident (Wladimir) Putin hält die amerikanischen Angriffe für eine Aggression gegen einen souveränen Staat, gegen das Völkerrecht, dazu noch mit einem erdachten Vorwand“, sagte Kremlsprecher Dmitri Peskow in Moskau. Das klingt zwar seltsam aus einem Land, dass den souveränen Staat Ukraine unter einem erdachten Vorwand angegriffen hat, Teile des fremden Territoriums besetzte und damit wiederholt Völkerrecht brach und immer noch bricht. Es zeigt aber auch, dass Russland seinem syrischen Verbündeten die Treue hält.
Präsident Putin hält die amerikanischen Angriffe für eine Aggression gegen einen souveränen Staat, gegen das Völkerrecht, dazu noch mit einem erdachten Vorwand.
Dmitri Peskow, Kremlsprecher
Die syrische Armee habe keine Chemiewaffen mehr, so der Kremlsprecher weiter, das habe nach der Entwaffnung auch die zuständige UN-Organisation bestätigt. Russland behauptet, bei dem Luftangriff von Assads Bombern sei unwissentlich eine Giftgasfabrik der Rebellen getroffen worden. Seit September 2015 fliegt auch Russlands Luftwaffe Angriffe in dem Land. Sie richten sich gegen die Terrormiliz IS ebenso wie gegen Rebellen, die mit der Terrormiliz verfeindet sind.
US-Außenminister Rex Tillerson erhob schwere Vorwürfe gegen Russland. Russland habe in seiner Verantwortung versagt. Er verwies auf Zusagen Russlands, chemische Waffen in Syrien zu sichern und zu zerstören.
Iran gegen Saudi-Arabien
Wie kompliziert die Interessenlage in Syrien mittlerweile ist, zeigten weitere Reaktionen. Der Iran, ebenfalls ein Verbündeter Syriens, verurteilte den US-Luftangriff scharf. „Diese militärischen Alleingänge sind gefährlich und schädlich“, sagte Außenamtssprecher Bahram Ghassemi laut Nachrichtenagentur ISNA. In der derzeitigen Lage würden diese Einsätze nur die Terroristen stärken, die noch weiter eskalieren lassen und Hoffnungen auf eine politische Lösung noch mehr erschweren.
Saudi-Arabien, der Erzrivale des Irans in der Gegend, begrüßte hingegen den Luftangriff als „mutige Entscheidung“ Trumps. Das Königreich unterstütze die amerikanische Militäroperation voll und ganz, meldete die staatliche saudische Nachrichtenagentur SPA unter Berufung auf das Außenministerium in Riad. Der Angriff sei eine Antwort auf die Verbrechen des syrischen Regimes gegen sein Volk.
(dpa)